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WASSER/061: Guinea - Ebbe in Westafrikas 'Wasserturm', Hoffen auf bessere Trinkwasserversorgung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. März 2012

Guinea: Ebbe in Westafrikas 'Wasserturm' - Hoffen auf bessere Trinkwasserversorgung

von Moustapha Keita


Conakry, 12. März (IPS) - In Guinea setzt die Regierung große Hoffnungen auf eine neue, von internationalen Geldgebern unterstützte Initiative, die die Energieversorgung und Trinkwasserversorgung vor allem in den Städten verbessern soll. Experten sind jedoch skeptisch, nachdem drei ähnliche Vorhaben an Finanzierungsengpässen, Missmanagement und Korruption gescheitert sind.

Als regenreichster Staat der Region, in dem die Quellgebiete des Nigers und anderer großer Flüsse liegen, gilt Guinea als Westafrikas 'Wasserturm'. Und doch ist die Versorgung mit sauberem Wasser und Energie in dem Land, in dem jeder zweite der 10,6 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze lebt, ein ungelöstes Problem. Trinkwassermangel und Stromausfälle sind an der Tagesordnung.

Im Mai 2009 begann die damalige Militärregierung damit, in den ärmeren Wohnvierteln der Hauptstadt Conakry neue Tiefbrunnenpumpen aufzustellen. "Wir wollen nicht mehr mit ansehen, wie sich täglich hunderte von Frauen und Kindern mit Eimern und Schüsseln auf die Suche nach Wasser machen", begründete die frühere Regierung das Projekt.

"Damals ließen die Generäle in Conakry nach Grundwasser bohren, ohne sich um die notwendigen technischen Voruntersuchungen zu kümmern", berichtet der Wasseringenieur Rachid Sylla. "Bei einem umfassenden Abpumpen von Grundwasser kann es in der Umgebung zu Gebäudeschäden kommen. Ich hoffe, dass die jetzige Regierung das Projekt sorgfältiger vorbereiten wird."

Auch um Guineas Energieversorgung ist es schlecht bestellt. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht beklagt das Energieministerium den maroden Zustand der technischen Anlagen, die horrenden Produktionskosten, die hohe Verschuldung und die mangelnde Kompetenz der zuständigen Behörden.


Neuer Anlauf

"Wir haben Guineas viertes Wasserprojekt konzipiert und jetzt auf den Weg gebracht", erklärte Energieminister Papa Koly Kourouma vor Journalisten. Es sieht Verbesserung der Infrastruktur, der Leitungs- und Speicherkapazität sowie die Instandsetzung und Wartung aller 15.000 öffentlichen Trinkwasserstellen vor. In Conakry erhält der Bezirk Kakimbo vier neue Zapfstellen mit einer Gesamtkapazität von 4.000 Kubikmetern pro Tag.

Bis 2015 werde das Projekt in sämtlichen 33 Stadtregionen umgesetzt werden, versprach der Minister. Bis dahin werde es in Conakry pro Einwohner und Tag durchschnittlich 63 statt wie bisher 40 Liter sauberes Wasser geben. In den übrigen Städten würden die Bürger mit 55 Liter Trinkwasser pro Kopf und Tag versorgt.

Das 15,7 Millionen US-Dollar-Projekt wird von der Islamischen Entwicklungsbank finanziert. "Angesichts der vielfältigen Bemühungen hoffen wir, dass es gelingt", erklärte Guineas Energieminister im Februar vor Journalisten.

Auch die Verbesserung und der Ausbau der Energieversorgung kommen in Conakry voran. Die Kosten von rund 265 Millionen Dollar werden mit finanzieller Hilfe der Islamischen Entwicklungsbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank aufgebracht.

Doch manche Guineer zweifeln an dem angekündigten Fortschritt. So stellt etwa Mamady Touré von der lokalen Nichtregierungsorganisation 'Guinée is Back' den Sinn des gesamten Projekts in Frage. "Tiefwasserpumpen sind auf Dauer keine Lösung", meint er und kritisiert: "In unserem Land wird jedoch jedes Übergangsprojekt zur Dauerlösung." Seine Organisation fordert ein modernes Wasserversorgungssystem, das das gesamte Netz bis hin zum einzelnen Haushalt umfasst.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollte man nach Ansicht von Alpha Camara, einem pensionierten ehemaligen Beamten der Wasserbehörde 'Société des Eaux de Guinée', zunächst mit dem Bau von kleinen Stauseen und Wasserkraftwerken beginnen. "Bevor sie in Betrieb genommen werden, müssen wir moderne Pumpen für die Trinkwasserversorgung installieren und Solaranlagen bauen", empfiehlt der Experte. (Ende/IPS/mp/2012)


Link:
http://www.ips.org/africa/2012/03/guinea-working-to-provide-water-and- electricity-for-all/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 12. März 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2012