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AGRARINDUSTRIE/016: Deutscher Dioxinskandal beschäftigt auch die EU (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - 30. Dezember 2010 / Landwirtschaft & Gentechnik

Deutscher Dioxinskandal beschäftigt auch die EU


Seit bekannt ist, dass in Deutschland mehrere tausend Tonnen dioxinbelastetes Fett in Tierfutter gemischt wurde, will die EU-Kommission wissen, ob die gepanschten Futtermittel oder verseuchte Lebensmittel auch an andere EU-Länder verkauft wurden.

Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist dies nicht der Fall. Aber 136 000 möglicherweise dioxinverseuchte Eier aus Deutschland sind in den Niederlanden laut der EU-Kommission in der Nahrungsmittelindustrie verarbeitet worden. Sie seien jedoch nicht in den Handel gelangt, sagte ein Sprecher von EU-Verbraucherkommissar John Dalli in Brüssel. Es sei nicht klar, in welchen Produkten die Eier verarbeitet wurden und ob sie tatsächlich mit Dioxin belastet waren.

Die bisherigen Untersuchungen in Deutschland ergaben, dass Ende vergangenen Jahres dioxinverseuchtes Fett an 25 deutsche Futtermittelfirmen verkauft wurde. Bis zu 150 000 Tonnen Futter mit krebserregendem Dioxin verseuchten Schweinefleisch und Geflügelprodukten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Firma Harles & Jentzsch aus dem schleswig-holsteinischen Uetersen. Diese hatte Fettabfälle aus der Biodieselproduktion, die nur für die technische Anwendung brauchbar sind, für Futtermittelhersteller verarbeitet. Der Geschäftsführer des Unternehmens Siegfried Sievert sagte, man habe angenommen, die Mischfettsäuren seien für die Herstellung von Futtermitteln geeignet. Industriefette sind billiger als Nahrungsmittelfette.

Ob noch andere Lebensmittel außer Eiern und möglicherweise Geflügelfleisch mit Dioxin verunreinigt sind, steht noch nicht fest. In mehreren Bundesländern sind über 1000 Bauernhöfe gesperrt. Der Vorsitzende der Gesellschaft für Ökologische Tierernährung Rudolf Joost-Meyer zu Bakum wies in der Tageszeitung taz auf Schwächen der EU-Futtermittelrichtlinie hin. Diese regelt nicht die Rückverfolgbarkeit der Produkte in der Lieferkette. Dadurch könne die Industrie die Herkunft der Ware verschleiern. "Wenn die Mischfutterhersteller am Ende der Kette gewusst hätten, dass in den Fetten aus Uetersen Ware aus einer Bioethanol-Fabrik ist, hätten bei denen schon die Alarmglocken geschrillt", sagte er. [mbu]

EU-Richtlinie über unerwünschte Stoffe in Futtermitteln
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2006:032:0044:0053:DE:PDF


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Quelle:
EU-News, 30.12.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2011