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VIELFALT/140: SAVE eNews 1/2016 - Sicherung der Artenvielfalt (SAVE)


SAVE e-News 1/2016 - 21. März 2016

Safeguard for Agricultural Varieties in Europe
Der vierteljährliche Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation


Erhaltung traditioneller Rassen bei Tierseuchen

Die EU Richtlinien der drei großen Tierseuchen

Maul- und Klauenseuche, Geflügel- und Schweinepest sehen Möglichkeiten für Ausnahmen von der Tötung von Tieren vor, die zur Arterhaltung oder zur Erhaltung von seltenen Rassen gehalten werden. Die Regelungen wurden in den einzelnen Staaten in nationales Recht umgesetzt.

Limpurger Rind Photo: Milerski

In Deutschland ist man sich auf nationaler Ebene der Bedeutung des Schutzes gefährdeter Rassen sehr bewusst: Die vorbeugenden Maßnahmen für den Seuchenfall werden vom Fachbeirat für Tiergenetische Ressourcen im Rahmen des Nationalen Fachprogrammes als eine von vier Aufgabenschwerpunkten herausgestellt. Dabei wird die Identifikation und Dokumentation bedeutsamer und schützenswerter Bestände und die Erarbeitung von Schutzmaßnahmen für solche Tierhaltungen besonders hervorgehoben.

Als beratendes Mitglied des Fachbeirates hat sich die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) diesem Thema im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Pilotprojektes angenommen. Die GEH engagiert sich seit 1981 mit nunmehr 2100 Mitgliedern für die Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen und ist sehr gut vernetzt. Mittels Betriebsbesuchen sollen geeignete Betriebe für die modellhafte Beantragung eines Schutzstatus' im Seuchenfall identifiziert werden. Dazu wird die Lage des Betriebes wie Entfernung zu Nachbarbetrieben, die Einrichtung von Desinfektionsmöglichkeiten, die Möglichkeiten zur Durchführung einer sicheren Quarantäne des seuchenfreien Bestands etc. begutachtet. Da die Ausnahmemöglichkeit jedoch im Vorfeld von der zuständigen Behörde genehmigt werden muss, stellt GEH für Betriebe mit einem vielversprechenden Potential Kontakt zu den zuständigen Veterinärbehörden her und begleitet den weiteren Prozess. In Deutschland gibt es unseres Wissens bisher keine privaten Halter, die die Möglichkeit eines Ausnahmestatus beantragt haben.

Ein umfassender Austausch im nationalen wie im internationalen Bereich wird angestrebt. So sollen national alle Akteure wie Behörden, Ministerien, Universitäten, Institute, Verbände und landwirtschaftliche Betriebe eingebunden werden. Auch ein Austausch der Veterinärbehörden untereinander ist Teil des Projektes, damit sich der modellhafte Impuls weiter verbreitet. International sollen die Erfahrungen und Modelle in anderen Ländern in Zusammenarbeit mit europäischen Organisationen und Initiativen zu der Thematik vernetzt und evaluiert werden.

Weiterführende Informationen

European Livestock Breeds Ark and Rescue net (ELBARN)
http://www.elbarn.net/elbarn/ELBARN20072010/WP2/WGIRescueQuarant/tabid/101/Default.aspx

EU Richtlinie 92/65(Anhang C) http://eur-lex.europa.eu/legal-cotent/DE/TXT/?uri=CELEX:31992L0065

OIE-Tiergesundheitscodex, Kompartimentierung http://www.oie.int/fileadmin/Home/eng/Health_standards/tahc/2010/chapitre_application_compartment.pdf

Vorschlag des neuen EU Tierseuchengesetzes: http://ec.europa.eu/food/animals/health/regulation/index_en.htm

Wir sind sehr an Kontakten und Rückmeldungen interessiert. Nur durch eine breite europäische Zusammenarbeit kann ein großflächiger und europaweiter Schutz der gefährdeten Rassen gelingen!

