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VIELFALT/143: SAVE eNews 1/2017 - Sicherung der Artenvielfalt (SAVE)


SAVE e-News 1/2017 - 21. März 2017

Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

Der vierteljährliche Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation


  • City farms and rare breeds - a world of difference
  • Club Varieties
  • Animal Genetic Resources in Portugal
  • Cork 2.0 Declaration
  • 25 Years Dagene
  • Public Stakeholder Consultation on the future of the CAP
  • Urban Agriculture
  • Jason Roberts in Greece: Art meets Agriculture
  • Saaser Mutten - sweet tailwind for the Breed
  • SAVE Annual Meeting 2017 in Portugal

City Farms und alte Rassen - ein Gegensatz?

Pauline Wolters, EFCF

Viele von uns haben als Kind eine City Farm, einen Stadt-Bauernhof, erlebt und erinnern sich an eine grüne Oase inmitten einer geschäftigen, schnellen und urbanisierten Welt. Auf einer City Farm finden Kinder einen sicheren Platz zum Spielen, andere Kinder und Tiere. Aber City Farmen sind noch mehr. Sie bieten Schulungen, Informationen, Umweltbildung und Erholung. Sie sind soziale und kulturelle Treffpunkte für alle Altersgruppen mit Landwirtschaft und/oder Gartenbau als Plattform. Die Europäische Föderation der City Farms (EFCF) vereint mehr als 2.000 City Farm-Projekte in Europa und darüber hinaus, die zusammen Millionen von Menschen aller Altersstufen und Hintergründe erreichen. Gemeinsam bieten sie Beschäftigung, freiwillige Arbeit und Praktika für Tausende von Menschen.

City Farmen sind in den einzelnen Ländern unter verschiedenen Namen bekannt: Ferme d'Animation, Jugendfarm, Entdeckungsfarm, Granja Escuela, Kinderboerderij, Aktivspielplatz, Ferme Pédagogique, Quinta Pedagogica, Kinderhof, Jugendhof, 4H Gård, Abenteurspielplatz, Städtischer Bauernhof, Gemeinschaftsbauernhof oder Cascina di Animazione. Stadtfarmen kommen in allen Formen und Größen vor, von ein paar Hektar oder weniger und bis zu über 50 Hektar. Viele Landwirtschaftsbetriebe arbeiten mit Pflegebetrieben, kommerziellen Bauernhöfen mit einem Schulprogramm, Umweltorganisationen, Zoos, Museen zusammen oder sind in der Erhaltung von Weide- und Forstprojekten tätig. Die City Farmen sind je nach Ziel und Umgebung in jedem Land und in jeder Stadt verschieden.

In der City Farm sind die Tiere oft die Hauptattraktion. Wegen zunehmender Regeln und Vorschriften wird es für viele City Farmen immer schwieriger, Nutztiere aus Produktionsbetrieben zu kaufen. Die meisten modernen Rassen sind ohnehin nicht für eine City Farm geeignet, denn im Allgemeinen ist hier die Arbeit völlig anders als auf kommerziellen Bauernhöfen. Abgesehen davon gibt es nur wenige moderne Produktionsbetriebe mit einer Vielzahl von Nutztieren oder Rassen. Deshalb ist es offensichtlich, dass immer mehr City Farmen "gewöhnliche" Rassen, indigene oder ausländische, reine Rassen oder Kreuzungen halten.

Viele Stadtfarmen sind Teil eines nationalen oder regionalen Netzwerkes von Züchtern traditioneller Rassen oder nehmen an einem nationalen Erhaltungsprogramm für seltene Rassen teil. Der niederländische Rare Breed Survival Trust zum Beispiel ermutigt die Züchter, Tiere an City Farmen zu verleihen, um die Bekanntheit traditioneller Rassen zu fördern, was mittlerweile sehr erfolgreich funktioniert. Einige City Farmen sind selbst offizielle Zuchtzentren. Seltene traditionelle Rassen sind für eine City Farm attraktiver als "moderne" Rassen wegen ihrer Vielfalt und im Gegensatz zu konventionellen Produktionsbetrieben konzentrieren sich City Farmen meist nicht auf eine möglichst hohe Leistung von jedem Tier, sondern auf Vielfalt, Charakter, Aussehen und pädagogischen Wert.

