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FISCHEREI/166: EU-Ministerrat hat Nordsee-Fangquoten für 2010 festgelegt (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 17.12.2009

Ministerrat legt Nordsee-Fangquoten für 2010 fest


Der Ministerrat für Fischerei hat sich Mitte Dezember auf die Fangquoten für Nordsee und Nordatlantik geeinigt. Einen totalen Fangstopp gibt es für Dornhai und Heringshai. Die Fangmöglichkeiten für Kabeljau, Schellfisch und Seezunge wurden für 2010 um 15 bis 35 Prozent reduziert. Nach Ansicht der Umweltstiftung WWF spiegelten diese Entscheidungen vor allem den schlechten Zustand der Fischbestände wieder. Denn acht von zehn Beständen gelten in EU-Gewässern als überfischt.

Zur Stärkung der Fischereiwirtschaft erhöhte der Ministerrat jedoch gleichzeitig die Quoten für Seehechte um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem lockerten sie auf Drängen von Frankreich und Spanien das Verbot des Sardellenfangs in der Biscaya auf. Auch die Quoten für den Hering wurden im Vergleich zum Vorjahr verändert. Während in der Irischen See die Menge vom Vorjahr gefischt werden darf, wurde die Quote für in Nordwestirland und im Gebiet vor der deutschen Nordseeküste um 20 Prozent reduziert. Da sich auch die Bestände der Scholle leicht erholen konnten, erhöhten die Fischereiminister die Quoten in der Keltischen See um sieben Prozent und in der Irischen See um 14 Prozent.

Verkompliziert wurde der Fischereirat durch die Tatsache, dass Anfang Dezember das Handelsabkommen mit Nicht-EU-Land Norwegen über gegenseitige Fangrechte an wichtigen Beständen scheiterte. Bis ein neues Abkommen erzielt wird, dürfen die europäischen Fischer nicht in norwegischen Gewässern fischen und erhalten nur vorläufige, niedrige Quoten. Zu Jahresbeginn sollen die Verhandlungen mit Norwegen wieder aufgenommen werden.

Die Ostsee-Fangquoten für 2010 stehen bereits seit Oktober fest.

Auf ein Pilotprojekt zur Beifangvermeidung konnten sich die Minister Deutschlands, Großbritanniens und Dänemarks einigen. Fischer, die ihren gesamten Fang anlanden und Überwachungskameras an Bord installieren, bekommen eine fünf Prozent höhere Quote. Der WWF kritisierte diese Regelung, da sie die Quote unterlaufe.

Der WWF kritisierte das System der jährlichen Fangquoten als "Krankheitssymptomen der Fischereipolitik". Nur durch Mehrjahrespläne für alle Fischbestände bekämen Fisch und Fischer die langfristige Perspektive, die beide verdienten.

Die grüne Bundestagsabgeordnete Cornelia Brehm kritisierte, dass die beschlossenen Quoten auch dieses Jahr wieder deutlich über den von Wissenschaftlern empfohlenen Mengen lägen. Sie befürchtet, dass auch die für das Jahr 2013 ins Auge gefasste EU-Fischereireform voraussichtlich wenig an dem Missstand der überhöhten Fischfangmengen ändern werde. Denn die EU-Kommission habe darauf verzichtet, die Anpassung der Fangmengen an die wissenschaftlichen Empfehlungen als ein Ziel dieser Reform vorzuschlagen. Und die Minister müssten im Fischereirat für ihre nationalen Fischfangflotten möglichst hohe Fangmengen durchsetzen. [bv]

Ergebnisse des Landwirtschafts- und Fischereirats [1]
PM WWF [2]
PM Cornelia Brehm [3]

[1] http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_Data/docs/pressdata/en/agricult/111950.pdf
[2] http://www.wwf.de/index.php?RDCT=2912fbe6f9923597ede0
[3] http://www.cornelia-behm.de/cms/default/dok/319/319515.alljaehrliches_ritual_der_ueberfischung.html


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 44/09, 17.12.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 17.12.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2009