Kontakt:
Karola Stier, Projektkoordinatorin;
Anika Lucht, Projektmitarbeit als Tierärztin
GEH Geschäftsstelle,
Walburger Str. 2, D-37213 Witzenhausen;
email info@g-e-h.de, lucht@g-e-h.de;
Tel.: 0049 - 5542-1864

Murnau-Werdenfelser Rind: eine alte und gefährdete Rinderrasse Deutschlands; Photo: Milerski


Schützen Ziegen den Wald?

Ziegen haben den Ruf, alles zu fressen, was ihnen vor das Maul kommt. Dass traditionelle Ziegenrassen damit einen Beitrag zur Senkung der Waldbrandgefahr leisten können, beweist eine Untersuchung der Universität Sevilla im Nationalpark Doñana mit Pagoya Ziegen, einer autochthonen andalusischen Ziegenrasse.

Payoya Bock Photo: www.payoya.com/

Der Nationalpark Doñana umfasst das Mündungsgebiet des Guadalquivir und ist über 540 Quadratkilometer gross. Bereits 1994 wurde der Nationalpark zum Weltnaturerbe erhoben. Grosse Dünen ragen wie eine Barriere zwischen Meer und Parkgebiet auf, wo sich in regenreichen Wintern das Wasser staut und eine Sumpflandschaft bildet, unterbrochen von Kiefernwäldern und Wachholderbüschen. Der Park ist ein wichtiges Etappenziel für die europäischen Zugvögel, bevor sie über die Strasse von Gibraltar nach Afrika fliegen. Neben seltenen Tieren wie Purpurhuhn, spanischem Kaiseradler, Wildschweinen, Rotwild, Füchsen, Pardelluchs und Ginsterkatze leben hier die verwilderten "Caballo Marismeno" und die Marismeña Rinder frei im Park (siehe Feral populations in Europe). Flora und Fauna befinden sich in einem fragilen Gleichgewicht - einem Gleichgewicht, das auf den ersten Blick keine grasenden Ziegen verträgt. Dass aber genau dies eine Notwendigkeit sein könnte, belegt nun eine Studie des "Departement Biologia Vegetal y Ecologia" der Universität Sevilla. Der Grund für die Studie war die massive Zunahme von Waldbränden in den trockenen Regionen Spaniens. Die häufigeren Waldbrände sind nicht zuletzt auf die abnehmende Waldbewirtschaftung und die Zunahme des Unterholzes zurückzuführen. Ein grosser Waldbrand hat katastrophale Auswirkungen, besonders in trockenen und versandeten Gegenden, wie es der Pinienwald im Doñana-Park ist. Ein Waldbrand wäre hier besonders schlimm, denn der Humus ist dünn und wenn der Wald weg wäre, könnten sich die Dünen ins Landesinnere bewegen. In seinem in diversen spanischen Fachmedien und im englischsprachigen "Applied Vegetation Science Nr. 16" publizierten Artikel informierte der Waldbiologe Joffre Mancilla-Leytón über einen neuen Aspekt der Ziegenhaltung, nämlich ihrer Schutzfunktion für den mediterranen Wald. Seine These: Durch das Abgrasen des Untergrundes entziehen Ziegen einem Feuer potentielles Brennmaterial. Auf der anderen Seite kann aber eine zu dichte Ziegenpopulation zu einer Belastung für die Waldvegetation werden und die Biodiversität schädigen.

Untersucht wurde eine Fläche von 100ha Pinienwald im Doñana-Park mit langen trockenen Sommern und einer Durchschnittstemperatur von 25 °C im Juli und August. In dem Waldstück wachsen durchschnittlich 217 Bäume pro Hektar. Während drei Jahren duften hier Ziegen grasen und Mancilla-Leytón und seine Mitarbeiter untersuchten die Auswirkungen auf das Volumen der nachwachsenden Pflanzen, ihre Brandgefährdung durch dürre oder abgestorbene Pflanzen, aber auch die Biodiversität, und verglich sie mit unbeweideten Flächen. Gleichzeitig bezifferten sie den genauen Speiseplan und untersuchten die Präferenzen der Ziegen. Die bevorzugte Pflanze war der wilde Thymian (Thymus mastichina). Am meisten konsumierten sie aber Myrte (Myrtus communis).

