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SOZIALES/085: Dürre und Flut treiben weitere 100 Millionen Menschen in die Armut (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. November 2015

Klima: Dürre und Flut treiben weitere 100 Millionen Menschen in die Armut

von Thalif Deen


Foto: 'The Teff Harvest, Northern Ethiopia (3131617016)' von A. Davey, aus: Where I Live Now: Pacific Northwest - The Teff Harvest, Northern Ethiopia. Uploaded by Elitre. Lizenziert unter CC BY 2.0 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Teff_Harvest,_Northern_Ethiopia_(3131617016).jpg

Teffhirse-Ernte in einem trockenen Gebiet im Norden Äthiopiens
Foto: "The Teff Harvest, Northern Ethiopia (3131617016)" von A. Davey, aus: Where I Live Now: Pacific Northwest - The Teff Harvest, Northern Ethiopia. Uploaded by Elitre. Lizenziert unter CC BY 2.0 über Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Teff_Harvest,_Northern_Ethiopia_(3131617016).jpg

NEW YORK (IPS) - Der Klimawandel könnte das wichtigste der UN-Nachhaltigkeitsziele, Hunger und Armut bis zum Jahr 2030 auf globaler Ebene zu beseitigen, für die ärmsten Erdenbewohner verhindern, warnt die Weltbank in einer kürzlich erschienenen Studie. Bereits jetzt mache es der Klimawandel vielen Menschen unmöglich, einen Weg aus der Armut zu finden, geht aus dem am 9. November veröffentlichten Bericht hervor. "Ohne eine rasche, inklusive und klimagerechte Entwicklung sowie Anstrengungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen zum Schutz der Armen drohen bis zum Jahr 2030 mehr als 100 Millionen weitere Menschen zu verarmen."

Die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs), die im September von mehr als 160 Staats- und Regierungschefs angenommen wurden, sind ein integraler Bestandteil der Post-2015-Entwicklungsagenda der Weltorganisation.

Der Report mit dem Titel 'Shock Waves: Managing the Impacts of Climate Change on Poverty', der im Vorfeld des kommenden Weltklimagipfels vom 30. November bis 11. Dezember in Paris verbreitet wurde, sieht die Armen bereits jetzt durch die Folgen der Klimaveränderungen stark betroffen.


Missernten, Krankheiten, Hitzewellen

Dazu zählen Missernten, geringere Niederschläge, ein rapider Anstieg der Nahrungsmittelpreise nach Wetterextremen sowie das vermehrte Auftreten von Krankheiten nach Hitzewellen und Überschwemmungen. Derartige 'Schockwellen' könnten hart erarbeitete Fortschritte zunichte machen und irreversible Verluste nach sich ziehen. Insbesondere in Afrika und Südasien seien die Menschen in Gefahr, wieder in Armut zurückzufallen.

Laut der Studie sind die Ärmsten den Folgen von Fluten, Dürren und Hitzeperioden weitaus schutzloser ausgesetzt als die Durchschnittsbevölkerung und büßen einen größeren Teil ihres Besitzes ein. Etwa 85 Prozent der Bevölkerung der 52 Staaten, zu denen Daten vorlagen, leben in Ländern, in denen die Armen überdurchschnittlich von Dürren betroffen sind. Dort wird voraussichtlich die Produktion von Nahrungsmitteln infolge der Klimaveränderungen sinken.

"Aus dem Report geht klar hervor, dass ein Ende der Armut nur dann möglich ist, wenn wir wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Gefährdung der Armen durch den Klimawandel zu mindern und schädliche Emissionen drastisch begrenzen", erklärte Weltbankpräsident Jim Yong Kim. "Der Klimawandel trifft die Ärmsten am härtesten. Für uns liegt die Herausforderung darin, Millionen von Menschen vor extremer Armut durch das sich verändernde Klima zu bewahren."

Harjeet Singh von der Organisation 'ActionAid' ist der Ansicht, dass die Warnungen der Weltbank nichts Neues beinhalten. Die Studie stelle aber richtigerweise in den Vordergrund, dass das Problem der Armut nicht ohne Maßnahmen gegen den Klimawandel angegangen werden könne. Arme Menschen und Länder seien anfälliger für die Konsequenzen des Klimawandels, weil es ihnen an Kenntnissen über und an finanziellen Mitteln für Gegenmaßnahmen fehle.

Die Weltbank habe in der Vergangenheit Entwicklungsländer auf fragwürdige Art und Weise dazu gezwungen, ihre staatlichen Ausgaben für die Bereitstellung grundlegender Dienstleistungen und den Schutz für die wirtschaftlich schwächere Bevölkerung zu senken, kritisierte der Aktivist. Die Bank werde sich erst dieser Probleme annehmen müssen, bevor sie die Vorgaben aus der Studie umsetzen könne.


Ärmsten fehlt Geld für Anpassungsmaßnahmen

Die politische Analystin Louise Whiting von der Organisation 'WaterAid' in London erklärte, dass die Ärmsten den geringsten Anteil der Finanzmittel erhielten, die für Anpassungen an den Klimawandel bereitgestellt würden. "Nach unseren Recherchen sind allein in Bangladesch schätzungsweise 38 Millionen Menschen im Zeitraum 2015 bis 2050 durch klimawandelbedingte Naturkatastrophen gefährdet."

Die Klimatrends auf der Welt führten zu einem Ende der Entwicklung und jeglichen Fortschritts bei der Bekämpfung der extremen Armut, warnte Whiting. Für Familien, die im Elend lebten und kaum Zugang zu sauberem Wasser und guten Sanitäranlagen hätten, bedeuteten die längeren Trockenperioden und immer intensiveren Monsun-Regenfälle, dass die Ergebnisse ihrer jahrelangen Arbeit zerstört würden. "Grundlegende Dienstleistungen wie die Bereitstellung sauberen Wassers und sanitärer Einrichtungen hilft den Gemeinden dabei, sich rascher zu erholen und sich besser gegen Klimaextreme zu wappnen."

Die Expertin sprach sich für eine größere Unterstützung für die Regierungen von Entwicklungsländern bei der Planung und Durchführung von Projekten gegen extreme Armut aus, während die Bevölkerung mehr Hilfe bei der Stärkung ihrer Resilienz gegen den Klimawandel erhalten solle. (Ende/IPS/ck/13.11.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/11/climate-change-may-increase-worlds-poor-by-100-million-warns-world-bank/

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IPS-Tagesdienst vom 13. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2015

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