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AGRARINDUSTRIE/054: BUND fordert Abkehr von Intensivmast und rechtliche Konsequenzen (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 15. November 2011

BUND fordert Abkehr von Intensivmast und rechtliche Konsequenzen für Hähnchenmäster

Auch der Antibiotikaeinsatz in der Putenmast muss auf den Prüfstand


Düsseldorf, 15.11.2011 - Der NRW-Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält es angesichts des heute bestätigten, massiven Antibiotikaeinsatzes in der Hähnchenmast für unabdingbar, die Hähnchenhaltung grundlegend neu auszurichten und ab sofort den Medikamenteneinsatz noch engmaschiger zu kontrollieren. Ferner müsse Betrieben, die wiederholt missbräuchlich z.B. nur ein bis zwei Tage lang Antibiotika einsetzen, die Erlaubnis zur Tierhaltung entzogen werden. "Die Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zum Antibiotikaeinsatz bei Masthähnchen ist eine Bankrotterklärung der Geflügelindustrie", so Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND. "Wenn in vier von fünf Mastdurchgängen den Tieren Antibiotika verabreicht werden, läuft hier die Tierhaltung völlig aus dem Ruder und gefährdet auch die Gesundheit der Verbraucher." Als weitere Konsequenz aus der Studie ruft der BUND Landwirtschaftsminister Johannes Remmel dazu auf, nun ebenso den Einsatz von Antibiotika in der Putenmast systematisch unter die Lupe zu nehmen.

Aus Sicht des BUND muss die Studie auch juristische Folgen haben: Jene Betriebe, die laut LANUV nur ein bis zwei Tage lang Antibiotika verabreichen, handelten wegen der Gefahr der Resistenzbildung absolut inakzeptabel und unzulässig. Es läge der Verdacht nahe, dass kurzzeitige Verabreichungen allein das Wachstum der Tiere fördern sollen, was jedoch in der EU seit dem Jahr 2006 verboten und konsequent zu ahnden sei. "Hier muss man offen die Frage stellen, ob Mäster, die weder ihrer Verantwortung vor den Tieren noch vor der menschlichen Gesundheit gerecht werden, überhaupt geeignet sind, Tiere zu halten", so Ralf Bilke, Agrarreferent des BUND NRW. Wie dringend gehandelt werden müsse, zeige eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung, bei der an rd. 22% der Hähnchenfleisch- und 42 % der Putenfleischproben multiresistente Bakterienstämme nachgewiesen wurden.

Als zentrale Ursache für den häufigen und offenbar systematischen Medikamenteneinsatz sieht der BUND die hohe Besatzdichte in den Ställen und die enormen Bestandsgrößen, bei denen einzelne erkrankte Tiere praktisch kaum erkannt und in 'Krankenabteile' ausgesondert werden können. Die Gefahr einer schnellen Ausbreitung von Krankheiten sei hier besonders groß. "Es ist systembedingt, zehntausenden Tieren gleichzeitig - darunter auch vielen gesunden - Arzneimittel zu verabreichen", so Bilke. "Solange sich hieran nichts ändert, ist ein weiterer hoher Antibiotikaeinsatz vorprogrammiert."

Der BUND sieht Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner in der Pflicht, nun schnellstens und sehr grundlegend die Haltungsbedingungen zu verbessern. Dazu gehören geringere Besatzdichten, kleinere Bestände, verringerte Gruppengrößen und der Auslauf ins Freie ebenso wie das Ende der einseitig auf extrem schnelles Wachstum ausgerichteten Zucht und Turbomast zugunsten robusterer und gesünderer Tiere. Die NRW-Landesregierung müsse ihrerseits auf Bundesebene Druck machen und eine Vorreiterrolle für den Tier- und Verbrauchschutz einnehmen.


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Quelle:
Presseinformation, 15. November 2011
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2011