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WALD/239: Brasilien - Abholzung im Amazonasgebiet auf höchstem Wert seit zehn Jahren (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Brasilien

Abholzung im Amazonasgebiet auf höchstem Wert seit zehn Jahren


(Montevideo, 19. November 2019, la diaria) - Von August 2018 bis Juli 2019 wurden im brasilianischen Amazonasgebiet 9.762 Quadratkilometer Wald abgeholzt. Das ist die höchste Zahl seit 2008, als von der Abholzung sogar fast 13.000 Quadratkilometer betroffen waren - eine Fläche mit einer Ausdehnung ähnlich der des uruguayischen Departamentos Cerro Largo. In den zwölf Monaten nahm die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet im Vergleich zu den zwölf Monaten vorher um 29,5 Prozent zu. Diese Daten veröffentlichte das INPE, das Nationale Institut für Weltraumforschung (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais). Die Zahlen stammen aus dem Projekt zur satellitengesteuerten Überwachung der Entwaldung in der Region "Amazonia legal", die alle neun Bundesstaaten des Amazonasbeckens umfasst.

Der bis einschließlich Juli 2019 verzeichnete Verlust des Urwaldes fällt in eine Zeit, in der in Brasilien eine Regierung die Macht übernommen hat, die feindselige Reden hinsichtlich der Erhaltung der Umwelt und der Eingrenzung geschützter Gebieten schwingt. Außerdem wüteten im Amazonasgebiet im August 2019 heftige Feuer, die als die größten der letzten zehn Jahre gelten. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro machte soziale Organisationen dafür verantwortlich. Verschiedene Politiker*innen und Aktivist*innen aber weisen auf die Brände als Mechanismus der Entwaldung und Vorbereitung der Böden für die landwirtschaftliche Nutzung hin. Wie brasilianische Medien berichteten, wurden teilweise Landwirte dazu aufgerufen, Land zu verbrennen.


Minister machen Bergbau, Holzfäller*innen und Landbesetzungen verantwortlich

Für die Veröffentlichung der Studie des INPE waren der Wissenschaftsminister Marcos Pontes sowie der Umweltminister Ricardo Salles zuständig. Auf der entsprechenden Pressekonferenz wurden keine Fragen von Journalist*innen beantwortet, wie der Fernsehsender Globo berichtet. "Die Gründe für den Anstieg [der Abholzung] sind die, die wir seit dem Jahr 2012 kennen: der Druck durch größtenteils illegale wirtschaftlichen Aktivitäten. Wir benötigen Strategien, um diesen Einhalt zu gebieten", so Salles am 18. November 2019 und nannte den Bergbau, den Holzschlag und die Landbesetzung als Beispiele für diese illegalen Aktivitäten. Er sagte, dass die Regierung einen "Umweltschutz der Ergebnisse" und eine "alternative, nachhaltige Wirtschaft" für die Amazonasregion verfolge. Weiterhin bestätigte er, sich am 19. November 2019 mit den Gouverneuren der neun Bundesstaaten des Amazonasgebietes treffen zu wollen.

Ein Großteil der abgeholzten Gebiete, etwa 84 Prozent, finden sich in nur vier Bundesstaaten. Der mit dem größten Anteil ist Pará, wo ungefähr 40 Prozent der Gesamtfläche, also über 3.800 Quadratkilometer, abgeholzt wurden. Es folgen Mato Grosso mit 17,26 Prozent, Amazonas mit 14,56 Prozent und Rondônia mit 12,75 Prozent.


Kritik an der Regierung

Laut Globo stellen verschiedene Bürger*innenorganisationen, die sich mit dem Umweltschutz beschäftigen, das Vorgehen der Regierung in Frage. Der Koordinator der öffentlichen Arbeit von Greenpeace, Marcio Astrini, sagte dem Sender, dass die Regierung damit aufhören solle, zu untersuchen und stattdessen "eine korrekte Antwort auf das Problem geben muss". Er erklärte, dass es im Amazonasgebiet "viel billiger ist, die Abholzung zu bekämpfen, als wiederaufzuforsten", da es sich "um ein Gebiet handelt, welches schwer zugänglich ist und und man jahrzehntealte Wälder wieder auffüllen müsste". Er fügte hinzu, dass die Verluste "hauptsächlich in geschützten Gebieten" entstehen würden, für die "es kein Zurück gibt". In einer Mitteilung erklärte die Naturschutzorganisation "WWF World Wide Fund for Nature", dass "das Ausmaß der abgeholzten Wälder schwindelerregende Größenordnungen angenommen hat. Wenn die Regierung des Landes ihre Einstellung zu dem Thema nicht radikal ändert, wird es im nächsten Jahr noch schlimmer. Dies würde bedeuten, dass das Land in Sachen Schutz des Amazonasgebietes einen Rückschritt von 30 Jahren macht."


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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2019

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