Traditionelle Rassen auf einer City Farm erfüllen mehrere Ansprüche: Tierschutz, Biodiversität, nachhaltige Entwicklung, Klimawandel, Kulturerbe, Kultur, Ernährungssouveränität, sozialer Zusammenhalt, Geschichte, Landbewirtschaftung und Verantwortung. Information und Bildung über traditionelle Rassen unterstützt ein besseres Verständnis von Geschichte, Kultur, Landschaft und Zukunft durch lebende Tiere. Traditionelle Rassen repräsentieren die Basis der Landwirtschaft, wie wir sie heute kennen. Die Agrobiodiversität ist ein wesentlicher und integrierter Bestandteil der Ökologie und des Naturschutzes. Bildungsprogramme, Ausstellungen und Diskussionen helfen, wieder eine Beziehung zwischen Produzenten und Konsumenten aufzubauen. Lokale Gerichte, "Speisemeilen" sowie die Rückverfolgbarkeit von Fleisch und tierischen Produkten werden transparent und nachvollziehbar. Use it or loose it! Direktverkauf von landwirtschaftlichen Produkten einschließlich Fleisch im Hofladen der City Farm findet an vielen Orten statt. Auf einigen City Farmen, meistens in den großen Städten, kann der Verkauf von Fleisch ein Problem sein, denn viele Besucher sehen die Tiere als ihre Freunde und du isst deine Freunde nicht. Allerdings verstehen immer mehr Besucher, dass es eine gute Sache ist, Fleisch dieser Tiere auch zu konsumieren, weil die Tiere ein gutes Leben gehabt haben und die Käufer den Ursprung des Fleisches kennen. Ferner können traditionelle Nutztierrassen nur überleben, wenn sie auch genutzt, d.h. gegessen werden. City Farmen können nicht alle Bedürfnisse an einem Ort abdecken, aber Bildung und Information fördern das Bewusstsein der Besucher für Tierschutz, wenn sie die Wahl zwischen biologischem "Free-Range" und "regulärem" konventionell hergestelltem Fleisch haben. Sie können auch lernen, dass es eine Wahl gibt zwischen viel oder weniger oder gar keinem Fleisch.

Es ist zu hoffen, dass immer mehr Züchter traditioneller Rassen und City Farmen in ganz Europa zusammenarbeiten für eine nachhaltige Zukunft. Willkommen in Ihrer City Farm!!

Weitere Informationen:
www.cityfarms.org
www.facebook.com/europeanfederationcityfarms


Clubsorten

Ein Apfel als standardisiertes Produkt aus einem Guss - von der Produktion bis zum Marketing. Das ist keine Vision von Werbestrategen, sondern Wirklichkeit. Als würde eine Automarke ein neues Modell lancieren, produzieren Landwirte neue, gezielt auf den Geschmack der Konsumenten abgestimmte Äpfel, deren Erträge im Rahmen eines Club-Konzeptes einem geschlossen Zirkel vorbehalten bleiben. Clubsorten heissen diese Äpfel, von denen die Sorte Pink Lady wohl die bekannteste ist. Wer kein Mitglied der Produktions- und Vertriebskette ist, darf die Sorte auch nicht kommerziell unter diesem Namen nutzen. Der Inhaber der Marke ist die australische Firma Apple and Pear. Pink Lady ist aber kein Sortenname sondern ein Markenname für Äpfel der Sorte Cripps Pink, die bestimmten vom Rechteinhaber festgelegten Qualitätskriterien entspricht. Cripps Pink Äpfel sind eine Kreuzung der Sorten Lady Williams und Golden Delicious. Die Schale ist lila-rot, das Fruchtfleisch knackig, fest und eher süss. Die Sorte ist zudem lagerfähig. Es ist eine späte Sorte, die die Erntesaison verlängert. Diese Eigenschaften machen Pink Lady sowohl bei Produzenten als auch bei Konsumenten beliebt. Es gibt aber auch weitere Club-Sorten wie Jazz, Kanzi, Rubens, Cameo oder Greenstar. Die Clubsorte Ariane wird sogar im biologischen Anbau verwendet.

Während beispielsweise in der Schweiz die Anbauflächen klassischer Sorten - vom Golden Delicious bis Jonagold - laut Agrarbericht des Bundes 2015 um ein Prozent abnahm, erhöhte sich die Anbaufläche von Clubsorten um drei Prozent. Die deutsche Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) sieht als Ursache für das Aufkommen der Klubsorten die kaum gedeckten Unkosten im klassischen Obstbau, während die Preise bei den Clubsorten deutlich höher liegen. Laut AMI sank der Apfelkonsum in Deutschland seit 2003 um durchschnittlich zwei Prozent jährlich. Vor dem Hintergrund dieses schrumpfenden Marktes entwickelt sich deshalb ein Preiskampf.

Während bei der bisherigen Praxis eine Sorte zwar Schutz geniesst, die Pflanzung und Vermarktung aber frei ist, sind die Mitglieder in Sortenclubs Lizenzverträgen verpflichtet, die vom Produkt, etwa der Färbung und Grösse einer Frucht, über das Vertriebssystem und das Franchising bis zu den Lizenzgebühren alles regulieren. Dies alles erhöht die Produktionskosten. Hinter einer Clubsorte steht ein Apfel, der immer gleich aussieht und immer gleich schmeckt. Für alle Anlagen dieser Sorte müssen Kataster angelegt werden. Die Koordinaten werden mit GPS überwacht. So kann der Aufbau illegaler Plantagen leichter kontrolliert werden. Die Europarechte für Pink Lady liegen seit dem Jahr 2000 beim französischen Baumschulkonsortium Star Fruits und die Vermarktungsrechte üben drei Fruchthandelsfirmen aus. Es ist der Versuch, Obst, aber auch zunehmend Gemüse und Getreide, wie Spitzenmarken der Lebensmittelindustrie aufzubauen und zu verkaufen - von der Patentierung über die Handelsketten bis zur Werbung. Die Clubmitglieder bauen eine Art Exklusivität auf und vermeiden ein Überangebot. Ob eine Pink Lady je ein Nespresso-Verkaufschlager wird, darf allerdings bezweifelt werden. Dafür ist der Apfelmarkt zu stark aufgefächert. Noch spielen auch lokale Sorten eine grosse Rolle.

Thomas Cierpka von der Organisation IFOAM - Organics International, dem Bio-Welt-Dachverband - kann seine Skepsis nicht verhehlen. "Für uns ist das lokale Saatgut und seine weitere Verbreitung zentral. Die technische Entwicklung, von der Verwendung genetischen Pflanzenmaterials bis hin zu mächtigen Markauftritten neu entwickelter Sorten erschwert den Schutz der Biodiversität vor Ort." IFOAM - Organics International würde lieber die Anforderungen an das Biolabel dynamisieren und periodisch erhöhen, gleichzeitig aber auch die Marke Bio stärken, doch mit einer Art Clubsystem sei das nicht zu schaffen. Eher schon mit partizipativen Konzepten, die die Beziehung zwischen Produzenten und Konsumenten stärken.

Im Gegensatz zu so einer Partnerschaft, die ein persönliches Verhältnis impliziert, tragen produzierende Clubmitglieder das Risiko alleine. Dann kann die einseitige Abhängigkeit schnell zu einem gefährlichen Bumerang werden. Denn Schätzungen zufolge werden sich von den über 30 bekannten Clubsorten nur 20 Prozent auf dem Markt durchsetzen. Ein Erfolg ist also auch einer Clubsorte nicht garantiert.


Tiergenetische Ressourcen in Portugal

Rui Dantas, FERA, Portugal

Portugal ist ein Schmelztiegel von Kulturen und Handel durch die Zeitalter. Diese Einflüsse trugen zur großen Vielfalt der Rassen im Land bei. Die 50 nationalen autochthonen Rassen (zusammen mit 11 Hunderassen, siehe Tabelle unten) sind der Hauptgrund, warum Portugal von der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) als "Hot Spot" der Biodiversität angesehen wird.

Obwohl Portugal ein kleines Land ist, hat es eine grosse Vielfalt an Lebensräumen mit unterschiedlichen Topographie-, Klima-, Boden- und Bewirtschaftungsbedingungen. Zahlreiche soziale und kulturelle Traditionen schufen Nischen, in denen die Rassen gezüchtet und gehalten wurden. Dadurch entstand eine grosse Vielfalt, perfekt an ihre Umgebung angepasster Rassen und Varietäten.

Die physische und politische Isolation, in der Portugal seit der Gründung des Staates bis zur Nelkenrevolution im Jahre 1974 lebte, verschärfte sich durch den Mangel an wirksamen Kommunikationsmitteln zwischen und in den Regionen. Dies führte zu einer Verzögerung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, behinderte aber die Einführung von ausländischen Rassen und erlaubte so die Entwicklung von autochthonen Rassen mit ihren gut angepassten Merkmalen.

Einheimische Rassen wurden von den Menschen selektioniert, um Nahrungsbedürfnisse (Fleisch, Milch und Eier), Arbeit (Zugkraft und Transport) sowie Kleidung und Einrichtung (Häute, Wolle und Federn) zu decken. Diese Rassen werden vor allem im Landesinneren, in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte, gezüchtet, eingebettet in ausgewogene, nachhaltige und ökologische Produktionssysteme. Sie trugen und tragen entscheidend zur Besiedlung der am stärksten benachteiligten Gebiete der ländlichen Regionen Portugals bei und stärken so die Stabilität und den sozialen Zusammenhalt. Durch die Bereitstellung qualitativ hochwertiger, sicherer Produkte können traditionelle Rassen eine Basis schaffen, um die Lebensfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe zu verbessern und gleichzeitig die Umwelt und die Landschaft zu bewahren, da sie auf Produktionssystemen basieren, die magere Futtermittel aus kargen Gebieten oder Berggebieten verwerten, die sonst nicht genutzt würden.

