Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben den Vorschlägen der EU-Kommission für die Neuregelung der Saatgutzulassung heute in Straßburg mit deutlicher Mehrheit eine Absage erteilt.

650 Parlamentarier lehnten den Verordnungsentwurf der Kommission ab, nur 15 stimmten dafür. Die geplante Novelle hätte den EU-Staaten zu wenig Spielraum gelassen, bemängelte der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses, der Sozialist Paolo De Castro aus Italien. Bereits im Februar hatte sich der Ausschuss gegen das Reformvorhaben ausgesprochen. Kritiker hatten auch vor Nachteilen für seltene Sorten gewarnt. Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament Martin Häusling sagte: "Der Vorschlag der EU-Kommission zur Saatgutverordnung würde es Landwirten und Kleingärtnern in Zukunft extrem erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen, ihr eigenes Pflanzenmaterial weiter frei zu nutzen. Anstatt das Saatgut zu verwenden, das sie auf ihren eigenen Äckern mit der Ernte gewinnen oder von regionalen Tauschbörsen beziehen, müssten Landwirte und Hobbygärtner neues und vereinheitlichtes Saatgut kaufen."

Die EU-Kommission wollte den Verkauf von Saatgut nach eigenen Angaben erleichtern. Wenn die Mitgliedstaaten die Vorschläge ebenfalls zurückweisen, sind sie endgültig vom Tisch. Die Kampagne "Freiheit für die Vielfalt", die von Save Our Seeds getragen wird, hatte sich während des Gesetzgebungsprozesses gegen die schleichende Reduzierung der Saargutvielfalt in Europa eingesetzt und freut sich über die Ablehnung der neuen Saatgutverordnung im Parlament. Voraussichtlich Ende 2014 wird das Thema erneut auf der Tagesordnung stehen. "Dann geht der Kampf für die Freiheit der Vielfalt in die zweite, entscheidende Runde", sagte Benedikt Haerlin von der Kampagne. "Die internationalen Saatgutkonzerne werden nach neuen Mitteln suchen, ihre Industriestandards und Hybridsaatgutnormen gegen sich selbst vermehrende, samenfeste Sorten und die Vielfalt von unten durchzusetzen." [mbu]