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TIERE/097: BUND-Recherche zur Putenhaltung in NRW - Extremzucht verbieten (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 13. Januar 2009

BUND-Recherche zeigt anhaltende Missstände in der Putenhaltung: Intensivmast nicht tiergerecht - Tierschutzbehörden oft schlecht informiert - Grüne Woche zeigt Zerrbild

BUND: "Extremzucht verbieten - Kontrollen verbessern"


Düsseldorf - 13.01.2009. "Der Großteil der mehr als 1,3 Mio. Puten in NRW wird nicht tiergerecht in Intensivmast gehalten. Dies bedeutet durchweg zu enge Ställe, fehlender Auslauf für die Tiere und ein Kürzen der Schnäbel", so das Ergebnis einer Recherche des NRW-Landesverbandes des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) zur Situation in den Putenmastanlagen im Lande. Bereits im Jahr 2003 hatte eine BUND-Recherche erhebliche Missstände aufgezeigt, ohne dass sich bis heute etwas zum Guten geändert hätte. Anlässlich des Beginns der éGrünen Woche` am kommenden Donnerstag in Berlin kritisiert der BUND erneut, mit welcher 'Schönfärberei' dort Tierhaltung dargestellt wird und wie trist die Realität in den heimischen Ställen aussieht.

Weiterhin legt die Recherche teilweise erhebliche Defizite bei der Überwachung des Tierschutzes durch die Behörden offen. Der BUND NRW fordert daher rechtsverbindliche Mindeststandards für die Haltung von Mastputen, deutliche Verbesserungen der amtstierärztlichen Kontrollen sowie ein Verbot extrem schnellwüchsiger, schwergewichtiger Zuchtlinien wie die weit verbreitete 'BUT BIG 6'.

"Besonders problematisch sind die unverändert hohe Besatzdichte und die Extremzucht", so Friedrich Ostendorff, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND. "Viel zu viele Tiere auf engem Raum und eine völlig unnatürliche, schnelle Gewichtszunahme führen dazu, dass die an sich lauffreudigen Tiere in der Endphase der Mast immer länger und dicht beieinander am Boden liegen. Die Einstreu im Stall kann dann kaum noch gewechselt werden und verkotet; die Tiere Bepicken sich in Folge der Monotonie oft gegenseitig und fügen sich dabei Verletzungen zu." Folge derartig intensiver Haltungsbedingungen seien zudem schmerzhafte Skelettkrankheiten.

Auch die Überwachung des Tierschutzes durch die hierfür zuständigen Kreise wirft Fragen auf. So gaben gleich mehrere der vom BUND befragten Kreise an, dass ihnen keine Informationen über den Gesundheitszustand der Puten, die Sterblichkeitsrate während der Mast oder die Bestandsdichte in den Ställen vorliegen. "Das zeigt enorme Defizite im Kontrollwesen auf", so Ralf Bilke, Agrarreferent des BUND und Autor der Studie. Besonders uninformiert zeigten sich hier der Hochsauerlandkreis und die Kreise Kleve, Borken und Warendorf. Dies deute auf mangelnde Kenntnis der von ihnen zu kontrollierenden Stallungen hin. "Dass der Aufsichtspflicht dort wirksam nachgekommen wird, scheint mehr als fraglich", so Bilke.

Bei seiner Recherche wandte sich der BUND an jene zehn Kreise in NRW mit der größten Anzahl an Putenmastanlagen und 60 % der Betriebe im Lande. Als Konsequenz aus der Untersuchung fordert der BUND NRW- Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg auf, nicht weiter vor der Lobby der Putenmäster einzuknicken und sich der Problematik anzunehmen. Bereits im Jahr 2004 hatte die damalige rot-grüne Landesregierung eine Bundesratsinitiative miteingeleitet, um das tierschutzwidrige Schnäbelkürzen einzudämmen. Nach den Landtagswahlen 2005 stoppte der neue Landwirtschaftsminister das Vorhaben ersatzlos.

Hinweis:
Das Hintergrundpapier "Putenhaltung in NRW - Ergebnisse einer BUND-Recherche 2009" sowie die Antworten der Kreisverwaltungen stehen unter www.bund-nrw.de als Download zur Verfügung.


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Quelle:
Presseinformation Nr. 01, 13. Januar 2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2009