Anfang der achtziger Jahre erkannte der portugiesische Staat die große wirtschaftliche, soziale, kulturelle und biologische Bedeutung dieser Rassen und intensivierte die Bemühungen der Inventarisierung und zootechnischen Aufzeichnung der relevantesten Rassen. Offizielle staatliche Dienste waren dafür verantwortlich. Die Arbeit basierte in den meisten Fällen auf Studien, die in den 1960er Jahren begonnen wurden. Dieser Prozess wurde schliesslich auf alle bestehenden Rassen erweitert. Zu Beginn der 1990er Jahre delegierten die offiziellen Dienste des Landwirtschaftsministeriums die Verwaltung von Herdbüchern und damit die Erhaltung und Entwicklung dieser Rassen an Zuchtverbände, die sich inzwischen gebildet hatten.

Die gemeinsame Aktion zwischen der portugiesischen Regierung und den Züchterverbänden sowie die Unterstützung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) waren ausschlaggebend, um den kontinuierlichen Niedergang der autochthonen Rassen in Portugal zu stoppen. Für einige Rassen und Sorten waren diese Aktionen allerdings zu spät: Sie sind verschwunden.

Fast gleichzeitig, Mitte der neunziger Jahre, wurde auch damit begonnen, Produkte aus diesen Rassen durch EU-Kennzeichnungen wie PDO (geschützte Ursprungsbezeichnung), ggA (geschützte geographische Indikation) und TSG (garantierte geografische Spezialität) zu zertifizieren. Gegenwärtig besteht die Mehrheit der portugiesischen Tierprodukte mit EU-Gemeinschaftsschutz auf einheimischen Rassen mit einem Standard für die Qualität, die mit dem Fleisch der einheimischen Rinderrassen verbunden ist, der Wurst und geräucherten Erzeugnissen aus einheimischen Schweinen und Milchprodukten von lokalen Schaf- und Ziegenrassen.

Diese Ressourcen, die uns von unseren Vorfahren weitergegeben wurden, die sie auf der großen Reise von der Wiege der Menschheit durch extreme Klimate und anspruchsvolle Ökosysteme mit ihrer Anpassungsfähigkeit, Ausdauer und Nützlichkeit begleitet haben, müssen ebenso verteidigt und geschützt werden wie der faire und ausgewogene Vorteilsausgleich. Die Variabilität dieser Ressourcen bedeutet eine Versicherung in einer sich verändernden Welt, mit unvorhersehbarem Klimawandel, neu aufkommenden Krankheiten, einer wachsenden Bevölkerung und veränderten Nahrungsmittelanforderungen.

Angesichts der Gefährdung der biologischen Vielfalt der Nutztierrassen und als Höhepunkt eines langen Verhandlungsprozesses, wurde 2007 in Interlaken [Schweiz] der Globale Aktionsplan für tiergenetische Ressourcen von Delegationen aus 109 Ländern einschließlich Portugal verabschiedet. Die Unterzeichnerstaaten haben ihre gemeinschaftlichen und individuellen Verantwortlichkeiten in der Erhaltung, nachhaltigen Nutzung und Entwicklung dieser Ressourcen für Lebensmittel und Landwirtschaft bestätigt.

Um diesem Abkommen gerecht zu werden, genehmigte Portugal 2014 den Nationalen Aktionsplan für tiergenetische Ressourcen, in dem einheimischen Rassen weiterhin eine Priorität der nationalen Agrarpolitik sind, nämlich durch die Umsetzung von Strategien zur Verhinderung des Verlustes der genetischen Variabilität, der nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen und der Förderung ihrer Produkte werden auch die pflanzenerhaltenden Aktivitäten Portugals nicht zu kurz kommen! FERA (siehe Kasten oben) die portugiesische Erhaltungsorganisation traditioneller Nutztierrassen wird die SAVE Jahrestagung 2017 (siehe Seite 10) ausrichten. Spannende Ein- und Ausblicke sind garantiert. Selbstverständlich werden auch die traditionellen Nutzpflanzen nicht zu kurz kommen!

