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CHEMIE/308: Deutsche Behörde überlässt Glyphosat der EU (Informationsdienst Gentechnik)


Informationsdienst Gentechnik

Nachrichten - 08.04.2015

Deutsche Behörde überlässt Glyphosat der EU


Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betrachtet seine Aufgabe in der Bewertung von Glyphosat als abgeschlossen. Nun seien die europäischen Stellen an der Reihe. Allerdings gibt es vom eigenen Bericht, der Glyphosat keine besonderen Gesundheitsgefahren attestiert, nun eine "ergänzte revidierte Fassung". Sie geht auch auf die Einstufung Glyphosats als "wahrscheinlich krebserregend" durch eine Forschungseinrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. Das müsse ausführlich geprüft werden "und das Ergebnis noch in die EU-weite Neubewertung des Wirkstoffes einfließen". Zuvor hatte das BfR diese Einstufung jedoch als "schlecht nachvollziehbar" bezeichnet.

Vergangene Woche teilte das Bundesinstitut mit, es habe mit der Übermittlung seines überarbeiteten Glyphosat-Berichts an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) "seine Zuarbeit im EU-Genehmigungsverfahren abgeschlossen." Die Behörde werde "daher nicht mit eigenen Kommentierungen in den laufenden Bewertungsprozess unter Federführung der EFSA [Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Anm. d. Red.] eingreifen. Deutschland wird nunmehr gleichberechtigt mit den übrigen EU-Mitgliedsstaaten an der Finalisierung dieser gemeinschaftlichen EU-Bewertung mitwirken." Am Ende dieses Prozesses soll entschieden werden, ob Glyphosat, das weltweit meistverkaufte Herbizid ("Roundup" und andere Mischungen), weitere zehn Jahre eingesetzt werden darf.

Das BfR empfiehlt, dass EU- und WHO-Institutionen "die derzeit strittigen wissenschaftlichen Fragen diskutieren, in der Absicht, die Divergenzen zu beseitigen, bevor die EU-Kommission eine Entscheidung zur weiteren Genehmigung von Glyphosat trifft." Kürzlich hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der WHO, für Aufsehen gesorgt, als ihre Experten Glyphosat in die zweithöchste Gefahrengruppe ("wahrscheinlich krebserregend") einstuften. Umweltschützer und Grünen-Politiker forderten das BfR daraufhin auf, seine eigene Bewertung des Herbizids zu überdenken. [dh]

+++ UPDATE 09.04.15+++ Der Grünen-Abgeordnete Harald Ebner kritisiert die Behörde: "Das BfR und die Bundesregierung versuchen, sich beim Thema Glyphosat klammheimlich aus der Verantwortung zu stehlen. Um eine Prüfung der neuen WHO-Einstufung des Allzweck-Ackergifts als 'wahrscheinlich krebserregend' will das BfR sich offenbar drücken. Das ist skandalös, verantwortungslos und steht im krassen Widerspruch zu den Ankündigungen des BfR und der Bundesregierung, man werde die Einstufung des WHO-Krebsforschungsinstituts IARC gründlich prüfen und sich intensiv um die zugrundeliegenden Studien bemühen."


PM: BfR-Zuarbeit im EU-Genehmigungsverfahren von Glyphosat abgeschlossen (02.04.15)
http://www.bfr.bund.de/cm/343/bfr-zuarbeit-im-eu-genehmigungsverfahren-von-glyphosat-abgeschlossen.pdf

BfR kann neue Einstufung von Glyphosat nicht nachvollziehen (24.03.15)
http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/30497.html

Infodienst: Dossier Roundup/Glyphosat und Gentechnik-Pflanzen
http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/roundup-und-gentechnik-pflanzen.html

Dossier: Die EFSA - Probleme mit der Risikoprüfung von Gentechnik
http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/efsa-gentechnik-risikobewertung-in-der-eu.html

Link zu diesem Beitrag beim Informationsdienst Gentechnik
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Quelle:
Nachricht, 08.04.2014
Informationsdienst Gentechnik
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Daniel Hertwig [dh], Karin Ehrle-Horst [keh]
E-Mail: info[at]keine-gentechnik.de
Internet: www.keine-gentechnik.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2015

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