Der Speiseplan umfasst 23 Arten, variiert aber je nach Jahreszeit. Die Ziegen sind wählerisch, selektiv und wechseln das Weidegebiet, ohne es restlos abzugrasen. Mit diesem Verhalten zerstörten die Ziegen auf keiner der untersuchten Flächen die Artenvielfalt. Viele Pflanzen haben sich ausserdem an die Beweidung angepasst. Mehr noch: Mit ihrem Kot halfen die Tiere mit, die Samen zu verbreiten und leisteten damit einen Beitrag zu einem stabileren Ökosystem. Die Erkenntnisse der Biologen an der Universität von Sevilla könnten nicht nur für Spanien eine wichtige Bedeutung haben. Der Rückzug der Menschen aus vielen ländlichen Regionen erhöht in trockenen Phasen die Brandgefahr, wenn keine Rinder mehr da sind, die das Hochschiessen der Gräser verhindern. Doch Ziegen leisten noch bessere Dienste, da sie eine zu starke Verbuschung behindern.

Payoya Ziege mit Jungtier Photo: www.cordobagraria.es

Auf den unbeweideten Vergleichsflächen nahm die Phytomasse um 32 Prozent zu, offene Erdflächen reduzierten sich um 5 Prozent und gleichzeitig nahm das brennbare Material um 25 Prozent zu. Im beweideten Gebiet nahm die Phytomasse zwar um 34 Prozent ab und die offene Bodenfläche nahm zu, das brennbare Material reduzierte sich aber um 22 Prozent. Die Artenvielfalt blieb gleich. Nach Ansicht Mancilla-Leytóns beweist die Untersuchung, dass das gezielte Einsetzen von Ziegen in waldbrandgefährdeten Gebieten des Mittelmeers eine kosten-günstige Möglichkeit ist, Waldbrände zu reduzieren, ohne die Artenvielfalt zu gefährden (J.M. Mancilla-Leytón, R. Pino Mej¡as & A. Martin Vicente in: Applied Vegetation Science 16 (2013) 63-73).


Heritaste®- Produkte erkennen und vermarkten

"Ja wo gibt es denn die tollen Produkte?" So oder ähnlich fragen sich Touristen auf Reisen, Besucher öffentlicher Veranstaltungen oder selbst Experten an Fachveranstaltungen, wenn sie in Kontakt mit alten Rassen oder Sorten in irgendeinem Land oder irgendeiner Region kommen. Die Vermarktungsstrategien für Produkte aus alten Rassen und Sorten sind in Europa so vielfältig wie die Rassen und Sorten selbst. Das reicht von europäischen AOC-Zertifizierungen über Slow Food Presidia bis hin zur "Mund-zu-Mund-Propaganda". Manche glückliche Kunden haben die Möglichkeit, die Produkte auf ihren lokalen Märkten oder direkt beim Hersteller zu erhalten. Dazu muss man die Region gut kennen - ein Vorteil, den Touristen nicht haben. Dennoch wollen viele Besucher lokale Produkte alter Rassen und Sorten bewusst unterstützen, aber sie erkennen sie nicht. Deshalb arbeitet SAVE Foundation mit dem Heritaste® Label (Heritage und Taste) dar-an, die Produkte aus alten Rassen und Sorten europaweit kenntlich zu machen. Denn bei Bio-Produkten sieht dies ganz anders aus: sie sind europaweit gut und relativ einheitlich erkennbar, ebenso wie die Fair-Trade-Produkte.