FERA - Federação Nacional das
Associações de Raças Autóctones
  • Der Nationalverband der Autochthonen Rassenverbände (FERA) wurde im August 2000 gegründet und hat seinen Hauptsitz in S. Torcato, Guimar’es. Der Verband vertritt 17 Züchtervereinigungen und führt 24 Zuchtbücher autochthoner Rassen. Ziele sind:
  • Förderung, Entwicklung und Vertretung der Interessen ihrer Mitgliedsorganisationen.
  • Koordinierung von Massnahmen im technischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und statistischen Bereich.
  • Definieren einer gemeinsamen Strategie für die Erhaltung, Förderung und Verbesserung der einheimischen Rassen.
  • Förderung der Ausbildung, Information und Verbreitung von Informationen von Interesse für Mitglieder.
  • Einrichtung von Protokollen mit ähnlichen nationalen, gemeinschaftlichen und internationalen Organisationen, die für die portugiesischen autochthonen Rassen von Interesse sind.

FERA ist verantwortlich für die Leitung der einzigen Samenbank für Rinderrassen in Portugal. Innerhalb der letzten 3 Jahre hat FERA Samen von 7 Rinderrasen eingelagert, sowie Spermaproben einheimischer Geflügelrassen.


Cork 2.0 Deklaration

Genau 20 Jahre nach der europäischen Konferenz über die Entwicklung des ländlichen Raums, die mit der Unterzeichnung der "Erklärung von Cork" über die Entwicklung des ländlichen Raums abgeschlossen wurde, hat die Europäische Kommission unter der Leitung von Kommissar Phil Hogan eine zweite europäische Konferenz über die Entwicklung des ländlichen Raums organisiert. Am 5. und 6. September 2016 trafen sich 340 ländliche EU-Stakeholder in Cork, Irland, und entwickelten die "Cork 2.0-Deklaration". Unter der Überschrift "Ein besseres Leben in ländlichen Gebieten" enthält die Erklärung neun politische Empfehlungen. In einem im März 2017 veröffentlichten Aktionsplan werden eine Reihe von konkreten Initiativen unter diesen 10 Punkten aufgelistet, die die Kommission, die ländlichen Netzwerke sowie die ländlichen und die landwirtschaftlichen Akteure ergreifen sollen, um die Bestrebungen der Cork Deklaration zu einer wirklichen Veränderung vor Ort zu machen. Die Cork Deklaration und ihr Aktionsplan beinhalten wichtige Ziele zur Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Für die Erhaltungsszene sind die Deklaration und der Aktionsplan von grosser Bedeutung:

Übergreifendes Hauptthema: Die Erklärung von Cork soll die Arbeit der Kommission über die Modernisierung und Vereinfachung der GAP widerspiegeln.

1. Förderung des ländlichen Wohlstands: LAGs (lokale Aktionsgruppen, Hauptinstrument für die Umsetzung des LEADER-Ansatzes) fördern den ländlichen Tourismus, lokale Produkte und lokale Investitionen. Auch die Diversifizierung der Landwirtschaft wird stärker unterstützt.

2. Stärkung der ländlichen Wertschöpfungskette: Ökologisierung der ländlichen Wirtschaft durch die Erforschung von Wertschöpfungsketten, qualitativ hochwertigen Lebensmittelprodukten, Unterstützung der lokalen Nahrungsmittelvernetzung.

3. Investitionen in Lebensfähigkeit und Vitalität: Smart Village Aktionsplan: Pilotprojekt Ökosoziale Dörfer, Bedeutung der ländlich-urbanen Verknüpfungen, Fokus auf Junglandwirte, höhere Bildung (über IT-Plattformen).

4. Erhaltung der Umwelt im ländlichen Raum: Natura 2000 User Forum zum Thema Biodiversität und Umwelt, Unterstützung der Erhaltung von ökologisch wertvollen Flächen, extensive landwirtschaftliche Systeme und Grünlanderhaltung, Forschung über ökosystemare Dienstleistungen.

5. Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen: Wasserfragen, Agroforestry Innovation Network, Ressourcenmanagement, Wassereffizienz in der Landwirtschaft.

6. Förderung der Klimapolitik: Nährstoffbewirtschaftungspläne, Klimaschutzmaßnahmen wie Beiträge des ökologischen Landbaus zum Klimaschutz.

7. Förderung von Wissen und Innovation: "Rural Renaissance" (H2020), EIP AGRI Arbeitsgruppen und Workshops, Digitale Innovationszentren in der Landwirtschaft.

8. Verbesserung der ländlichen Governance: Einführung eines Leader 2030 Prozesses, multigeförderte CLLD - Strategien (Community-Led Local Development), Kooperationskonferenzen.

9. Förderung der politischen Umsetzung und Vereinfachung: Möglichkeiten für ein leistungsorientierteres Ausgleichsmodell, ergebnisorientierte Fokussierung, Vereinfachung von Anträgen für Begünstigte bei Omnibus-Anträgen (GAP-Grundgesetze).

Die Texte der Deklaration und des Aktionsplanes sind abrufbar unter:
http://www.save-foundation.net/en/medias/downloads-en

Weitere Informationen:
https://ec.europa.eu/agriculture/events/rural-development-2016_de.


Jubiläumsbuch 25 Jahre Dagene

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Vereinigung zur Erhaltung der Nutztierrasen in den Donauländern DAGENE im Jahr 2014 ist nun ein Buch zum Thema erschienen, in dem die Erfolge und Arbeiten der Organisation und der Donauregion dargestellt werden.

Die Organisation, die ursprünglich in Österreich und Ungarn entstand, zielt darauf ab, die professionelle und wissenschaft-liche Zusammenarbeit der Donauländer in der Tierhaltung zu fördern. Das Jubiläumsbuch bezieht sich auf die wissenschaftliche Gemeinschaft der zehn beteiligten Länder und leitet den Leser durch den professionellen wissenschaftlich-pädagogischen Prozess, der die ersten 25 Jahre von DAGENE charakterisiert. Es steht in den beiden Amtssprachen des Vereins Englisch und Deutsch zur Verfügung.

Durch das Lesen des Buches wird ein besseres Verständnis gewonnen, wie sich die aktuellen Themen auf die Arbeit der Mitgliedsorganisationen, die Forschungs- und Lehranstalten sowie die Züchter von seltenen Haustieren und die Mitarbeiter von DAGENE selbst auswirken.

Der Verein DAGENE wurde 1989 mit dem Ziel gegründet, gefährdete autochthone Tierrassen in der Donau-Region durch Forschung und Züchtung zu erhalten. Nach mehreren Jahren lokaler und regionaler Aktivitäten, entschied sich die wissenschaftliche Gemeinschaft zum Schulterschluss. DAGENE engagiert sich aktiv in der Diskussion wissenschaftlicher und ökonomischer Fragen im Bereich der tiergenetischen Ressourcen. Die jährliche Konferenz bietet den Mitgliedern die Möglichkeit, aktuelle Themen sowie die Umsetzung verschiedener Methoden der Erhaltung zu diskutieren. Zwischen den Meetings verbindet und unterstützt das gut etablierte Netzwerk die Arbeit und die Interessenvertretung der Mitglieder.

Transnational aktive Wissenschaftler im Bereich der Erhaltung autochtonen Rassen in vielen Ländern arbeiten zusammen. Einige der wichtigsten Aufgaben von DAGENE sind die noch nicht registrierten Rassen, der Ersatz von Zuchttieren zur Blutauffrischung, die Organisation und Teilnahme an Ausschreibungen und Projekten, Fortbildung sowie die Vorbereitung von Informationsmaterialien. Um die internationale Vernetzung zu fördern, arbeitet DAGENE mit ähnlichen Organisationen im Baltikum (Baltic Genofond), der Stiftung SAVE sowie dem ERFP (European Regional Focal Point for Animal Genetic Resources) zusammen. Individuelle Persönlichkeiten aus dem Wissenschafts- und dem Netzwerksektor und ihre herausragende Rolle bei den Aktivitäten von DAGENE werden im Jubiläumsband vorgestellt. Auch die gegenwärtige Erhaltungsarbeit von DAGENE wird beschrieben, zum Beispiel die Erhaltung des Murinsulaner Pferdes, die Rückführung des Karpaten-Braunviehs und Ökotypen von Tsigai-Schafen. Die Kapitel werden mit vielen schönen Bildern vervollständigt, die die Arbeit der verschiedenen Veranstaltungen und Aktivitäten illustrieren.

Publikationen und Poster, die auf dem 25. wissenschaftlichen Symposium vorgestellt wurden, dienen als kleines Beispiel für die große biologische Vielfalt unseres Lebensraums. Wir können es uns nicht leisten, diese Vielfalt des Lebens zu verlieren. Es ist von entscheideneder Bedeutung, die Vielfalt als lebendiges Erbe für die nächste Generation zu bewahren.

Buchtitel: Dr. Pál Hajas Präsident DAGENE, Dr. András Gáspárdy, Geschäftsführer: 25 Years with DAGENE, ISBN 978-963-12-3101-4, printed by Palatia Printing and Publishing Ltd., Gyr, Hungary, 2015, 196 pp.


