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URBAN/006: Bahrain - Urbanisierung verschlingt Farmen, Kampagne zur Rettung von Agrarland (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Januar 2011

Bahrain: Urbanisierung verschlingt Farmen - Kampagne zur Rettung von Agrarland

Von Suad Hamada


Manama, 6. Januar (IPS) - Umweltschützer haben eine Kampagne zur Rettung der letzten Agrarflächen Bahrains gestartet. In dem 1,2 Millionen Menschen zählenden Königreich fielen bereits 70 Prozent aller Farmen der Urbanisierung zum Opfer. Dem Land droht nun eine schwere ökologische Krise.

Der kleine Inselstaat im Persischen Golf ist emsig bemüht, dem Meer neues Land abzutrotzen. Gleichzeitig fordert die um sich greifende Verstädterung im Umkreis der Hauptstadt und im Norden des Landes ihr Tribut und verwandelt die ländlichen Gebiete in Wohnareal.

"Ich weiß, dass wir ein ernstes Wohnraumproblem haben und tausende Familien seit Jahren darauf warten, dass ihnen die Regierung Häuser zuweist", sagt Khawla Al Muhanadi, Vorsitzende der Umweltfreundlichen Gesellschaft Bahrains. "Doch ist es völlig inakzeptabel, Bauernland in Wohngebiete umzuwandeln, zumal die Hälfte Bahrains aus Wüsten besteht.

Vor einigen Monaten wurden drei größere Anwesen im Umfeld der Hauptstadt Manama zerstört, um einem Wohnprojekt Platz zu machen. Das gleiche Schicksal droht zwei Farmen in Sanabis und Burhama. Die meisten Höfe sind über 150 Jahre alt, gehören der Regierung und liegen innerhalb des landwirtschaftlichen Gürtels. Sie niederzureißen, würde Bahrains Grundwasser versiegen lassen. Bereits 2007 waren die erneuerbaren Wasserreserven pro Kopf der Bevölkerung laut dem 'World Resources Institute' auf 154,5 Kubikmeter zurückgegangen.


Hoffen auf Inkrafttreten von Palmenschutzgesetz

Umweltschützer versuchen derzeit die Abgeordneten des Inselarchipels zur Aktivierung eines Gesetzes zu gewinnen, das den Schutz von Palmenhainen vorsieht. Das Gesetz war 1983 verabschiedet aber nie umgesetzt worden. Es sieht Geldstrafen in Höhe von 1.300 US-Dollar für jede zerstörte Palme vor.

Auch wenn Bahrain mit seinen 700 Quadratkilometern verhältnismäßig klein ist - der Stadtstaat Hamburg ist größer - wurde es einst aufgrund seines Wasserreichtums das Land der eine Million Palmen genannt. Bevölkerungswachstum und der steigende Wasserkonsum bringen das kostbare Nass zum Versiegen.

Der Minister für Gemeinden und städtische Verwaltung, Juma Al Kaabi, will mit einer Agrarstrategie im Interesse der nationalen Ernährungssicherheit retten was zu retten ist. Die Regierung habe an der negativen Entwicklung keine Schuld, versicherte er. Vielmehr sei das Problem durch Verstädterung, Wasserknappheit und die Entscheidung vieler bahrainischer Bauern entstanden, sich nach einer weniger beschwerlichen Arbeit umzusehen.

Bahrain verfügt über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 6.400 Hektar, die zu 69 Prozent ausgelastet ist. Den Plänen Al Kaabis zufolge sollen nun alle Ländereien bäuerlich bewirtschaftet werden. Die Einnahmen tragen nach offiziellen Angaben zu 23 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet 40,5 Millionen US-Dollar jährlich bei. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2011