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CHEMIE/016: Bisphenol A soll strenger eingestuft werden (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 11. Oktober 2012 / Chemie & Nanotechnologie

Bisphenol A soll strenger eingestuft werden



Die französische Gesundheitsbehörde ANSES hat die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) aufgefordert, den Weichmacher Bisphenol A (BPA) als fortpflanzungsgefährdend Kategorie 1 einzustufen. Zurzeit läuft BPA noch unter Kategorie 2 - Verdacht auf Fortpflanzungsgefährdung.

ANSES argumentierte, dass es inzwischen hinreichend Beweise gebe, BPA in der Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen - CLP-Verordnung (EG Nr. 1272/2008) in der gefährlicheren Kategorie einzuordnen. Der Vorschlag wird nun von dem zuständigen Ausschuss der ECHA geprüft, voraussichtlich Anfang 2013 gibt es eine öffentliche Konsultation dazu.

Forscher in der US-amerikanischen University of California, Berkeley, haben in einer neuen Studie den Zusammenhang zwischen BPA und Gesundheitsauswirkungen auf die Schilddrüse nachgewiesen. In einem Artikel Anfang Oktober veröffentlichten sie die Ergebnisse von Urin- und Blutproben von 335 schwangeren Frauen und ihren Neugeborenen. Jede Verdopplung des Gehaltes an BPA im Körper der Mutter hatte eine Abnahme des für Stoffwechsel und Kreislauf wichtigen Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4) von 0,13 Mikrogramm pro 100 ml zur Folge, was die Gefahr einer Schilddrüsenunterfunktion bedeutet. Bei neugeborenen Jungen hatte eine Verdopplung des Gehaltes an BPA im Blut eine Senkung von 9,9 Prozent bei den schilddrüsenstimulierenden Hormonen (TSH) zur Folge, ebenfalls mit einem Effekt der Schilddrüsenunterfunktion. Bei den Mädchen waren nicht so deutliche Effekte festzustellen.

Verschiedene Studien der letzten Jahre hätten gezeigt, dass zu geringe Mengen an Schilddrüsenhormonen zu Spätentwicklungen bei der Gehirnentstehung und der motorischen Entwicklung von Kindern führen können. "Es gibt gute Gründe besorgt zu sein, denn BPA ist überall in unserer Umwelt", sagte einer der beteiligten Forscher. BPA ist unter anderem in Hartplastik, der Innenbeschichtung von Konservendosen und Thermopapier von Kassenzetteln enthalten. [jg]

Pressemitteilung ANSES (französisch und englisch)
http://www.anses.fr/PMGC00WC01.htm
Artikel zur Berkeley-Studie
http://newscenter.berkeley.edu/2012/10/04/bpa-thyroid-hormone-changes/

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Quelle:
EU-News, 11.10.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2012