Kurznachrichten

Öffentliche Stakeholder-Konsultation der DG AGRI zur CAP Das Generaldirektorat Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (DG AGRI) hat zur öffentlichen Stakeholder-Konsultation zur Modernisierung und Vereinfachung der Common Agricultural Policy (CAP) aufgerufen. Mit der CAP wird das Ziel verfolgt, die landwirtschaftliche Produktivität sowie die Lebensqualität der in der Landwirtschaft Beschäftigten zu steigern, Märkte zu stabilisieren und gleichzeitig eine kostengünstige Versorgung von Verbrauchern sicherzustellen.

Die öffentliche Umfrage dient dazu, den bisherigen Fortschritt und die Implementierung der letzten Reform zu bewerten und im Dialog die Schwierigkeiten und Bedürfnisse für die Modernisierung und Vereinfachung der CAP zu bestimmen.

Eine Teilnahme an der Umfrage ist bis zum 02. Mai 2017 hier möglich: Umfrage Future CAP Die Ergebnisse fliessen in einen übergeordneten Konsultationsprozess ein, tragen zur Bewertung des ,impacts' bei und werden auf der Website der Kommission zu "Agriculture and Rural Develop-ment" veröffentlicht. Es ist wichtig, dass sich möglichst viele Interessensvertreter and der Konsultation beteiligen, damit die Anliegen der NGOs ernst genommen werden.

Urbane Landwirtschaft

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) definiert die urbane Landwirtschaft als "den Anbau von Pflanzen und die Haltung von Tieren in und um Städte", um frische Lebensmittel zu erhalten, Beschäftigung zu schaffen, Abfälle zu recyceln und die Widerstandsfähigkeit der Städte gegenüber dem Klimawandel zu stärken. Die internationale Gemeinschaft beginnt, die integrale Rolle der urbanen Landwirtschaft zur Verbesserung der Wirtschaft, der Umwelt und der Gesundheit der Städte zu erkennen. Food Tank hat eine Liste von Organisationen zusammengestellt, die die urbane Landwirtschaft in Städten auf der ganzen Welt betreiben. Zwei von ihnen sind interessante Projekte in Europa, die den Anbau von traditionellen Sorten einschließen:

Italien: Wirtschaft und Nachhaltigkeit (ESTA, Mailand): Im Oktober 2015 unterzeichneten die Bürgermeister von Mailand und die aus über 100 Städten auf der ganzen Welt den "Mailänder urbanen Nahrungsmittelpakt" (MUFPP). Der Pakt ist das erste internationale Protokoll, dessen Ziel es ist, nachhaltige Nahrungsmittel-systeme zu entwickeln. ESTA fördert diese Mission in Mailand durch die Entwicklung nachhaltiger städtischer Agrar- und Konsuminitiativen in ganz Mailand, wie das "Sustainable Milan Project".

Ungarn: Grund Garden in Budapest ist der erste städtische Bauernhof im 8. Distrikt in Budapest. Der Gemeinschaftshof bietet Stadtbewohnern Beete, um Kulturen ihrer Wahl anzubauen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Anbau traditioneller Sorten, die von einer ungarischen Samenbank zur Verfügung gestellt werden. So soll ungenutztes Land im Bezirk genutzt werden. Die Stadtbewohner sollen die Möglichkeit erhalten, über den Anbau ihrer eigenen Nahrung landwirtschaftlich-gartenbauliches Wissen zu erwerben und sich für die Gemeinschaft einzusetzen.

Jason Roberts in Griechenland: Kunst trifft Kulturelles Erbe

Mitte Januar 2017 traf der international renommierte Maler Jason Roberts aus Melbourne, Australien, in Griechenland ein. Jason Roberts hat sich insbesondere durch seine Gemälde einen weltweiten Ruf erworben. Sein Werk umfasst Gemälde von den Royal Ascot Pferderennen in Grossbritannien, indische Nutztiere sowie domestiziere und wilde Tiere der arabischen Halbinsel. Seine Arbeit wurde in speziellen Kunstausstellungen in Melbourne, Singapur, London, Tokio, New York, Hongkong und anderswo gefeiert. Ein Teil seiner Arbeit kann auf http://www.jasonrobertsartist.com/greece angesehen werden. Jason Roberts wird nahezu das ganze Jahr in Griechenland verweilen. Er wird von der SAVE Partnerorganisation Amalthia (Greek Rare Breeds Preservation Society www.amalthia.org) und ihren Partnern beherbergt. Mit dem Ziel, die griechischen traditionellen Rassen in ihrer natürlichen Umgebung zu malen, wird er auf dem griechischen Festland zu den Orten reisen, die noch alte Rassen aufweisen, und auch einige Inseln besuchen, auf denen die letzten Reste traditioneller Rassen vorkommen.

