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EUROPA/278: Kompromiss zur Reform der Biokraftstoffrichtlinie (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Montag, 02. Juni 2014 / Verkehr

Erster Kompromiss zur Reform der Biokraftstoffrichtlinie



Bis 2020 sollen Biokraftstoffe sieben Prozent der erneuerbaren Energien im Verkehr ausmachen. Darauf haben sich VertreterInnen der EU-Mitgliedstaaten letzte Woche geeinigt. Der ursprüngliche Kommissionsvorschlag sah lediglich einen Anteil von fünf Prozent des umstrittenen Biosprits vor. Zuletzt hatte eine Sperrminorität eine Einigung noch verhindert.

Der Kompromiss bringt nun die lange verzögerte Reform der Biokraftstoffrichtlinie auf den Weg. Diese soll laut der Einigung verstärkt indirekte Landnutzungsveränderungen (ILUC - indirect land use change) thematisieren. Indirekte Landnutzungsveränderungen bezeichnen die Verdrängung von Nahrungspflanzen auf andere Anbauflächen durch den Biokraftstoffanbau. Dabei werden natürliche Lebensräume in Ackerland umgewandelt und zusätzliches CO2 ausgestoßen. Um die Ausmaße dieses Prozess einschätzen zu können, soll die EU-Kommission in Zukunft regelmäßige Berichte über zusätzliche Emissionen durch ILUC veröffentlichen.

Umweltverbände begrüßen, dass ein Kompromiss gefunden worden ist, bezweifeln aber dessen Wirksamkeit. "Obwohl es gut ist, dass die Einigung erzielt worden ist, reicht sie nicht aus, um die schädlichen Auswirkungen durch ILUC merklich einzudämmen", sagte Faustine Defossez, Referentin für Landwirtschaft und Biodiversität beim Europäischen Umweltbüro (EEB). Denn der Landverbrauch durch den Anbau von Pflanzen für die Biokraftstoffproduktion wird sich bis 2020 im Vergleich zu den Werten von 2010 um 130 Prozent erhöhen. Das geht aus einer von Friends of the Earth Europe in Auftrag gegebenen Studie der Wirtschaftsuniversität Wien hervor, die ebenfalls letzte Woche veröffentlicht worden ist. Um die Energiepflanzen und das Holz für den europäischen Biokraftstoffstoffbedarf bis 2030 zu decken, müsste demnach eine Fläche der Größe Polens und Schwedens bebaut werden.

Falls der EU-Energieministerrat dem Entwurf am 13. Juni zustimmt, geht er in die erste Lesung des EU-Parlaments. [ej]


Stellungnahme des EEB
http://www.eeb.org/EEB/index.cfm/news-events/news/coreper-meeting-on-biofuels-and-indirect-land-use-change-iluc/

Meldung der Friends of the Earth
http://www.foeeurope.org/World-land-forests-threat-bioenergy-280514

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Quelle:
EU-News, 02.06.2014
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2014