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ENERGIE/118: Indirekte Landnutzungsänderungen bei der Produktion von Biokraftstoffen in der EU (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 27. Februar 2013 / Klima & Energie

Energieministerrat: Kritik an ILUC-Vorschlägen der EU-Kommission



Die EU-Kommission hat Lösungsvorschläge für das Problem der indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) bei der Produktion von Biokraftstoffen vorgelegt. Bei der Sitzung der EU-Energieminister am Freitag stießen die Reformpläne aber auf großen Widerstand.

Mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie und der Kraftstoffqualitätsrichtlinie, die 2009 verabschiedet wurden, fördert die EU die Nutzung von Biokraftstoffen. Bis 2020 sollen zehn Prozent der europäischen Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen kommen. Laut neuem Richtlinienvorschlag darf der Anteil von Biokraftstoffen aus Nahrungspflanzen daran nur noch fünf Prozent betragen. Die EU-Kommission geht damit auf indirekte Landnutzungsänderungen ein, die Treibhausgasemissionen freisetzen. Dieser sogenannte ILUC-Effekt beschreibt die Verdrängung von Nahrungs- und Futtermittelanbau durch Energiepflanzen.

Neben der Fünf-Prozent-Deckelung schafft der Vorschlag eine Berichts- aber keine Rechenschaftspflicht für Biokraftstoffproduzenten über ILUCs. Zusätzlich verlangt die Kommission von allen Biokraftstoffanlagen, die nach Juli 2014 ihren Betrieb aufnehmen, Emissionsreduktionen um 60 Prozent (EU-Umweltnews vom 18. Oktober). Im Energieministerrat stießen diese Vorschläge nun auf Kritik von Seiten der Mitgliedstaaten. Zahlreiche Minister sprachen sich gegen die vorgeschlagene Deckelung aus, andere bezweifelten, mit den Maßnahmen erfolgreich das Problem der ILUCs angehen zu können.

Umweltverbände zeigten sich empört angesichts des großen Widerstands der Minister. "Es ist enttäuschend, dass die Mitgliedstaaten einen ohnehin schon schwachen Vorschlag der EU-Kommission noch weiter verwässern wollen. Geht es so weiter, werden durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie und die Kraftstoffqualitätsrichtlinie, die als Maßnahmen gegen den Klimawandel geplant waren, die Treibhausgasemissionen steigen", sagte die Agrar-Referentin des Europäischen Umweltbüros (EEB) Faustine Defossez.

Neben der Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie und der Kraftstoffqualitätsrichtlinie stand auch eine erste Debatte über gemeinsamen europäischen Energiebinnemarkt auf der Tagesordnung des Energieminsterrats. [dh]

Stellungnahme des EEB zum Energieministerrat (engl.)
http://www.eeb.org/EEB/index.cfm/news-events/news/eeb-reaction-to-energy-council-biofuels/

Stellungnahme des EEB zum ILUC-Vorschlag der EU-Kommission (engl.)
http://www.eeb.org/index.cfm/news-events/news/eeb-statement-on-iluc-proposal/

Positionspapier zur Novellierung der Erneuerbare-Energien- und Kraftstoffqualitätsrichtlinie
http://www.eeb.org/EEB/?LinkServID=AA341C5A-5056-B741-DBDBA7A59068473A&showMeta=0

Studie: ILUC-Effekt (engl.)
http://www.birdlife.org/eu/pdfs/Biofuels_indirect_land_use_change_and_climate_impact_CE_Del.pdf

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Quelle:
EU-News, 27.02.2013
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2013