Unser Ziel ist es, dass Konsumenten eines Tages das Heritaste®- Label überall in Europa finden und erkennen und wissen, dass sie ein Produkt aus alten Rassen oder Sorten vor sich haben. Dann hättte Heritaste® einen Nutzen für die Produzenten und die Käuferinnen und Käufer wüssten, dass sie ein authentisches und echtes Produkt vor sich haben. Nach ausführlichen Diskussionen und Konsultationen im SAVE Netzwerk, mit den Arca-Net-Partnern (www.arca-net.info) und dem Variety Savers-Netzwerk (http://variety-savers.net/), hat das SAVE Project Office in St. Gallen nun ein Konzept entwickelt, mit dem es für Produzenten möglich sein sollte, kostengünstig und einfach eine Zertifizierung für das Heritaste®-Label zu erhalten. Die Entwicklung des Labels ist nur eine Massnahme innerhalb des Projektes. Wir wollen die Vertriebswege und Vermarktungsstrategien genauer entwickeln oder optimieren, Texte, Flyer und Broschüren verfassen und den Produzenten zur Verfügung stellen und eine Webseite als eine Art virtuellen Marktplatz einrichten, auf der sich Produzenten darstellen und mit der eigenen Seite verlinken können. Der eigentliche Verkauf soll aber lokal und regional bleiben! Aktuell suchen wir nach interessierten Produzenten für Pilotprojekte, um zusammen die jeweils richtige Strategie zu entwickeln. Wir möchten betonen, dass Heritaste® eigene Vermarktungsstrategien und Vertriebswege keineswegs konkurriert, sondern im Gegenteil eine zusätzliche Chance bietet!

Der Infokasten auf der nächsten Seite zeigt Ziele, Nutzen und Aktivitäten des Projektes auf. Wenn Sie Interesse haben, sich an dem Pilotprojekt zu beteiligen, melden Sie sich bitte bei Waltraud Kugler office@save-foundation.net. Wir freuen uns auf Ihr Interesse!


Heritaste®

Ziele Nutzen Aktivitäten

Die Ziele
  • Oberstes Ziel dieses durch die SAVE Foundation initiierten Projekts ist die Sicherung und lebendige Erhaltung traditioneller Nutztierrassen und Kulturpflanzen in Europa.
  • SAVE Foundation will unter dem Label Heritaste® alle Produzenten vereinen, es soll Ausdruck des gemeinsamen Interesses sein. Die Erhaltung der Vielfalt ist nicht das Hobby Einzelner sondern das Anliegen von vielen.
  • Durch das Label Heritaste® erhalten Ihre Qualitätsprodukte eine Kennzeichnung, die sie unterscheidbar machen und die es den Konsumenten erleichtert, sie gezielt zu erwerben.
Der Nutzen für Sie
  • Regionale, saisonale und biologisch produzierte Produkte liegen im Trend. Durch die traditionellen Produkte mit ihrem vielfältigen, tollen Geschmack geben Sie diesem Trend und damit der Nachfrage mehr Schwung.
  • Bisher gibt es keine einheitliche Kennzeichnung von Produkten aus traditionellen Rassen und Sorten mit entsprechendem Wiedererkennungswert wie z.B. den Bio-Labeln. Die SAVE Foundation hat diese Lücke mit dem Label Heritaste® geschlossen.
  • Der Wert Ihrer Qualitätsprodukte aus alten Rassen und Sorten muss intensiv vermittelt werden. Je höher die Präsenz der traditionellen Produkte ist, desto schneller gelingt dies.
  • Das europäische Heritaste® Label ist ein Gütesiegel für Ihr regionales, saisonales und traditionelles Produkt, das es von anderen abhebt, ihm "die Krone aufsetzt" und einen Mehrwert verschafft.
  • Das Heritaste® Label sorgt dafür, dass Produkte aus traditionellen Rassen und Sorten europaweit präsent sind und wiedererkannt werden - auch bei Ihnen.
  • Die mit dem Gütesiegel versehenen Produkte werden als Qualitätsprodukte wahrgenommen und erzielen einen Preis, der die lebendige Erhaltung der landwirtschaftlichen Vielfalt auch wirtschaftlich sinnvoll macht.
Die Aktivitäten
  • SAVE Foundation hat das Label Heritaste® entworfen und europaweit geschützt.
  • Das Label wird an möglichst alle Produzenten, die die Bedingungen erfüllen, vergeben.
  • Die Konsumenten werden intensiv über den Dreiklang Genuss, Vielfalt und Tradition informiert.
  • Die wichtigen Meinungsführer in Gastronomie und Handel werden aktiv beworben.
  • Es wird eine Website eingerichtet, die als Informations- und Werbeplattform für das Projekt und Sie als Produzenten dienen soll.
  • Die SAVE Foundation unterstützt Sie aktiv mit Informationsmaterial und diversen anderen Marketingmassnahmen bei der Vermarktung ihrer Produkte.

