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EUROPA/415: Ringen um die Zukunft der EU-Agrarpolitik setzt sich fort (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 27.09.2018 / Landwirtschaft & Gentechnik

Ringen um die Zukunft der EU-Agrarpolitik setzt sich fort


Die 28 Landwirtschaftsminister*innen der EU haben sich diese Woche in Österreich über die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ausgetauscht. Umweltverbände fordern eine sofortige politische Kehrtwende.

Österreichs Ministerin für Nachhaltigkeit Elisabeth Köstinger machte die GAP-Reform von der Frage abhängig, welches Landwirtschaftsmodell die EU-Bürger*innen künftig haben wollen. Sie hob auch hervor, wie wichtig ein ausreichendes EU-Agrarbudget für die Landwirtschaft sei. Vor allem seien die Gelder für die ländliche Entwicklung entscheidend für viele Landwirt*innen, um konkurrenzfähig zu sein. Weitere Themen des Rates waren die Rolle der Landwirtschaft innerhalb von Nahrungsmittelketten sowie faire Preise für landwirtschaftliche Produkte. Genauso müsse eine reformierte GAP dem steigenden Interesse von Konsument*innen an der Herkunft von Agrarprodukten Rechnung tragen.

EU-Agrarkommissar Phil Hogan erklärte, dass er eine Einigung der EU-Mitgliedstaaten über die Ausgestaltung des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) für den Zeitraum von 2021 bis 2027 und damit auch über den Brüsseler Agrarhaushalt bis März 2019 für möglich halte.

Vor dem informellen Agrarrat veröffentlichten die europäischen Umweltverbände Europäisches Umweltbüro (EEB), BirdLife Europe, WWF und Greenpeace einen Bericht über den weitreichenden Reformbedarf der GAP. Die neue GAP soll Bäuer*innen bei dem Übergang in ein nachhaltiges Landwirtschaftsmodell unterstützen. Umwelt- und Naturschutz müssen finanziell gefördert werden. Auf der anderen Seite müssen Subventionen für die industrielle Landwirtschaft endlich gestrichen werden.

Außerdem kritisierte das EEB, dass Vertreter*innen der Agrarindustrie Zugang zur informellen Ratstagung erhielten, während Umweltverbände von dem Treffen ausgeschlossen werden - trotz mehrmaliger Anfrage.

Auch der NABU erneuerte - anlässlich der noch bis morgen stattfindenden Amtschef- und Agrarministerkonferenz in Nordrhein-Westfalen - seine Kritik an der EU. "Mit ihrer Agrarpolitik zerstört die EU unsere Natur und Lebensgrundlagen - und das hochsubventioniert. Es kann nicht funktionieren, 80 Prozent der Gelder umweltschädlich oder ineffektiv zu verteilen und dann zu erwarten, dass wir die massiven Schäden mit sechs Prozent der Gelder reparieren", kritisierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Derzeit belohnt die EU-Agrarpolitik primär den Flächenbesitz. Wer mehr Hektar hat, verdient mehr. Die Natur gerät dabei zusehends unter die Räder: Hecken verschwinden, ebenso Brachen, Blühstreifen und Insekten. Zudem fehlen echte Anreize, die es für Landwirte attraktiv machen, Platz für die Natur zu erhalten. [aw]


Informeller Agrarministerrat
https://www.eu2018.at/latest-news/news/09-25-Informal-meeting-of-agriculture-ministers.html

Bericht von EEB et al.
https://www.dnr.de/typo3/eeb.org/publications/53/farming/89405/letter-to-meps-on-forthcoming-trilogues-on-the-fertilisers-regulation-review.pdf

Reaktion des NABU
https://www.nabu.de/modules/presseservice/index.php?popup=true&db=presseservice&show=24532

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Quelle:
EU-News, 27.09.2018
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2018

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