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WASSER/003: Mit Wasserschutzgesetzen Leben retten - Bericht zur Wasserwoche in Stockholm (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. September 2010

Umwelt: Mit Wasserschutzgesetzen Leben retten - Bericht zur Wasserwoche in Stockholm

Von Brenda Sorensen


Stockholm, 8. September (IPS/IDN*) - Wasser ist ein Lebenselixier. Dort wo es fehlt oder verunreinigt ist, wüten Krankheit, Not und Tod und brechen ganze Habitate zusammen. Um den angeschlagenen Planeten Erde in seinen vielfältigen Lebensformen zu retten, müssen nach Ansicht des UN-Umweltprogramms (UNEP) Wassergesetze verabschiedet werden, die auch die Interessen der Natur vertreten.

Wie UNEP in einer am 7. September auf der Weltwasserwoche in Stockholm vorgestellten Studie betont, werden bis 2020 weltweit 135 Millionen Menschen an vermeidbaren Krankheiten sterben, sollte die weltweite Wasser- und Sanitärversorgung nicht verbessert werden. Darüber hinaus werde sich der Artenschwund fortsetzen, der sich längst in Gewässern und Feuchtgebieten bemerkbar mache.

In Nordamerika hat die Kontaminierung der Frischwasserreserven dazu geführt, dass 27 Prozent der darin lebenden Tiere vom Aussterben bedroht sind. In Kroatien und Europa trifft dies sogar für mehr als ein Drittel zu. Dieser Trend wird sich aufgrund der zunehmenden Weltbevölkerung weiter potenzieren.


Bevölkerungswachstum und Wasserkrise

Die internatonale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, immer mehr Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen, ohne die Frischwasser-Ökosysteme zu gefährden. Doch um eine globale Wasserkrise zu verhindern, seien Gesetze erforderlich, die auch die besonderen Belange der Natur berücksichtigten, so UNEP in dem Bericht 'The Greening of Water Law: Managing Freshwater Resources for People and the Environment'.

"Gesetze schaffen die Strukturen, die die Umsetzung neuer Maßnahmen möglich machen", meint dazu Gabriel Eckstein, einer der führenden Autoren der Studie. Damit der Wasserbedarf von Mensch und Umwelt gedeckt werden könne, seien signifikante Gesetzesänderungen erforderlich.

Der Report führte etliche Beispiele für 'grüne' Wassergesetze an. So verfügt der australische Bundesstaat New South Wales über ein Wasser-Management-Gesetz, dass vorschreibt, im Fall einer schweren Wasserkrise zunächst die Bevölkerung und Gemeinden und gleich danach die Natur mit Wasser zu versorgen. In Paraguay muss im Notfall ebenso verfahren werden.


Wirtschaftlicher Gewinn

"Solche Gesetze erkennen den immensen Wert der Frischwasserreserven an", so Eckstein. "Müssten wir Feuchtgebiete mit ihrem enormen Dienstleistungspotenzial künstlich erschaffen, wären extrem hohe Investitionen in riesige Wasserreinigungsanlagen erforderlich." Die Ökosysteme funktionieren wie riesige Wasserfilter, die auf natürliche Weise reinigen und entgiften. Der Wert ihrer Leistungen wird auf 15 Billionen US-Dollar geschätzt.

Die Frischwasserressourcen fallen auch in den Handlungsbereich der Grünen Wirtschaftsinitiative, die Regierungen dabei helfen soll, ihre Volkswirtschaften mit Hilfe sauberer Maßnahmen und Technologien, erneuerbaren Energien, einem nachhaltigen Wassermanagement und anderen Strategien zu 'begrünen'.

Die Frischwasservorräte zu verwalten ist zudem Eckpfeiler eines Projekts, das sich 'The Economics of Ecosystems and Biodiversity (Die Wirtschaftlichkeit von Ökosystemen und Artenvielfalt - TEEB) nennt und beim UNEP in Kenia angesiedelt ist. Aufgabe der TEEB ist es, Richtlinien für politische Entscheidungsträger im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu erarbeiten.


Zugang zu Frischwasser begrenzt

Obwohl die Erde zu zwei Dritteln aus Wasser besteht, lassen sich nur 2,5 Prozent als Frischwasser nutzen. Da sich der größte Teil in großer Tiefe und in Gletschern befindet, bleibt für den Menschen nur ein Prozent, um seinen Wasserbedarf zu decken. Der UNEP-Bericht warnt, dass diese ohnehin schon begrenzten Vorräte unter einem unerhörten Druck stehen. Regionale und nationale Entscheidungsträger müssten dringend ermutigt werden, Wasser nachhaltiger zu nutzen.

Ökologische Überlegungen in 'grünen' Wassergesetzen zu berücksichtigen, werde sich in vielerlei Hinsicht - wirtschaftlich, sozial und ökologisch - rentieren, heißt es in dem Report. Darüber hinaus sind grüne Wassergesetze geeignete Instrumente, um auch multilateralen und internationalen Verpflichtungen, wie etwa in den Millenniumszielen zur Armutsbekämpfung formuliert, durchzusetzen.

Der Report betont, dass Übernutzung, Verschmutzung und andere menschliche Aktivitäten Frischwasser-Ökosystemen erheblich zugesetzt haben. Die Wasserverschmutzung beeinträchtigt auch die Fähigkeiten von Feuchtgebieten, in ästhetischer, erzieherischer, kultureller und geistiger Hinsicht von Wert zu sein. Auch die Bedeutung für den Tourismus dürfe nicht unterschätzt werden.

Es gibt eine Vielzahl von Beispielen, um den wirtschaftlichen Wert intakter Feuchtgebiete zu belegen. "Es ist offensichtlich, dass eine saubere und gesunde Umgebung nicht nur entscheidend für die Integrität der Arten, Habitate und andere Aspekte der natürlichen Umwelt ist, sondern auch für Nachhaltigkeit und das stete Vorankommen der Menschen und menschlichen Gemeinschaften." (Ende/IPS/kb/2010)

* Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte Informations- und Analysendienst IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland.


Links:

http://www.unep.org

http://www.worldwaterweek.org

http://www.indepthnews.net/news/news.php?key1=2010-09-
08%2000:28:57&key2=1

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2010