30 Jahre ARCHE AUSTRIA - Bewahrung eines lebenden, österreichischen Kulturgutes

Österreich ist stolz auf seine natürliche Vielfalt - und das mit gutem Recht. Seit Jahrhunderten pflegen und prägen unsere bäuerlichen Familienbetriebe sowohl die einzigartige Landschaft als auch die hohe Zahl an heimischen Nutzierrassen. Diese Vielfalt ist bedroht. Nicht nur viele Wildtiere stehen auf der "Roten Liste", sondern leider auch zahlreiche landwirtschaftliche Nutztiere. Natürlich sind nicht die Kuh, das Schaf oder das Huhn bedroht. Bedroht sind einzelne Rassen. Allein in Österreich sind über 40 Nutztierrassen gefährdet und damit auch ihre wertvollen Eigenschaften. Der Verein ARCHE Austria verfolgt nun seit 30 Jahren das Ziel, diese Vielfalt zu erhalten und zu fördern.

Unter dem Dach der ÖNGENE werden zusammen mit der ARCHE Austria über 40 österreichische, vom Aussterben bedrohte, Nutztierrassen betreut. Seit mehr als 30 Jahren setzen sich die ARCHE Austria und die ÖNGENE - eine vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) gegründete wissenschaftliche Plattform - gemeinsam mit den verantwortlichen Zuchtverbänden dafür ein, den Bestand der Rassen zu schützen und sie wieder auf unsere Höfe zurückzuholen. Neben der Beobachtung der Bestandszahlen erstellt die ÖNGENE die Generhaltungsprogramme für diese seltenen Nutztierrassen. Unter besonderer Berücksichtigung der Erhaltung der genetischen Vielfalt sorgt sie für die ex-situ-Erhaltung ("Genbank") und begleitet wissenschaftliche Forschungen im Bereich tiergenetische Ressourcen. Die ARCHE Austria bietet für alle Züchterinnen und Züchter eine Plattform zum Wissensaustausch. Sie vertritt die Anliegen der seltenen Nutztierrassen und ihrer Züchterinnen und Züchter und weckt bzw. entwickelt das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für diesen bedeutenden Teil unserer Geschichte und Kultur.

Die Zuchtverbände erledigen als verantwortliche Organisationen für einzelne Rassen die tägliche Zuchtarbeit und setzen dabei die Generhaltungsprogramme um.

Die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten ist dabei der Garant für den Erfolg.

Arche Austria Jugend
Für Jugendliche gibt es bei Arche Austria ein besonderes Programm

Seltene extensive Nutztierrassen mit ihrer Vielfalt an Fähigkeiten sind Teil einer umweltgerechten, bäuerlichen Landwirtschaft und ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität.

Rund 10.000 Bäuerinnen und Bauern sind es, die diese Tiere vor allem dort halten, wo eine intensive Landwirtschaft nicht mehr möglich ist. Sie sind ein Garant dafür, dass eine flächendeckende Bewirtschaftung vor allem in extensiven Regionen gewährleistet wird. Sie schützen unsere Lebensräume und erhalten dadurch die Grundlagen für den Tourismus und auch für die österreichische Ernährungssouveränität.

"Wiesen und Äcker, die zubetoniert werden, sind für lange Zeit in der Natur verschwunden, genetische Ressourcen, die aussterben, für immer."

