Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LANDWIRTSCHAFT


MELDUNG/360: Rote Laterne für Niedersachsen beim Ökolandbau (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 9. Januar 2019

Rote Laterne für Niedersachsen beim Ökolandbau

Neuer Agrar-Atlas zeigt Schwächen der Agrarpolitik in Niedersachsen auf


Der BUND und die Heinrich-Böll-Stiftung haben heute in Berlin den Agrar-Atlas 2019 vorgestellt. Er enthält umfangreiche Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft und analysiert die Auswirkungen der Agrarpolitik auf ländliche Räume, Klimaschutz, Biodiversität, Höfesterben, Ökolandbau und Tierhaltung - auch in Niedersachsen.


Verlorene Höfe: Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe nach Bundesländern - Grafik: © Agrar-Atlas 2019

Grafik: © Agrar-Atlas 2019

"Die Ursachen für Insektensterben und belastete Gewässer sind erkannt, nun müssen Gegenmaßnahmen erfolgen", fordert BUND-Agrarexperte Tilman Uhlenhaut. Doch besonders Niedersachsen ist von einer Agrarwende und dem Ziel der Bundesregierung von 20% Ökolandbau im Jahr 2028 noch weit entfernt. "Der Agrar-Atlas weist Niedersachsen mit nur 3,9% an ökologisch bewirtschafteten Flächen abermals als bundesweites Schlusslicht aus. Die Landesregierung muss ihre Bemühungen erheblich steigern und den ökologischen Landbau stärker vorantreiben", so Uhlenhaut.


Meist im Stall, selten draußen: unsichtbare Tierhaltung in Deutschland - Zentren der Nutztierhaltung, 2014 (Rinder, Schweine), 2016 (Hühner) - Grafik: © Agrar-Atlas 2019

Grafik: © Agrar-Atlas 2019

Der Agrar-Atlas 2019 zeigt Schwächen der Gemeinsamen Agrarpolitik auf. Hier fordert der BUND eine deutliche Neuausrichtung: Bisher erfolgt der Großteil der Zahlungen an die Landwirte, ohne dass dafür besonders hohe Anforderungen in den Bereichen Natur-, Umwelt- und Tierschutz eingefordert werden. "Das muss sich in der neuen Förderperiode ändern, in dem die Gelder zur Finanzierung von Leistungen für das Gemeinwohl verwendet werden, beispielsweise zur Anlage von Gewässerrand- und Blühstreifen, Hecken und Brachen", sagt Uhlenhaut. Zudem kommen 80% der EU-Agrarförderung nur bei 20% der größten Betriebe an. "Die Folgen dieser einseitigen Agrarpolitik werden auf dem Rücken kleiner und mittlerer Höfe ausgetragen - über 4.700 Betriebe in Niedersachsen haben in den vergangenen 8 Jahren aufgegeben. Das widerspricht vollends dem Ziel Niedersachsens, landwirtschaftliche Betriebe zu stärken", so der Agrarexperte.


Mehr oder weniger zu wenig: Größe und Bedeutung der Ökolandbau- und Umstellungsflächen nach Bundesländern, 2017/18 - Grafik: © Agrar-Atlas 2019

Grafik: © Agrar-Atlas 2019

Niedersachsen bleibt laut Agrar-Atlas weiterhin Spitzenreiter bei der Massentierhaltung. Insbesondere in den westlichen Landkreisen Niedersachsens sind Schweine, Hühner und Rinder in einer umweltschädlichen Konzentration aufgestallt. "Das Land muss den Umbau der Tierhaltung in diesen Regionen forcieren und Tierbestände abbauen. Immer noch werden fast 70.000 t Stickstoff und 30.000 t Phosphor zu viel in Niedersachsen mit Gülle und Gärresten erzeugt. Der Überschuss landet im Grundwasser, in den Flüssen und im Meer", erläutert Uhlenhaut das Problem. "Ein Umbau der Tierhaltung lässt sich finanzieren, wenn Niedersachsen auch die Gemeinsame Agrarpolitik hierfür nutzt. Das Land muss sich jetzt für die Interessen der Mehrheit der Bürger*innen nach umwelt- und tiergerecht hergestellten Lebensmitteln bei den Verhandlungen über eine neue Agrarpolitik in Brüssel einsetzen!"

Ihre Forderungen nach gutem Essen, einer klimagerechten Landwirtschaft und dem Erhalt der Bauernhöfe bringen Bürger*innen auch am 19. Januar bei der "Wir haben es satt!"-Demo in Berlin auf die Straße. Mehr Informationen zu der Veranstaltung finden Sie unter www.bund-niedersachsen.de/wir-haben-es-satt/.


Weitere Informationen zum Agrar-Atlas 2019:
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/agraratlas-2019/publication-topic/landwirtschaft/

*

Quelle:
Presseinformation vom 09.01.2019
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang