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FISCHEREI/004: WWF alarmiert über aktuellen UN-Report - Globale Fischereikrise verschärft sich (WWF)


WWF Presse-Newsletter - 31.01.2011

Bestandsabnahme unter Wasser

WWF alarmiert über aktuellen UN-Report: Globale Fischereikrise verschärft sich


Hamburg - Weltweit ist der Anteil überfischter und bis an ihr Maximum genutzter Fischbestände weiter gestiegen - auf 85 Prozent im Jahr 2008. Dies geht aus dem heute in Rom veröffentlichten Weltfischereireport der UN-Welternährungsorganisation (FAO) hervor. Gleichzeitig schrumpfte der Anteil nur moderat genutzter Bestände von 20 auf 15 Prozent. "Der Raubbau in den Ozeanen setzt sich ungebremst fort - und gleichzeitig verlieren wir das Reservepotenzial", erläutert Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF Deutschland. Besonders alarmierendes Ergebnis des Zustandsberichtes: 32 Prozent der Bestände gelten nun als überfischt oder bereits zusammengebrochen - ein noch nie erreichter Wert. "Für ein Drittel der weltweiten Fischbestände gilt mittlerweile Alarmstufe rot", warnt Schacht. "Die Fischereiindustrie setzt mit dieser Entwicklung die Ernährungssicherheit der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie die Gesundheit der Meere aufs Spiel." Die seit langem von Politik und Fischereiindustrie versprochene Trendwende sei ausgeblieben.

Im Jahr 2009 wurden weltweit 17,2 Kilogramm Fisch pro Kopf konsumiert, noch nie waren es mehr. Gleichzeitig lag die globale Fischproduktion bei 145 Millionen Tonnen, ein Rekordwert. Die Menge des wild gefangenen Fischs stagniert jedoch seit Jahren, während der Anteil des Zuchtfischs mit 46 Prozent eine neue Höchstmarke erreicht. "Nun ist es amtlich: Die Meere können den wachsenden Bedarf nach Fisch nicht mehr decken, fast jeder zweite Fisch kommt bereits aus Massentierhaltung" sagt Karoline Schacht vom WWF. Der WWF fordert daher, endlich den Zustand der Fischbestände in den Meeren zu verbessern, statt vorwiegend auf den Ausbau gewinnträchtiger, aber teilweise umweltgefährdender Aquakulturen zu setzen. Hier sehen die Umweltschützer insbesondere die Europäische Union in der Verantwortung: Sie ist der weltweit größte Importmarkt für Fisch und Fischprodukte mit einem Wert von 32 Milliarden Euro im Jahr 2008 und weist zudem einen überdurchschnittlich hohen Anteil überfischter Bestände in den eigenen Gewässern auf. "Der neue Kurs der EU muss heißen: Vom Raubbau zum Wiederaufbau der Fischbestände", fordert Karoline Schacht. Mit den düsteren Zahlen vor Augen müsse die EU schnellstmöglich Erholungs- und Bewirtschaftungspläne für alle EU-Fischereien erarbeiten, als Herzstück der aktuellen Reform der europäischen Fischereipolitik.

Der FAO-Bericht bestätigt zudem, dass Verbraucher neben einer hohen Qualität des angebotenen Fischs zunehmend auch Garantien für dessen nachhaltige Produktion fordern. Verbrauchern in Deutschland empfiehlt der WWF in seinem Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte, beim Einkauf auf Fische aus gefährdeten Beständen - unter anderem Thunfisch, Nordseekabeljau oder Rotbarsch - zu verzichten, während Alaska-Seelachs, oder Zuchtfische mit Biosiegel als empfehlenswert gelten.

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Quelle:
WWF Presse-Newsletter, 31.01.2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2011