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EUROPA/111: NABU kritisiert hasenfüßige Klima-Beratungen beim EU-Gipfel (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 11. Dezember 2009 - Klimaschutz/Europäische Union

NABU kritisiert hasenfüßige Klima-Beratungen beim EU-Gipfel

Tschimpke: Europa darf sich in Kopenhagen nicht länger wegducken


Kopenhagen/Berlin - Der NABU hat die laufenden Klima-Beratungen auf dem EU-Gipfel in Brüssel als völlig unangemessenes Taktieren kritisiert. "Die europäischen Staats- und Regierungschefs versuchen immer noch, sich um die längst überfällige Entscheidung für die Senkung ihres eigenen Kohlendioxid-Ausstoßes um mindestens 30 Prozent bis 2020 zu drücken", erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Es reiche nicht aus, wenn die EU-Mitgliedsstaaten als Trostpflaster Schecks für ohnehin zugesagte Hilfen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit verteilen.

Die wichtigsten Schwellenländer haben mittlerweile eigenständige Anstrengungen angekündigt, um ihre Treibhausgasemissionen entsprechend den Anforderungen des Weltklimarates zu begrenzen. Gleichzeitig ist durch die Wirtschaftskrise der Ausstoß an Kohlendioxid deutlich stärker als bisher prognostiziert gesunken. "Ein Festhalten Europas an seinem überholten Reduktionsziel von 20 Prozent ist hasenfüßig", kritisierte Tschimpke. Außerdem fehlten Aussagen zur langfristigen Klimafinanzierung. Die EU müsse jetzt die schleppenden UN- Klimaverhandlungen dynamisieren, damit auch andere Industrieländer bis Ende nächster Woche ihre Ziele nach oben schrauben. Gestützt auf jüngste Studien sieht der NABU ausreichend Spielraum für die EU- Staaten, gemeinsam bis zum Jahr 2020 den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase um bis zu 40 Prozent zu verringern.

Aus NABU-Sicht besteht nach wie vor die Gefahr, dass sich bei den UN- Verhandlungen in Kopenhagen viele Staaten vor wirksamen Klimaschutzanstrengungen drücken. Beispielsweise drohten unverantwortliche Tricksereien und Schlupflöcher bei der Anrechnung von Emissionen aus der Landnutzung, beim Walderhalt in Entwicklungsländern und bei dem Umgang mit überschüssigen Zertifikaten aus dem Kyoto-Protokoll. "Die Öffentlichkeit lässt sich möglicherweise durch schöne Zahlen täuschen, das Klima jedoch nicht. Wir brauchen weniger Emissionen - und zwar in der Atmosphäre und nicht bloß auf dem Papier", sagte NABU-Klimaexperte Carsten Wachholz, der die UN-Konferenz vor Ort in Kopenhagen verfolgt.


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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 138/99, 11.12.2009
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2009