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WIRTSCHAFT/017: Barbados - Müllverbrennungsanlage soll Abhängigkeit von Ölimporten reduzieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Juli 2012

Barbados: Müllverbrennungsanlage soll Abhängigkeit von Ölimporten reduzieren

von Desmond Brown


Hier entsteht die Müllverbrennungsanlage 'Cell Four' in Vaucluse, Barbados - Bild: © Desmond Brown/IPS

Hier entsteht die Müllverbrennungsanlage 'Cell Four' in Vaucluse, Barbados
Bild: © Desmond Brown/IPS

Bridgetown, Barbados, 20. Juli (IPS) - Barbados hat den Startschuss für den Bau einer Müllverbrennungsanlage gegeben. Der Inselstaat will damit seine Energiequellen weiter diversifizieren, um seine Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern.

"Die Kosten für Brennstoffe machen den größten Faktor in unseren Außenhandelsbeziehungen aus", sagte Premierminister Freundel Stuart zum Abschluss der ersten Bauphase der mehrere Millionen US-Dollar teuren Anlage mit dem Namen 'Cell Four'. "Wir brauchen aber Brennstoffe, um Energie und Güter produzieren zu können und um den Verkehr am Laufen zu halten." Diese drei Sektoren seien für 80 Prozent des Brennstoffverbrauchs der Insel verantwortlich.

Energieminister Denis Lowe betonte, dass es auch ökonomisch sinnvoll sei, den Haushaltsmüll der 285.000 Bürger des Landes zu Energie umzuwandeln statt ihn einfach zu vergraben. "Unser Appetit nach Energie ist praktisch unersättlich", sagte er. "Es ist in unser aller Interesse, alternative Möglichkeiten zu ergreifen, um Energie zu produzieren - nicht zuletzt, um die Energiekosten zu senken."


Ban Ki-moon: Energiesektor umbauen

Barbados folgt damit dem Aufruf von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der kürzlich die kleinen Inselstaaten dazu aufgefordert hat, sich von den bisher notwendigen Importen fossiler Energien zu befreien. Stattdessen sollen sie ihren Energiesektor so umbauen, dass er auf der einen Seite modern und effizient werde, auf der anderen Seite erneuerbare Energiequellen nutze.

Premierminister Stuart erklärte, er sei in dieser Frage einer Meinung mit dem UN-Generalsekretär. Im vergangenen Jahr habe der Staat vier Millionen US-Dollar für den Import von Öl ausgegeben - das seien sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dadurch seien die Produktionskosten in die Höhe getrieben und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft des Landes eingeschränkt worden.

"Wir kleinen Inselstaaten haben in der Regel keine gut ausgebauten konventionellen Energieproduktionsanlagen. Aber wir haben ein grenzenloses Potenzial für erneuerbare Energieformen", sagte Stuart. "Die Frage ist nur: Wie können wir mit unseren begrenzten wirtschaftlichen Ressourcen dieses Potenzial in ein bezahlbares Produkt umwandeln?"

Einen Anfang hat das Land jedoch bereits gemacht. Neben erfolgreichen Energiesparprogrammen gibt es bereits mehrere Projekte zum Ausbau nachhaltiger Energie. Unter anderem wurden mehr als 40.000 Solarheizanlagen auf Privat- und Geschäftshäusern installiert.

Barbados hat den fünfthöchsten Anteil an Nutzern von Solarheizenergie weltweit. Jährlich spart das Land dadurch laut Stuart 12,95 Millionen US-Dollar an Energiekosten ein. Für den Premierminister zeigt diese Erfolgsgeschichte, dass die Kombination von lokalem Unternehmergeist, Verbraucherschutz und Unterstützung durch die Regierung in Form finanzieller Anreize das Energie-Paradigma eines Landes verändern kann.

Die Müllverbrennungsanlage Cell Four ist Teil des größeren Industriekomplexes 'Mangrove Pond' in Vaucluse, St. Thomas, im Zentrum der Insel. Die 12,5 Millionen Dollar teure Abfalldeponie wiederum gehört zum integrierten Abfallmanagementprogramm, für das die Regierung insgesamt 188,5 Millionen Dollar in die Hand genommen hat. Durch die Verbrennung von täglich 350 Tonnen Müll sollen zehn bis 14 Megawattstunden Strom generiert werden.

Um die Umweltbilanz noch weiter zu verbessern, soll die Müllverbrennungsanlage darüber hinaus mit Wind- und Sonnenenergie betrieben werden. Klimaschädliche Methangase sollen aufgefangen und ebenfalls in Energie umgewandelt werden. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.caribjournal.com/2012/07/10/barbados-commissions-new-landfill-as-part-of-waste-to-energy-plan/
http://www.ipsnews.net/2012/07/new-waste-to-energy-facility-helps-barbados-toward-greener-economy/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. Juli 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2012