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ATOM/075: Das vorläufig letzte Uranbergwerk Mitteleuropas wurde geschlossen (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
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Nr. 728-729 / 31. Jahrgang, 4. Mai 2017 - ISSN 0931-4288

Uranbergbau / Atomwirtschaft
Das vorläufig letzte Uranbergwerk Mitteleuropas wurde geschlossen

von Thomas Dersee


Am 27. April 2017 wurde die Urangrube in Rozna im Bezirk Zdar der Tschechischen Republik geschlossen. Sie war das letzte Uranbergwerk in Mitteleuropa. Der weitere Abbau der tschechischen Uranreserven wäre zu verlustreich. Der tschechische Staat will trotzdem auf den Uranabbau nicht ganz verzichten und sucht neue potenzielle Uranlagerstätten.

Die Uranerzlagerstätte Rozna im Bezirk Zdar lieferte seit fast 60 Jahren den Rohstoff für die Produktion von Atommüll. Mit der Schließung der letzten Uranerzgrube in Mitteleuropa geht nun auch die Geschichte des Uranabbaus in dem Land zu Ende, das früher gemeinsam mit dem deutschen Erzgebirge zur europäischen Spitze der Uranförderung gehört hat.

In der Tschechischen Republik befinden sich heute noch weitere Uranerzlagerstätten mit abbaubaren Uranreserven in Höhe von rund sechzigtausend Tonnen. Die Lagerstätten in der Umgebung von Straz pod Ralskem, wo der Uranabbau schon früher stattfand, sind die größten in Europa. Grund für die Einstellung der Uranerzförderung ist vor allem deren Unwirtschaftlichkeit. Es gibt in anderen Weltgegenden einfacher abbaubare Lagerstätten. Zudem fiel der Uranpreis in den vergangenen Jahren deutlich, noch stärker als die Erdöl- und Kohlepreise. Obwohl er sich seit Anfang dieses Jahres (2017) wieder etwas erhöht hat, reicht das nicht, den Uranabbau in Tschechien ökonomisch günstig zu beeinflussen. Die restlichen Uranreserven in Tschechien werden deshalb wahrscheinlich ungenutzt bleiben, meint der Energieexperte der Gesellschaft ENA Jiri Gavor. Der Uranpreis müßte sich mindestens um zwei Drittel erhöhen und sich langfristig auf diesem Niveau halten, damit an einen Neustart des Uranabbaus gedacht werden könnte.

Trotzdem will der tschechische Staat nicht langfristig auf seine Uranreserven verzichten. Im ursprünglichen Entwurf der staatlichen Rohstoffplanung, die noch in diesem Jahr von der Regierung verabschiedet werden sollte, war noch von Vorbereitungen zum eventuellen Abbau einer neuen Lagerstätte in Brzkov im Bezirk Jihlava die Rede. Nach Protesten der Bevölkerung heißt es jetzt nur noch allgemein, man suche nach einem Ersatz für die geschlossene Grube in Rozna. Der Staatsbetrieb Diamo hat jedoch bereits den Genehmigungsprozess für die Erkundung einen künftig möglichen Uranabbau in Brzkov eingeleitet. Schrittweise will Diamo die Lagerstätte schützen lassen, was aber die weitere Entwicklung der örtlichen Gemeinden behindern würde.

"Für die Umweltschäden, die die Uranindustrie hinterlassen hat, werden noch unsere Nachkommen bezahlen müssen. Nur für die Beseitigung der Folgen der chemischen Laugung in Straz pod Ralskem hat sich die Regierung verpflichtet, bis zum Jahr 2040 mehr als 30 Milliarden Kronen zu bezahlen," erklärte Edvard Sequens von der Schutz-Vereinigung Calla.

Nicht überall in Europa wird jedoch mit dem Niedergang des Uranabbaus gerechnet. Im Jahr 2018 will die britisch-australische Firma Berkeley Energy in Spanien die Urangrube Salamanca neu öffnen, die bis zu 10 Prozent des europäischen Uranverbrauchs decken soll. Der Abbau in der spanischen Region soll im Tagebau stattfinden und wird damit billiger sein als im Falle des Tiefabbaus im tschechischen Rozna.


Quelle: BIU/OIZP Budweis, CZAP - 27.4.2017, M. Petricek


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
www.strahlentelex.de/Stx_17_728-729_S01.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Mai 2017, Seite 1
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2017

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