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WASSER/055: Kenia - Seen im Westen trocknen aus, menschengemachtes Problem (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Januar 2012

Kenia: Seen im Westen Kenias trocknen aus - Menschengemachtes Problem

von Peter Kahare

Krokodil-Kadaver auf dem ausgetrockneten Grund des Kamnarok-Sees - Bild: © Peter Kahare/IPS

Krokodil-Kadaver auf dem ausgetrockneten Grund des Kamnarok-Sees
Bild: © Peter Kahare/IPS

Rift Valley, Kenia, 19. Januar (IPS) - Vor einigen Jahren waren der Kamnarok- und der Ol Bollosat-See in Kenia intakte Ökosysteme, die sich im Einklang mit der Natur befanden. Menschliche Aktivitäten haben jedoch dazu geführt, dass die Gewässer zunehmend austrocknen. Seitdem nimmt dort eine Katastrophe nach der anderen ihren Lauf.

"Der Kamnarok-See und die wildlebenden Tiere sind bedroht. Die Entwicklung hat auch für die Menschen im Umkreis des Sees verheerende Folgen", sagt Elijah Chemitei, der als Wildhüter in Baringo County in der Provinz Rift Valley arbeitet. Doch Schuld habe der Mensch, weil er die umliegenden Wälder abgeholzt habe, um Holzkohle herzustellen und Felder und Weiden anzulegen.

Der Kamnarok liegt im ariden Gebiet von Baringo. Er ist der einzige See des Landes, der aus dem toten Arm eines Flusses entstanden ist. In dem halbmondförmigen Gewässer lebte früher die zweitgrößte Krokodilpopulation Afrikas nach dem Tschad-See.

"Einst gab es in dem See mehr als 30.000 Krokodile, inzwischen sind es weniger als 5.000. Viele sind verendet und andere haben sich in den Kerio-Fluss zurückgezogen", berichtet Chemitei. "Wildlebende Tiere im Rimoi-Reservat nahe dem See sind gefährdet. Und der Tourismus ist allgemein in Schwierigkeiten." Die Bewohner von Baringo fürchten nun um ihre Nutztiere. Berichten zufolge wurden zahlreiche Ziegen am Ufer des Kerio-Flusses von den Reptilien gerissen.

Der Kamnarok-See werde indes immer flacher und kleiner, so Chemitei. Von ursprünglich zehn Quadratkilometern ist er auf zwei Quadratkilometer geschrumpft. In den umliegenden Wäldern wird inzwischen Landwirtschaft betrieben, bei Regenfällen Erdreich in den See gespült.

Einst diente der Kamnarok-See mehr als 500 Elefanten und zehn weiteren Säugetierarten aus dem Rimoi-Reservat als Tränke. Doch die Tierpopulationen nehmen ab. Betroffen sind auch Antilopen, Buschböcke, Warzenschweine, Leoparden und Büffel, deren Bestände zudem von Wilderern bedroht sind. Angesichts dieser Entwicklungen bleiben immer mehr Touristen aus. Chemitei und seine Kollegen machen sich dafür stark, dass die Menschen, die sich am See niedergelassen haben, wieder verschwinden.


Gegenmaßnahmen gefordert

Albert Lagat von der Esageri-Sabatia-Umweltorganisation hält Handeln für dringend geboten, um den See zu retten. Die Vereinigung pflanzt Bäume in Zonen, die von Entwaldung betroffen sind. Die Flüsse Ketipborok, Cheplogoi, Oiwo und Chelabei, die in den Kamnarok-See münden, seien entweder schon völlig ausgetrocknet oder führten nur noch saisonweise Wasser, nachdem ihre Quellgebiete zerstört worden seien, warnt Lagat.

"Der See hatte früher genug Wasser. Es ist nun unbedingt an der Zeit, in der Umgebung einheimische Bäume zu pflanzen, die Anwohner für den Umweltschutz zu sensibilisieren und sie zum Verlassen der flussnahen Gebiete zu bewegen", sagt Lagat. Er weist darauf hin, dass der Ol Bollosat-See, weltweit einer der wenigen Hochlandseen, eine ähnliche Entwicklung erlebt hat.

Etwa 250 Familien, die mit etwa 600.000 Menschen durch die Gewalt nach den Wahlen 2007 vertrieben wurden, haben sich inzwischen an den Ufern des Sees niedergelassen. Ihr Raubbau an dem nahen Aberdare-Wald bewirkte, dass die Flüsse, die in den See münden, ausgetrocknet sind.

Im und am Ol Bollosat-See, der die Thompson-Wasserfälle speist, lebten früher viele Flusspferde und bis zu 200 Vogelarten. Die Wasserkaskaden in mehr als 2.300 Metern Höhe über dem Meeresspiegel sind eine große Touristenattraktion und eine wichtige Einnahmequelle für die Stadt Nyahururu. Der Naturschützer kritisiert, dass eine Anordnung der Regierung, Siedlungsgebiete am Aberdare-Wald zu räumen, bisher missachtet wurde.


Tiere verendet oder abgewandert

"In weniger als drei Jahren hat sich dieser See von etwa 50 bis 100 Quadratkilometer auf weniger 30 Quadratkilometer verkleinert", berichtet Lagat. Hunderte, wenn nicht Tausende Vögel seien daraufhin zu anderen Seen gezogen oder eingegangen. Auch zahlreiche Flusspferde seien verendet und Touristen daraufhin ausgeblieben.

Im vergangenen Jahr beschloss das Umweltministerium, alle Eukalyptusbäume in Feuchtgebieten und an Flussufern zu fällen. Diese Bäume benötigen besonders viel Wasser. Doch vielerorts wurden neue Eukalyptusbäume gepflanzt. (Ende/IPS/ck/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2012