Wer mehr über die einzelnen Rassen erfahren will,
kann dies über www.arche-austria.at,
office@arche-austria.at oder auf Facebook tun

Altsteirer Hahn Photo: Schipflinger Arche Austria


Der bittersüsse Geschmack von Stevia

Stevia (Stevia rebaudiana Bertoni) als Süssungsmittel ist heute in vielen Lebensmitteln enthalten. Die Blätter dieser Pflanze sind 30mal süsser als Zucker und gleichzeitig nahezu kalorienfrei. Was nicht allgemein bekannt ist: Bei der Kommerzialisierung von Steviolglykosiden handelt es sich um einen klaren Fall von Biopiraterie, der ungerechten Aneignung einer genetischen Ressource und des zuge hörigen traditionellen Wissens. Die entwicklungspolitische Organisation Erklärung von Bern (EVB) hat mit 8 Partnerorganisationen einen Bericht verfasst, der die Vermarktung von Stevia-basierten Süssstoffen kritisch beleuchtet.

Die Eigenschaften von Stevia sind den Guaraní, in der Grenzregion zwischen Paraguay und Brasilien, wohlbekannt. Doch weder sie als die Träger dieses traditionellen Wissens, noch Paraguay oder Brasilien als Ursprungsländer dieser Pflanzen, erhalten den ihnen zustehenden gerechten Anteil an den Vorteilen, die sich aus der Vermarktung von Steviolglykosiden ergeben.

Stattdessen nutzen einige wenige multinationale Agrarrohstoff-, Lebensmittel-, Getränke- sowie Biotechnologie-Unternehmen die genetische Ressource und das zugehörige traditionelle Wissen, um große Gewinne zu erzielen.

Multinationale Konzerne beherrschen den Markt mit hunderten von Patenten und vermarkten Steviolglykoside erfolgreich als das natürliche Süssungsmittel der Zukunft. In krassem Gegensatz dazu ist die traditionelle Verwendung von Stevia-Blättern als Süßungsmittel in den meisten Industrieländern verboten.

Das Ungleichgewicht könnte sich noch weiter vergrößern. Denn heute ist es für Paraguay und andere Entwicklungsländer immerhin noch möglich, durch den Anbau von Stevia-Pflanzen als Rohstoff für die Herstellung von Steviolglykosiden wenigstens einen kleinen Anteil des Gewinns für sich zu erwirtschaften. Doch bereits 2016 soll ein Süßstoff auf den Markt kommen, der Steviolglykoside enthält, die mithilfe von synthetischer Biologie hergestellt werden. Sollte sich die synthetische Produktion durchsetzen, könnte dies das Ende des Marktes für Stevia-Blätter bedeuten. In diesem Fall würde die gesamte Wertschöpfung zu einigen wenigen Unternehmen fließen, die überwiegend im Norden angesiedelt sind. Die Guaraní und die Ursprungsländer würden leer ausgehen.

Eine vertragliche Verpflichtung, wie sie in der UN-Konvention über biologische Vielfalt und dem Nagoya-Protokoll vorgesehen ist, ist dringend nötig.

Steviolglykoside, die der synthetischen Biologie entstammen, sollten überhaupt nicht mehr hergestellt werden, ohne dass eine unabhängige Abschätzung sozioökonomischer Folgen mit positivem Ausgang vorliegt, wie dies von den Vertragsstaaten der Konvention über biologische Vielfalt gefordert wird.

Es wird Zeit, dafür zu sorgen, dass Steviolglykoside ihren bitteren Nachgeschmack verlieren und von einem klassischen Fall von Biopiraterie zu einem Beispiel für einen gerechten Zugang und Vorteilsausgleich werden.

Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen werden:
https://www.misereor.de/fileadmin/publikationen/studie-der-bitter-suesse-geschmack-von-stevia-2015.pdf


Kurznachrichten
www.fundus-agricultura.wiki ist auf Kurs

Höltscheta, Salez (CH): gemeinsames Entblättern der Ribelmaiskolben; Foto: Heidy Beyeler

