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PROTEST/097: Karibik - Luxus-Bauprojekte in Antigua und Barbuda bedrohen Meeresökosysteme (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Mai 2015

Karibik: Luxus-Bauprojekte in Antigua und Barbuda bedrohen Meeresökosysteme

Von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Auf der Insel Guiana müssen Mangrovenwälder neuen Straßen weichen
Bild: © Desmond Brown/IPS

GUIANA ISLAND (IPS) - Als Gaston Brown bei den Wahlen im Juni 2014 die Arbeiterpartei von Antigua und Barbuda zum Erdrutschsieg führte, verhieß er dem Karibikstaat eine glänzende Zukunft als regionales Wirtschaftszentrum. In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit billigte er eine Vielzahl privater Investitionsprojekte in Wert von mehr als drei Milliarden US-Dollar.

Das mondänste ist das 'Guiana Island Project' der chinesischen Yida-Gruppe, das die Entwicklung der landesweit größten Freihandelszone vorsieht. Darüber hinaus stehen ein Mehrzweck-Konferenzzentrum, Villensiedlungen, ein 27-Loch-Golfplatz und ein Jachthafen auf dem Programm.

Dass die 2011 in Peking gegründete 'Yida International Investment Group' damit begonnen hat, die Mangroven auf der Insel abzuholzen, hat zu heftigen Protesten von Umweltschützern geführt. In einer Online-Petition forderten sie den Regierungschef auf, das illegale Vorgehen der Chinesen in dem Meeresschutzgebiet zu verhindern.


Bild: © Desmond Brown/IPS

Eli Fuller, Vorsitzender der Umweltweltorganisation 'Antigua Conservation Society'
Bild: © Desmond Brown/IPS

Guiana, das vor der Nordostküste Antiguas zwischen der Halbinsel Parham und der Insel Crump liegt, ist die viertgrößte Insel des Karibikstaates und Habitat des Damhirsches, des Nationaltieres von Antigua und Barbuda. Sollte in dem Gebiet ein Jachthafen entstehen, würden Riffe und Seegrasbetten zerstört, warnt Tahambey Smith, Vorsitzender der 'Environment Awareness Group' (EAG). Auch die Sicherheit der Inselbewohner sei dann in Gefahr, denn die Riffe dienten als natürliche Puffer gegen hohe Atlantikwellen.

Wichtige Brut- und Laichgebiete gefährdet

Der Erhalt der Natur für kommende Generationen sei wichtiger als ein paar neue Arbeitsplätze, so der Umweltaktivist. "Der Wert der Mangroven als Brut- und Laichgebiete für Fische, Hummer und Schalentiere ist wissenschaftlich erwiesen. In den Küstengewässern von Guiana vermehren sich auch Arten, die eigentlich in den Gewässern anderer Karibikinseln wie St. Kitts, St. Maarten oder Guadeloupe heimisch sind. Umweltsünden in Antigua, die auch unsere Nachbarn zu spüren bekommen."

Ruth Spencer, die für das Kleinkreditprogramm SGB der Globalen Umweltfazilität GEF in Antigua und Barbuda tätig ist, rät dringend zu einem Schutz der marinen Ökosysteme. "Wie können wir uns dem Klimawandel anpassen, wenn diese Systeme bedroht sind? Sind sie einmal vernichtet, wird es schwer sein, Resilienz aufzubauen."

Gerade für die kleinen Inseln habe der Klimawandel weitreichende Folgen, so auch Eli Fuller, Vorsitzender der 'Antigua Conservation Society' (ACS), die federführend an der Petition für den Erhalt der Natur in Guiana beteiligt ist. Diese macht geltend, dass die Insel Teil eines gesetzlich festgelegten Schutzgebietes ist.

"Mangroven-Habitate tragen dazu bei, die Küstenerosion aufzuhalten, die durch den Klimawandel verstärkt wird. Zudem ist mit heftigeren Stürmen, längeren Dürren und schlimmeren Fluten zu rechnen. Mangroven können außerdem Sedimente zurückhalten, die durch starke Niederschläge oder Überschwemmungen von der Insel fortgeschwemmt werden", so Fuller. Auf diese Weise könnten Korallen oder Grasbetten gerettet werden, die durch die Ablagerungen zerstört würden. Wenn die Riffe geschützt würden, könnten sie der durch den Klimawandel verursachten Korallenbleiche besser Widerstand leisten.

Premierminister Brown wirft den Umweltaktivisten hingegen eine "fundamentalistische" Haltung vor. Er räumte ein, dass "manche Tierarten möglicherweise vernichtet werden müssen", wenn die Regierung ihre Entwicklungsprojekte voranbringe. "Meine Regierung muss nicht in Umweltschutz unterwiesen werden", betont er.

Fuller drohte jedoch, dass die Umweltschützer Brown für Gesetzesübertretungen zur Rechenschaft ziehen würden. (Ende/IPS/ck/20.05.2015)


Link:
http://www.ipsnews.net/2015/05/development-threatens-antiguas-protected-guiana-island/

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IPS-Tagesdienst vom 21. Mai 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2015

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