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ARTENSCHUTZ/219: Pro-Walfangstaaten harpunieren Schutzgebiet im Atlantik (OceanCare)


OceanCare - News, 25. Oktober 2016

Pro-Walfangstaaten harpunieren Schutzgebiet im Atlantik


Portoroz/Wädenswil, 25. Oktober 2016. Der Versuch der Anrainerstaaten, im Südatlantik ein Walschutzgebiet einzurichten, ist gescheitert.

Der Antrag von Argentinien, Brasilien, Gabun, Südafrika und Uruguay erhielt am zweiten Tag der 66. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Portoroz mit 38 zu 24 Stimmen mit zwei Enthaltungen eine klare Unterstützung, jedoch nicht die notwendige Dreiviertel-Mehrheit. Damit verhinderte der insbesondere von Japan dirigierte Länderblock aus vorwiegend westafrikanischen und karibischen Staaten den Wunsch aller Anrainerstaaten nach einem grossen Schutzgebietes im Südatlantik.

«Dies ist nicht nur eine Niederlage für den Walschutz, sondern auch eine Diskreditierung des Wissenschaftsausschusses der IWC, der den Antrag eingehend prüfte, einstimmig als profund erklärte und klar begrüsste», sagt Fabienne McLellan von OceanCare und unterstellt den Gegnern des Schutzgebietes blankes politisches Kalkül. «Da geht es nicht um Daten über den Bedrohungsstatus von Walpopulationen oder um Gefahren, denen die Tiere ausgesetzt sind, sondern um eine Positionierung gegen eine Initiative jener Staaten, die die Zukunft der Walfangkommission im Schutz der Tiere und nicht in deren Bejagung sehen», erläutert McLellan.

Das beantragte Gebiet sollte sich südlich des Äquators von der Ostküste Südamerikas quer über den Atlantik bis hin zur Westküste Afrikas erstrecken. Es hätte das Antarktis-Schutzgebiet mit dem Walschutzgebiet im Indischen Ozean verbunden. Der Antrag beinhaltete auch erstmals einen ausführlichen Managementplan. Dieser hätte sämtliche Gefahren für die Wale adressiert und darauf abgezielt, die Nahrungs- und Fortpflanzungsgebiete sowie die Migrationskorridore der Wale zu schützen und Forschungsinitiativen sowie die Zusammenarbeit der Anrainerstaaten zu fördern.

Das Begehren wurde vom Wissenschaftsausschuss der IWC abgesegnet und von den afrikanischen IWC-Mitgliedern Südafrika und Gabun mitgetragen. «Die Entscheidung ist ein respektloser Akt gegenüber der Zusammenarbeit einer ganzen Region. Wir hoffen, dass die Antragsteller dennoch langfristig an ihrem Plan festhalten», so McLellan.

Bereits seit 1998 versuchen Länder aus Lateinamerika ein solches Schutzgebiet durch die IWC einzurichten. Der Antrag wurde aber immer wieder von jenen Ländern angefochten, die im Walfleisch einen Beitrag zur menschlichen Nahrungssicherheit sehen. Im Südatlantik leben 51 Walarten. Einige Bartenwale durchqueren das Gebiet auf ihren Wanderungen zwischen der Antarktis und tropischen Gewässern. Besonders die Bestände des Südlichen Glattwals sowie die Buckel-, Finn- und Blauwale sind in dieser Region bedroht.

Der Antrag wurde vom IUCN Weltkongress für Naturschutz befürwortet. Der Umweltminister Brasiliens reiste eigens nach Slowenien, um im Vorfeld der Abstimmung ein starkes Signal zu setzen. OceanCare hatte in einer gemeinsamen Stellungnahme gemeinsam mit EIA, Greenpeace, IFAW, NRDC, Pro Wildlife und dem WWF die Einrichtung des Schutzgebietes unterstützt.

OceanCare ist mit Nicolas Entrup und Fabienne McLellan an der IWC-Tagung in Slowenien vertreten; beide berichten regelmässig in einem Online-Blog über ihre Erfahrungen:
oceancare.org/blog

Über OceanCare
Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Im Juli 2011 erhielt die Organisation vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen. OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus an der IWC und ist seit 2015 im Wissenschaftsausschuss der IWC vertreten. In Slowenien setzt sich OceanCare auch dieses Jahr dafür ein, dass die Wale optimalen Schutz erhalten.

www.oceancare.org/walschutz



Mehr

Joint Statement: South Atlantic Whale Sanctuary
Gemeinsames Statement von EIA, Greenpeace, IFAW, NRDC, OceanCare, Pro Wildlife und WWF
http://oceancare.org/wp-content/uploads/2016/07/Statement_Walfang_IWC_Whale-Sanctuary_EN_2016.pdf

PDF: Medienmitteilung
http://oceancare.org/wp-content/uploads/2016/09/Medienmitteilung_OceanCare_IWC66_Walschutzgebiet-Südatlantik_25-10-2016_Absage.pdf

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Quelle:
News vom 25. Oktober 2016
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2016

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