Die im vergangenen Sommer lancierte Online-Enzyklopädie für das traditionelle landwirtschaftliche Wissen im Alpenraum ist in Fahrt: Über 300 Beiträge sind online, von der Sommertriticale über die Jochberger Hummeln bis zur Kulturtechnik des Schneitelns und dem "Öberefahre", der Alpfahrt im Appenzellerland. Das Lexikon ist in die Kategorien Pflanzen, Tiere, Kulturtechnik und Brauchtum gegliedert. Gegen 100 angemeldete Benutzerinnen und Benutzer zeichnen für die Beiträge verantwortlich. Das ist, betrachtet man die enorme thematische Fülle, noch immer erst der Anfang des auf vier Jahre angelegten Projektes, das sich danach, von Freiwilligen geführt, weitgehend selber tragen soll. Aktuell steht eine weitere Vertiefung an. Gesucht werden in allen Kategorien freiwillige Autorinnen und Autoren mit Fachwissen, das sich in verschiedenen Kategorien anwenden lässt. Neu steht auf der Webseite eine Online-Anleitung zum Verfassen von Beiträgen für jede Kategorie zur Verfügung. Die Maske für die Beiträge ist jetzt auch in allen alpinen Landessprachen verfügbar! Ihnen sind ebenfalls Fakten, Traditionen und Techniken rund um die traditionelle Landwirtschaft im Alpenraum bekannt? Melden Sie sich heute noch an unter www.fundus-agricultura.wiki Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: office@save-foundation.net Wir freuen uns auf Sie!


Eine Tomate kehrt heim

Varrone Tomate, Universität Ancona, Italien Ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, gesammeltes und eingelagertes Saatgut sorgfältig zu dokumentieren, ist die kürzlich bekannt gewordene Wiederentdeckung der Varrone Tomate. Diese Sorte, Anfang des letzten Jahrhunderts von Nazareno Strampelli, einem bekannten Züchter und Forscher in Italien, gezüchtet, wurde im Vavilov Institut in St. Petersburg wieder entdeckt. Anscheinend eignet sich diese Sorte besonders gut für die Herstellung der typischen italienischen Tomatensauce. In Ancona, Italien, ist es nun möglich, ein "historisches" Menu, Spaghetti "Cappelli-Varrone" mit Züchtungen von Nazareno Strampelli zu kochen, denn die historische Hartweizensorte "Senatore Cappelli", ebenfalls eine Züchtung von Nazareno Strampellli, ist in dieser Region bis heute sehr bekannt und beliebt.

Aus: Agricultural Biodiversity Weblog
http://agro.biodiver.se/


CAP I: Die versteckte Wahrheit

Am 8. Februar 2016 veranstalteten das European Environmental Bureau (EEB, www.eeb.org/ ) und BirdLife Europe (www.birdlife.org) in Brüssel eine Konferenz zur "versteckten Wahrheit (Hidden truth)" hinter den neu entwickelten ländlichen Entwicklungsplänen der EU und ihrer Wirkung auf die Umwelt.

Das EEB und BirdLife Europa haben eine Analyse der offiziellen Daten über die Entwicklung des ländlichen Raums durchgeführt - die bisher einzige Analyse ihrer Art.

Die Ergebnisse zeigen auf, dass nicht nur die Geldmenge für Massnahmen, die der Umwelt tatsächlich zugute kommen, reduziert wurde, sondern auch zu viele dieser Maßnahmen nicht zielgerichtet eingesetzt werden und damit wenig reale Auswirkungen haben, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Das Potential, dass durch eine entsprechende Unterstützung der ländlichen Entwicklung ein grösstmöglicher Nutzen für die Umwelt im ländlichen Raum erreicht wird, wurde bisher nicht erreicht.

Weitere Informationen siehe:
http://www.eeb.org/index.cfm/news-events/news/new-rural-development-plans-and-the-environment-the-hidden-truth/

Waldweide mit Rindern in Schweden. Photo: Hakan Tunon; Photo: EFNCP


CAP II: Waldweiden Positionspapier

Auf Weiden wächst mehr als Gras. Mit dem Einsatz der neuen Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2015 sind Tierhalter, die ihr Vieh auf Weiden mit hohem Naturschutzwert weiden, mit strengeren Anforderungen konfrontiert, weil die Weiden "zu viele" Bäume und Sträucher enthalten. Dabei brauchen gerade diese "High Nature Value Farming Systems" dringend eine bessere Unterstützung der EU für ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten.

