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WALD/217: Abholzung in Brasilien nimmt wieder zu (ARA Magazin)


ARA Magazin 24, 2018/19 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

Abholzung in Brasilien nimmt wieder zu


Vor einem Jahr war er noch ein weitgehend unbekannter Hinterbänkler, jetzt ist er Präsident von Brasilien. Jair Bolsonaro, von einigen als "Tropen-Trump" tituliert, macht keinen Hehl daraus, dass er Umweltschutz in erster Linie als ein Hindernis für die Entwicklung des Landes betrachtet. Etwas, das dem Land die Luft abschnürt, wie er sagt. Aus dem Pariser Klimaabkommen will er aussteigen. Stattdessen wünscht er sich asphaltierte Straßen durch den Regenwald, Minen in Indianerreservaten und weniger Umweltauflagen für die Landwirtschaft.

Kaum im Amt hatte er angekündigt, das Umweltministerium im Agrarministerium aufgehen zu lassen. Davon abgebracht haben ihn wohl weniger die Proteste der Umweltschützer, als Warnungen der mächtigen Agrarindustrie, dass das Vorhaben ihre Exporte schädigen könnte. Die empfindlichen Europäer könnten Ärger machen, wenn Umweltstandards gesenkt würden, fürchten die Großbauern. Dennoch betont Bolsonaro, die Umwelt dürfe dem Fortschritt nicht im Wege stehen, Kontrollen und Strafen sollen verringert werden.

Damit setzt er eine Entwicklung fort, die bereits sein Vorgänger im Amt in die Wege geleitet hatte. Schon unter der Regierung Temer wurden die Budgets der Umweltbehörde IBAMA, des nationalen Instituts für Biodiversität und der Indigenenbehörde FUNAI drastisch gekürzt.

Außerdem hat der Oberste Gerichtshof im März eine Klage von Umweltschützern gegen das neue Waldgesetz abgewiesen. Ein wichtiger Teil dieses Gesetzes ist eine weitgehende Amnestie von Strafen für bereits begangene Abholzung.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass offiziellen Zahlen zufolge die Abholzung im Amazonasgebiet zwischen August 2017 und Mai 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent zugenommen hat. Die Waldschädigung (Degradierung) hat sich im selben Zeitraum sogar mehr als verdoppelt. Sie gilt als Wegbereiter für die komplette Abholzung.

Es steht zu befürchten, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Die Angst, für illegale Abholzungen bestraft zu werden, sinkt weiter. Die Agrarlobby setzt fest darauf, dass weitere Amnestien folgen werden.

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Quelle:
ARA Magazin 24, 2018/19, Seite 3
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2019

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