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FISCHEREI/239: Stellnetzfischerei bringt Schweinswale und Seevögel in Gefahr (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 24. Juni 2013

Schweinswale und Seevögel in Gefahr



Neumünster, 24. Juni 2013: Der Schweinswal, auch kleiner Tümmler genannt, ist die einzige an den deutschen Küsten heimische Walart. Doch der Meeressäuger ist in Gefahr. Die Bestandszahlen in Nord- und Ostsee sind rückläufig. In der zentralen Ostsee leben vermutlich weniger als 600 Tiere. Auch zahlreiche Meeresvögel ertrinken in Stellnetzen der Fischerei. Der NABU fordert das Ministerium auf, den notwendigen Schutz nunmehr sicherzustellen und die Stellnetzfischerei langfristig komplett zu verbannen.

Der NABU nimmt das heutige Pressegespräch des MELUR zum Anlass, erneut auf die vielfältigen Bedrohungen für den Schweinswal in Nord- und Ostsee aufmerksam zu machen. Insbesondere der ungewollte Beifang in der Stellnetzfischerei führt erwiesenermaßen zu hohen Verlustzahlen, die eine Erholung der Bestände verhindern. Darüber hinaus macht aber auch die zunehmende Verlärmung der Meere durch Offshore-Konstruktionen, Rohstoffabbau oder Schiffsverkehr den kleinen Walen, aber auch vielen anderen Meerstieren zu schaffen.

In einer Stellungnahme zum Walschutz hat der NABU 2011 vor dem Kieler Landtagsausschuss einen zusammenfassenden Überblick über die Vielzahl unterschiedlicher Gefährdungsszenarien gegeben und eine Reihe zentraler Forderungen aufgestellt, die eine Grundvoraussetzung für das Überleben Deutschlands einziger heimischer Walart darstellen. Oberste Priorität hat dabei der Ersatz der Stellnetzfischerei zunächst in den ausgewiesenen Natura 2000-Schutzgebieten durch umweltschonendere Fangmethoden. Auch zu diesen möglichen alternativen Methoden der Fischerei wurde von NABU, Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) und Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) im August 2010 eine entsprechende Studie vorgestellt.

Der NABU begrüßt heute die Bemühungen des MELUR, in Gesprächen mit Fischern zu Lösungen zu kommen, die auf eine Beendigung der Stellnetzfischerei in marinen Schutzgebieten hinauslaufen. Der eingeschlagene Weg, in ausgewählten Gebieten schon jetzt die Stellnetz-Aktivitäten zeitlich und räumlich zu begrenzen, führt dabei nach Ansicht des NABU in die richtige Richtung. Der NABU ist selbst an Projekten des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) beteiligt, alternative Methoden für die Fischerei zu erproben. Darüber hinaus unterstützt der NABU in seinem Projekt "fishing for litter" in enger Zusammenarbeit mit Fischern an der Ostseeküste die Rückholung von Müll aus dem Meer, um so die Situation des Lebensraumes zu verbessern.

Kritisch sieht der NABU öffentliche Äußerungen mancher Fischereifunktionäre, die in alter Tradition bis heute die Notwendigkeit von akuten Maßnahmen abstreiten und die Gefährdungssituation schlicht leugnen, so aber für manche Politiker den argumentativen Boden fürs "Nichts-Tun" schaffen - und damit den jetzigen, inakzeptablen Zustand mit heraufbeschworen haben. Minister Habeck wird aufgefordert, bei aller Dialogbereitschaft baldmöglichst zu einer Entscheidung zu kommen, die das inakzeptable, wenn auch unbeabsichtigte Töten in unseren Küstenmeeren beendet - zum Wohl des "Ostseeflippers" wie der Meeresvögel.

Stellungnahmen und weitere Infos unter www.NABU-Meeresschutz.de


Anmerkung der SB-Redaktion:
MELUR = Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig Holstein

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Quelle:
Presseinformation, 24.06.2013
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2013