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MELDUNG/044: Land muss Streuobstbau besser unterstützen - Streuobstexperten zu Gast in Weimar (BUND TH)


BUND Landesverband Thüringen e.V. - Pressemitteilung, 14. November 2011

Land muss Streuobstbau besser unterstützen

Streuobstexperten aus ganz Deutschland zu Gast in Weimar


Vom 18. bis 20. November 2011 tagt der NABU-Bundesfachausschuss (BFA) Streuobst in Weimar. Die Mitglieder dieses Gremiums tagen dreimal im Jahr in verschiedenen Bundesländern. Der BFA stellt das einzige Gremium in Deutschland dar, das sich auf Bundes- und internationaler Ebene systematisch mit Fragen rund um den Streuobstbau beschäftigt. In Weimar widmen sich die Experten der neuen Möglichkeit, eine dauerhaft gesicherte Streuobstwiesenpflege als Ausgleichsmaßnahme durchzuführen. "Wir bevorzugen als Ausgleich für Eingriffe wie Wohngebiete oder Straßen Neuanlagen in Kombination mit einer mindestens 30jährigen Pflege. Beides ist vor dem Eingriff finanziell und vertraglich abzusichern. Das sichert Qualität und Ertrag bei den Hochstamm-Obstbäumen und führt zu einem deutlich geringeren Flächenanspruch als bei üblichen Ausgleichsmaßnahmen ohne entsprechend langfristige Pflege ", machen Helene Helm und Dr. Markus Rösler als Sprecher des NABU-BFA Streuobst die Position für eine nachhaltige Bewirtschaftung klar.

Ein wichtiges Thema der NABU-Streuobst-Experten ist der Ausbau der bundesweiten Service-Angebote: Unter www.Streuobst.de gibt es für interessierte Verbraucher bundesweite Listen für Baumschulen, Mostereien, Lohnbrennereien sowie ein umfangreiches pomologisches und umweltpädagogisches Literaturangebot. Darunter befinden sich derzeit aus Thüringen 22 Baumschulen, die Hochstamm-Obstbäume im Sortiment führen, drei mobile Mostereien und eine stationäre Mosterei, in der Kunden aus eigenem Obst ihren eigenen Saft pressen lassen können: Unter den 22 Obstbrennereien, in denen eigenes Obst zu eigenem Brandwein verarbeitet werden kann, befindet sich noch keine aus Thüringen", so Helm und Rösler. Helene Helm und Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-BFA Streuobst: "Der Freistaat Thüringen hat seine Streuobstwiesen unter Schutz gestellt, damit kommt Thüringen seiner Pflicht nach, diese naturschutzfachlich hochwertigen Lebensräume weitgehend zu sichern."

Die Streuobst-Experten des NABU fordern vom Land Thüringen eine stärkere Unterstützung bei der Vermarktung von Streuobstprodukten. "Hierzu wäre ein Förderprogramm für die Vermarktung von getrennt erfassten Streuobstprodukten nach dem Vorbild von Baden-Württemberg hilfreich, denn auf dem deutschen Getränkemarkt gibt es leider einen millionenfachen Missbrauch des ungeschützten Begriffes ,Streuobst'", erläutert Rösler. Keltereien, die das Hochstamm-Obst getrennt erfassen und den Landwirten bei klaren Umweltstandards wie den Verzicht auf synthetische Pestizide faire Preise bezahlen möchten, benötigen eine offensive und deutlich bessere Unterstützung durch die Thüringer Landesregierung, um sich mit ihren Streuobstgetränken auf dem Markt behaupten zu können, so Rösler.

Nach Angaben des NABU-BFA Streuobst sind Streuobstwiesen die Lebensräume Mitteleuropas mit der höchsten biologischen Vielfalt. "Das sind unsere Hot spots der Biologischen Vielfalt. Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten und rund 3.000 Obstsorten sind allein in Deutschland nachgewiesen. Streuobstwiesen unterliegen auch in Thüringen einer starken Gefährdung durch Siedlungserweiterungen einerseits und Verbrachung andererseits. Vor diesem Hintergrund besitzt Thüringen mit seinen Streuobstbeständen internationale Verantwortung für den Schutz und die naturverträgliche, möglichst rentable Nutzung dieser Lebensräume" fordern Helm und Rösler die thüringische Landesregierung zu weiteren Aktivitäten auf.

Der NABU-BFA Streuobst sowie der NABU Thüringen fordert daher die Mostereien auf, künftig faire Preise für Mostobst zu zahlen: Genauso wie die Milchbauern zu Recht 40 Cent je Liter Milch fordern, bedarf es im Streuobstbau rund 20 Euro je Doppelzentner für Mostobst, um langfristig rentabel wirtschaften zu können. In Thüringen gibt es laut NABU-Angaben nur kleinere Mostereien, die allerdings in ländlichen Gebieten deutlich unterrepräsentiert sind. "Daher ist zur Verbessung der Vermarktungsmöglichkeiten von Streuobstprodukten die Förderung der Einrichtung regional tätiger Mostereien notwendig, die vor Ort Verarbeitungsmöglichkeiten für eigenes Obst bieten.", fordern Helm und Rösler.

Parallel dazu sollen Imker und Schafhalter stärker unterstützt werden. Die Imkerei spielt für die Bestäubung der Obstbäume eine wichtige Rolle. Und Schafe, die zur naturnahen Beweidung von Streuobstwiesen eingesetzt werden, sichern die Offenhaltung der naturschutzfachlich hochwertigen Lebensräume. "Eine derartige Förderung ist volkswirtschaftlich betrachtet günstiger als die Unterstützung industrieller Landwirtschaft. Die positiven Auswirkungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind auch im Interesse kommender Generationen unbezahlbar. Deshalb müssen Pflanzung und Pflege von Hochstamm-Obstbäumen als Grundlagenwissen in den Unterricht der Schulen integriert werden, ebenso wie die Aufklärung über die verheerenden Folgen des unkontrollierten Einsatzes von Pestiziden im Kleingärtner- und Siedlungsbereich", erklärt Sebastian Schopplich, Vorstandsmitglied des NABU Thüringen und Streuobstexperte. Mit weiteren Service-Angeboten, wie dem Streuobst-Materialversand, dem Streuobst-Rundbrief, dem Streuobst-Qualitätszeichen sowie regelmäßigen international ausgerichteten Tagungen versteht sich der NABU-BFA-Streuobst als "Spinne im Netz" der Streuobstaktivitäten in Deutschland und darüber hinaus und verbindet Verbraucher und Keltereien, Landwirtschaft und Naturschutz, Baumschulen und Brennereien, Politik und Wissenschaft.

Alles Wissenswerte rund um den Streuobstbau und den genauen Tagungsort erfahren Sie unter www.Streuobst.de.


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Quelle:
Presseinformation, 14.11.2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Thüringen / Landesgeschäftsstelle
Trommsdorffstr. 5, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/555 03 10, Fax: 0361/555 03 19
Internet: www.bund-thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2011