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FISCHEREI/065: Pakistan - Forellen-Zuchtbetriebe mit internationaler Hilfe wiederbelebt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Februar 2013

Pakistan: Forellen springen wieder - Zuchtbetriebe mit internationaler Hilfe wiederbelebt

von Ashfaq Yusufzai


Bild: © Ashfaq Yusufzai/IPS

US-Hilfe führt zur Gesundung der Forellenzucht im Norden Pakistans
Bild: © Ashfaq Yusufzai/IPS

Peshawar, 15. Februar (IPS) - In den Flüssen der nordpakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa wimmelte es früher von Forellen, die die Briten im 20. Jahrhundert eingeführt hatten. Im Laufe der Zeit entstanden an den Ufern zahlreiche Fischzuchtbetriebe. Doch dann kamen die radikalislamischen Taliban und die Kämpfe mit der Armee, die dem Industriezweig den Garaus machten. Doch der Sektor ist dabei sich zu erholen.

Der Fischzüchter Khan Daraz aus dem Swat-Tal im Norden der an Afghanistan angrenzenden Provinz verdiente früher umgerechnet bis zu 3.000 US-Dollar monatlich durch den Verkauf von Forellen auf dem lokalen Markt. Seine Familie konnte jeden Abend Fisch essen, für den sie nichts bezahlen musste. Und Daraz wurde nie von der Sorge geplagt, irgendwann hungern zu müssen.

Doch mit dem Sturz der Taliban-Regierung in der afghanischen Hauptstadt Kabul 2001 durch die US-geführten internationalen Truppen wurde alles anders. Die selbsternannten Gotteskrieger kamen in Scharen über die Grenze. Ihre zunehmende Dominanz und Gewalt sowie die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Milizen und pakistanischem Militär in den Jahren 2007 und 2009 vergraulten die Touristen, die wichtigsten Kunden der lokalen Fischzüchter.

Zudem flohen viele Bewohner des Swat-Tals in die benachbarten Regionen von Peshawar und Mardan und ließen ihre Agrarbetriebe im Stich. Als dann noch die schweren Überschwemmungen 2010 über Khyber Pakhtunkhwa hereinbrachen, die 344 Menschen das Leben kosteten und 56.000 Häuser zerstörten, war es auch mit den letzten Fischfarmen aus und vorbei.

Mit Hilfe einer Finanzspritze der US-Entwicklungsbehörde USAID in Höhe von 5,25 Millionen Dollar kommt der Sektor jedoch langsam wieder auf die Füße. Auch Daraz ist wieder guten Mutes. "Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen Betrieb wieder eröffnen könnte", meint er heute.


Fischzucht kam in den siebziger Jahren in Gang

Obwohl die Briten bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts Forellen in den lokalen Flüssen ausgesetzt hatten, zeigte die pakistanische Regierung erst in den siebziger und achtziger Jahren ein größeres Interesse an der Entwicklung der Fischzucht im Norden des Landes, wie Pervez Khan von der Fischereibehörde in Khyber Pakhtunkhwa erklärte.

Besonderer Beliebtheit erfreuten sich bald die robusten Regenbogenforellen, die aber einheimische Arten wie die Schneeforelle verdrängten und die lokalen Ökosysteme schädigten. Daher wurden männliche Forellen gezüchtet, die steril werden, sobald sie ausgewachsen sind.

Da die Subsistenzfischerei eine wichtige Rolle bei der Nahrungssicherung spielt, nahm die Regierung diese Beschäftigung in ihre Initiativen zur Entwicklung ländlicher Regionen auf. Zwei verschiedene Typen von Fischfarmen setzten sich in der Region durch: Betriebe, in denen Forellen so lange gehegt werden, bis sie ausgewachsen sind, und andere, die bereits junge Fische vermarkten.

Vor 2007 betrugen die Einkünfte des Sektors aus dem Verkauf von marktgerechten Fischen in Swat schätzungsweise 2,1 Millionen Dollar im Jahr. Aus einer Untersuchung der Fischereibehörde von Anfang 2010 geht hervor, dass zum Zeitpunkt zur Eskalation der Umtriebe der Taliban 2006 die jährlichen Erträge von Regenbogenforellen von 162 Tonnen auf etwa 40 Tonnen gesunken sind. Ende 2007 kam die Zucht fast vollständig zum Stillstand.

Anfang 2010 meldeten die Betriebe einen Schaden von etwa einer Million Dollar im Zuge der Militäroperationen gegen die Taliban. Laut Shah Rasool, der damals auf einer Fischfarm arbeitete, verloren damit ungefähr 20.000 Menschen ihre Lebensgrundlage. Der Lehrer Muhammad Jawad aus Swat berichtet, dass in seiner Familie früher zwei Mal in der Woche Forelle auf den Tisch kam. Fisch sei wesentlich günstiger als Fleisch gewesen.


USAID unterstützt Firmen in Konfliktgebieten

Die ersten Wiederbelebungsversuche für die Forellenzucht begannen 2010 im Rahmen des 'Pakistan Firms Project' von USAID. Die Initiative verfolgt das Ziel, private pakistanische Unternehmen zu fördern, vor allem in den politisch instabilen Teilen des Landes.

Die Finanzmittel wurden in die technische Hilfe beim Wiederaufbau von Firmen investiert, die unter den Aktivitäten der Taliban und den Überschwemmungen aufs Schwerste gelitten hatten, wie Khan erläutert. Die Initiative werde im Einklang mit den staatlichen Strategien der Regierung und einem Programm der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO für Fischerei und Aquakultur vorangetrieben.

Inzwischen scheint sich die Lage für die Fischzüchter zu normalisieren. Auf den geschäftigen Märkten sind wieder zahlreiche Forellenverkäufer anzutreffen, die ihren Kunden die Ware zu erschwinglichen Preisen anbieten. Wie Pervez Khan versichert, ergänzt Fisch wieder den Speiseplan der einheimischen Bevölkerung und verschafft vielen Familien ein Auskommen. Die Darazs gehören dazu. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.epfirms.com/
http://www.fao.org/isfp/country-information/pakistan/en/
http://www.ipsnews.net/2013/02/fish-swim-against-the-taliban-tide/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 15. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2013