Eine Reihe von Ausstellungen und Publikationen wird aus Roberts Arbeit in Griechenland resultieren. Ziel ist es, den Reichtum der griechischen Natur und darin den Wert der einheimischen traditionellen griechischen Rassen, die vom Aussterben bedroht sind, international bekannt zu machen und so die Bewusstseinsbildung für ihre Erhaltung zu unterstützen.

Saaser Mutten - werbewirksam versüsst

Süsser Rückenwind für die "Saaser Mutten" einer gefährdeten Rasse aus dem Schweizer Kanton Wallis.

Es handelt sich um eine unverwechselbare Varietät des aus Italien (Alpi Orobie) stammenden Bergamasker Schafes. Seit Weihnachten 2016 gibt es "Saaser Mutten" als exzellente Schweizer Schokolade zu kaufen. Dieses Souvenir soll helfen, die Saaser Mutten in der Öffentlichkeit als kulturelles Erbe des Kanton Wallis besser bekannt zu machen. Sollten Sie diese sehr berühmte Region der Schweiz zum Ski fahren oder Wandern besuchen, vergessen Sie nicht, eine Tafel der "Saaser Mutten" Schokolade zu kaufen und damit die sehr innovati-ve Idee unserer Schweizer Partnerorganisation ProSpecieRara! zu unterstützen!

https://www.prospecierara.ch/de/news/suesser-rueckenwind-fuer-gefaehrdete-schafe

SAVE Jahrestagung 2017 in Portugal

Die nächste SAVE-Jahrestagung findet in Portugal in Ponte de Lima anlässlich der "Feiras Novas" (neue Messen) statt, einer Ausstellung mit ländlichen Produkten, Tieren und Pflanzen, die bereits seit 1826 jeweils am zweiten Wochenende im September drei Tage lang stattfindet. Daher ist das SAVE Jahrestreffen für den 7.-9. September 2017 vorgesehen.

Portugal ist das westlichste Land des Festlandes von Europa, das vom Atlantischen Ozean im Westen und Süden und von Spanien nach Norden und Osten begrenzt ist. Die Grenze zwischen Portugal und Spanien ist 1.214 km lang und gilt als die längste ununterbrochene Grenze innerhalb der Europäischen Union (siehe Artikel Seite 3).

Ponte de Lima liegt am südlichen Ufer des "Lima", einem kleinen Fluss mit Quelle in Spanien. Schon vor der Stadtgründung im März 1125 als erster Ort Portugals, der Stadtrechte bekam, war Ponte de Lima eine bedeutende historische römische Siedlung auf der Straße von Braga nach Santiago de Compostela und Lugo.

Das Umland weist die größte Konzentration barocker Herrenhäuser in Portugal auf (Bertiandos, Brandara, Calheiros, Pomarchão etc.). Ponte de Lima ist auch bekannt für seinen weißen Vinho Verde (Grünwein).

Die SAVE-Tagung findet in der Escola Superior Agrária de Ponte de Lima, 706, Refoios, 4990 Refóios do Lima, Portugal, statt. Die Escola ist Teil des Instituto Politécnico de Viana do Castelo. Die ESA-IPVC ist 4 km von der Autobahn A3 (Porto-Valença), 5 km von Ponte de Lima und 45 Minuten von Porto entfernt.

SAVE THE DATE! Weitere Details und die Einladung folgen.



Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
  • Dutch Spotted Milk Goat on Elsenhove City Farm (NL) www.elsenhove.nl (Photo: Margriet Spierings)
  • Fjällnära Rind, Schwedisches Bergrind; Eolshälls 4H (SE) www.eolshalls4h.com
  • Schleswiger Kaltblut bei der Arbeit auf dem Bauspielplatz "Roter Hahn" in Lübeck, Deutschland: www.geschichtserlebnisraum.de
  • Quelle: http://barcelona.b-guided.com/en/noticias/b-served/pink-lady-a-first-class-apple-148.html
  • Foto: http://mindspace.hu/en/spring-up-smart-living-in-budapest-urban-and-community-gardens
  • Jason Roberts: Oulokeratiki Goat

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Quelle:
SAVE e-News 1/2017 - 21. März 2017
Elektronischer Infodienst der SAVE Foundation
Herausgeber:
SAVE Foundation, Projektbüro
Neugasse 30. CH-9000 St. Gallen, Schweiz
Tel.: +41-71/222 74 10, Fax: +41-71/222 74 40
E-Mail: office@save-foundation.net
Internet: www.save-foundation.net, www.agrobiodiversity.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2017

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