Die Europäische Kommission behandelt Bäume und Büsche auf Weiden als Zeichen der Flächenaufgabe oder un produktiver landwirtschaftlicher Nutzung. In der Verwaltungspraxis kommt es daher regelmäßig zu Problemen mit der Förderfähigkeit von Waldweiden im Rahmen der Direktzahlungen. Diese Problematik stellt eine Gefahr für eines der nachhaltigsten Haltungssysteme für die biologische Vielfalt dar, denn gerade Waldweiden gehören zu den wertvollsten Lebensräumen für die biologische Vielfalt. Das Europäische Forum für Naturschutz und Pastoralism (EFNCP) hat dieses Problem immer wieder in Seminaren, durch den Austausch mit der Europäischen Kommission, durch Berichte und ein Manifest im Jahr 2012 thematisiert. Nun hat das EFNCP eine neue Kampagne begonnen und ruft Organisationen in ganz Europa, vor allem solche, die mit der Landwirtschaft und der Erhaltung und Entwicklung des ländlichen Raums befasst sind, zur Unterstützung auf. Mit dem "Waldweide Manifest" werden die EU-Institutionen aufgerufen, dringende politische Veränderungen vorzunehmen:
http://www.efncp.org/policy/wood-pastures-manifesto/


TTIP: Konkurrenz für Landwirte und Verarbeiter

Das geplante Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP = Transatlantic Trade and Investment Partnership) stellt ein Risiko für kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe dar. Dies stellt eine im Januar 2016 in Berlin vorgestellte Studie des UnternehmensGrün fest.

Europäische Landwirte und Lebensmittelverarbeiter exportierten kaum in die USA. Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen in Europa habe daher von einem Freihandelsabkommen vor allem zusätzliche Konkurrenz zu erwarten. Dass Produkte wie Getreide in den USA so billig sind wie nirgends sonst, liegt zu einem erheblichen Teil auch an den dortigen Standards zum Einsatz von Gentechnik und den hohen Grenzwerten für Pestizide. Es ist nicht klar, wie die EU kleine und mittelständische Landwirtschaftsbetriebe und Verarbeiter sowie nachhaltige und naturverträgliche Landwirtschaft vor dieser Konkurrenz schützen will.

Denn TTIP würde die Kennzeichnung von Gentechnik-Produkten erschweren. Es besteht die Gefahr, dass gentechnikfrei produzierende Landwirte überproportional mit den Kosten von Warentrennung und -reinhaltung belastet und somit aus dem Markt gedrängt werden könnten. Die Auswirkungen für die Erhaltungszüchtung sind somit ebenfalls nicht klar.

Mehr Informationen zum TTIP:
https://stop-ttip.org/de/?noredirect=de_DE und http://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/ttip/index_de.htm


SAVE the Date: SAVE meeting 2016

Das nächste Treffen des SAVE Netzwerkes findet vom 16.-18. September im Kolpa Regionalpark in Metlika, Slowenien statt. Bitte reservieren Sie das Datum schon heute! Wir werden Sie über den genauen Tagungsort und das Programm so schnell wie möglich informieren.

Die Kolpa ist ein Nebenfluss der Sava und bildet die Grenze zwischen Kroatien und Slowenien. Seine reichhaltige Landschaft und Kulturgeschichte machen den Naturpark zu einem idealen Ort, um kleinstrukturierte traditionelle Landwirtschaft gepaart mit traditionellem Handwerk und modernem Tourismus zu erleben.

Das SAVE Projektbüro wünscht Ihnen ein frohes und viefältiges Osterfest mit einem guten Start in die Frühlings-Zucht-Saison!

Quelle: http://www.300c-forum.de/index.php/topic,10074.0.html

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Quelle:
SAVE e-News 1/2016 - 21. März 2015
Elektronischer Infodienst der SAVE Foundation
Herausgeber:
SAVE Foundation, Projektbüro
Neugasse 30. CH-9000 St. Gallen, Schweiz
Tel.: +41-71/222 74 10, Fax: +41-71/222 74 40
E-Mail: office@save-foundation.net
Internet: http://www.save-foundation.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2016

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