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MEER/300: 18.-22. Juni - Vereinte Nationen horchen auf (OceanCare)


OceanCare - Medienmitteilung, 14. Juni 2018

18.-22. Juni: Vereinte Nationen horchen auf


New York/Wädenswil, 14. Juni 2018: Hupende Autofahrer auf der 5th Avenue, Rockkonzerte und jubelnde Massen im Madison Square Garden, abendliche Parties und Tanzklubs - solche oder ähnliche Bilder mögen auftauchen, wenn man hört, dass zunehmender Lärm zum Thema einer internationalen Tagung im UNO-Hauptquartier in New York wird. Aber der Lärm, über den Experten aus aller Welt beraten werden, übersteigt unsere Vorstellungskraft. Es geht um vom Menschen erzeugten Lärm in einer Welt, wo sich Schall fünfmal schneller ausbreitet als in Luft. Es geht um den Lärm in unseren Ozeanen. OceanCare hat das Thema Unterwasserlärm 2004 an der UNO eingebracht. Nach 14 Jahren hat das Anliegen endgültig Gehör gefunden auf dem internationalen Parkett: Das UNO-Seerechtsabkommen führt erstmals eine Tagung durch, die sich ausschliesslich dem Unterwasserlärm widmet.

Wir brauchen die Meere wie die Luft zum Atmen. Sie versorgen Millionen Menschen mit Nahrung und beherbergen eine enorme Artenvielfalt - die zu einem erheblichen Teil noch unerforscht ist. Für einen Grossteil der Meerestierarten spielt die akustische Wahrnehmung eine zentrale Rolle, etwa um zu kommunizieren, sich zu orientieren, Beute oder Fressfeinde zu erkennen oder die Umgebung wahrzunehmen. Da ist es klar, dass mit zunehmendem Lärm Probleme entstehen. Der vom Menschen verursachte Lärmpegel im Meer ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch gestiegen. Schifffahrt und Industrie beschallen die blauen Weiten unablässig. Aber es ist vor allem der intensive - impulsive - Lärm, der zunehmend Sorge bereitet.

Explosionsschall aus Schallkanonen, sogenannte Airguns, kann bis zu 260 dB erreichen. Diese Airguns werden von Schiffen gezogen und über Wochen oder sogar Monate alle 10 bis 15 Sekunden gefeuert. So wird im Meeresgrund nach Öl und Gas gesucht. Eine neue Studie hat die Sorge, mit der Experten diesen Lärm betrachten, noch erhöht: Sie zeigte tödliche Folgen für das Zooplankton, die Basis der marinen Nahrungsnetze.

"Lärm bedroht nicht nur Wale, sondern auch Fische, Tintenfische und sogar Krill. Physische Schäden, Gehörverlust, herabgesetzte Fortpflanzungsraten und zelluläre Schäden sind nur einige der vielen schwerwiegenden Folgen", erklärt Sigrid Lüber, Präsidentin der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare. Ihre Sorge wird bestätigt von einer Literaturstudie, die von der Meereswissenschaftlerin Dr. Lindy Weilgart, Dalhousie University, Kanada, durchgeführt wurde. Sie hat 115 Studien zusammenfasst, welche die Folgen von Unterwasserlärm auf 66 Fischarten und 36 Arten von Wirbellosen untersucht hatten.

Es war Sigrid Lüber, die im Jahr 2004 das Thema Unterwasserlärm erstmals vor die Vereinten Nationen brachte. Nun sieht sie der Tagung in New York mit grossen Erwartungen entgegen. "Die Sorge über die Auswirkungen von Unterwasserlärm haben die höchste politische Ebene erreicht. Die Tagung ist eine einmalige Chance, der Generalversammlung konkrete Massnahmen vorzuschlagen. Die Zeit ist gekommen, die Lautstärke in unseren Ozeanen zu drosseln", sagt Lüber.


Die Tagung

Die 19. Tagung des Konsultationsprozesses zum Internationalen Seerecht (United Nations Open-ended Informal Consultative Process on Oceans and the Law of the Sea - ICP19) findet von 18. bis 22. Juni 2018 statt und widmet sich dem Thema "anthropogener Unterwasserlärm". Experten aus aller Welt kommen zusammen, um Wege zu finden, wie die schädlichen Folgen für die Tierwelt der Meere reglementiert und begrenzt werden können.

Das OceanCare-Team bei der Tagung besteht aus Präsidentin Sigrid Lüber, Co-Leiterin Internationale Zusammenarbeit Fabienne McLellan, sowie den Ocean-Policy-Experten Nicolas Entrup und Joanna Toole. Sigrid Lüber wird in einem Blog über ihre Erfahrungen und - hoffentlich! - Erfolge während der fünf Tage in New York berichten:
oceancare.org/blog


Side Events

• Montag, 18. Juni, 13:45 - 14:45, Konferenzraum B: A joint side event by OceanCare and the Convention on Migratory Species (CMS), co-sponsored by the Government of Monaco: The Role of Environmental Impact Assessments in Managing the Impacts of Noise on the Marine Food Web and Higher Trophic Levels

• Dienstag, 19. Juni, 13:45 - 14:45, Konferenzraum B: A joint side event by OceanCare and NRDC: Managing Ocean Noise Pollution through the new BBNJ Instrument under the UN Convention on the Law of the Sea


Über OceanCare

Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meeressäuger und Ozeane ein. Mit Forschungsund Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie dem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Im Juli 2011 erhielt die Organisation von den Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen.
www.oceancare.org



Weiterführende Informationen

Weilgart, L. 2018. The impact of ocean noise pollution on fish and invertebrates. Report for OceanCare, Switzerland. 34 pp.
https://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2017/10/OceanNoise_FishInvertebrates_May2018.pdf

Brochure by OceanCare "A Way Forward: Twelve Important Actions to Reduce Ocean Noise"
https://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2018/05/a-way-forward-web.pdf

ICP Opening Statement by OceanCare
https://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2018/06/OceanCare-Statement-ICP-19_11.06.2018_final.pdf

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Quelle:
Medienmitteilung vom 14. Juni 2018
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2018

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