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GLOBAL/031: Globale Kampagne für UN-Konvention zum Schutz von 'Mutter Erde' (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Mai 2011

Umwelt: Globale Kampagne für UN-Konvention zum Schutz von 'Mutter Erde'

Von Thalif Deen


New York, 25. Mai (IPS) - Eine Koalition aus Wissenschaftlern und Umweltschützern hat eine internationale Kampagne gestartet, die 'Mutter Erde' zu einer eigenen UN-Schutzkonvention verhelfen soll.

Unter einem solchen internationalen Regelwerk, das die Rechte der Natur anerkennt, wäre es ungesetzlich, Tier- und Pflanzenarten an den Rand der Existenz zu bringen oder Wasserscheiden zu verschmutzen.

Das Abkommen ist angesichts der weltweiten Umweltzerstörung und ihrer Folgen wie Artenschwund, Wüstenbildung, Kahlschlag der Wälder, Ausdünnung der Ozonschicht und Klimawandel durchaus relevant.

"Es ist für einen Kurswechsel nicht zu spät", meinte die UN-Vize-Generalsekretärin Asha-Rose Migiro. "Allerdings läuft uns die Zeit davon."

Als vehemente Fürsprecherin der 'Allgemeinen Erklärung der Rechte von Mutter Erde' hofft Maude Barlow, Vorsitzende der Bürgerorganisation 'Council of Canadians', dass das Abkommen eines Tages den gleichen Rang einnehmen wird wie die Allgemeine Menschenrechtserklärung von 1948.

"Es brauchte viel Zeit, um die Welt zur Annahme der Allgemeinen Menschenrechtserklärung zu bewegen", sagte Barlow im IPS-Gespräch. "Der Kampf für die Rechte der Natur wird nicht leichter sein."

Am 21. April hatten Wissenschaftler und Umweltaktivisten aus aller Welt das Buch 'The Rights of Nature: The Case for a Universal Declaration of the Rights of Mother Earth and Wild Law: A Manifesto for Earth and Justice' vorgestellt.


Natur in der Umweltgesetzgebung zweitrangig

Bei seiner Präsentation in New York erklärte Shannon Biggs von der Organisation für nachhaltiges Wirtschaftswachstum 'Global Exchange', dass die bestehenden Umweltgesetze wirtschaftlichen Aktivitäten den Vorrang vor der Natur geben. "Sie legalisieren damit die Schäden an unseren Ökosystemen."

"Wir beobachten überall auf der Welt Bemühungen, dieses Modell zugunsten der Rechte der Natur zu verändern", meinte Biggs, Autorin des Buches 'Building the Green Economy: Success Stories from the Grassroots'.

Boliviens Staatspräsident Evo Morales hatte sich bereits auf der UN-Vollversammlung im April 2009 für die Verabschiedung einer Allgemeinen Erklärung der Rechte von Mutter Erde eingesetzt.

Im Dezember forderte die UN-Vollversammlung alle 192 Mitgliedstaaten in einer Resolution dazu auf, ihre Erfahrungen und Sichtweisen zu teilen, wie ein harmonisches Zusammenleben mit der Natur aussehen könnte.

Ein Entwurf der Allgemeinen Erklärung der Rechte von Mutter Erde wurde auf der Weltkonferenz der Völker zum Klimawandel und zu den Rechten von Mutter Erde angenommen und dem UN-Generalsekretär Ban Ki-moon einen Monat später vorgelegt.

Maude Barlow zufolge gründet das Konzept über die Rechte der Natur auf der Auffassung, dass die Natur ein funktionsfähiges System mit eigenen Gesetzmäßigkeiten ist. Daher müssten die Gesetze für den Menschen mit den Gesetzen der Natur kompatibel sein.

"Dies wiederum bedeutet, dass die menschliche Entwicklung in einer für die Natur nachhaltigen Weise stattfinden muss", erläuterte Barlow, eine ehemalige UN-Wasserberaterin.


Natur als Kläger

Unter einem System, dass die Rechte der Natur anerkennt, hätte theoretisch gesehen der Golf von Mexiko das Recht, das Erdölunternehmen 'British Petroleum' für die im letzten Jahr erlittene Verseuchung zu verklagen.

Auch das Meer im Umfeld des Unglückreaktors im japanischen Fukushima wäre demnach berechtigt, den Betreiber der Anlage für die nukleare Verstrahlung zur Rechenschaft zu ziehen.

Wie Barlow weiter betonte, harmoniert das Konzept der Rechte der Natur vollständig mit der UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker und ergänzt sie sogar. Sie wies darauf hin, dass einige Länder einschließlich Bolivien und Ecuador bereits Gesetze zugunsten der Rechte der Natur erlassen haben. Weitere Staaten würden in naher Zukunft folgen. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://climateandcapitalism.com/?p=2268
http://www.canadians.org/
http://www.globalexchange.org/
http://www.cop17durban.com/Pages/default.aspx
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55766

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Mai 2011