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EUROPA/065: Schutzmaßnahmen brauchen bessere Umsetzung (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 21. Mai 2015 / Naturschutz & Biodiversität

Schutzmaßnahmen brauchen bessere Umsetzung


Die Mehrheit der Vogelarten sind in einem guten Zustand und viele Tier- und Pflanzenarten erholen sich. Allerdings sind noch größere Anstrengungen nötig, um den Zustand Europas Natur maßgeblich zu verbessern. Das geht aus dem gestern erschienenen Bericht zum Zustand der Natur der EU-Kommission hervor.

Laut Bericht haben mehr als die Hälfte der Vogelarten einen sicheren Schutzstatus. Fast ein Viertel anderer Arten, die unter der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt sind, entwickeln sich positiv. 60 Prozent hingegen entwickeln sich negativ. Habitate verzeichnen alles in allem einen schlechteren Schutzstandard als Arten, nur bei 16 Prozent wurde der Schutzstatus positiv bewertet. Die höchste Bedrohung für Lebensräume geht laut dem Bericht von Menschen verursachte Veränderungen der Gebiete aus, wie beispielsweise landwirtschafltiche Nutzungspraktiken.

"Dieser Bericht ist wichtig und kommt rechtzeitig. Obwohl er ein gemischtes Bild zeigt, demonstriert er auf jeden Fall, dass Bemühungen, verletzliche Ökosysteme zu schützen, hochgradig effektiv sein können. Er unterstreicht außerdem die Reichweite der verbleibenden Herausforderungen. Diesen müssen wir gerecht werden, denn die Gesundheit der Natur ist mit der Gesundheit der Menschen in Europa und der Wirtschaft verbunden", sagte Karmenu Vella, Kommissar für Umwelt, maritime Angelegenheiten und Fischerei.

Auch Umweltverbände sehen in dem Report den Beweis, dass Schutzmaßnahmen erfolgreich sind, wenn sie ambitioniert umgesetzt werden und kritisieren vor allem deren mangelhafte Durchführung. "Der Bericht zeigt einmal mehr, dass Umweltgesetzgebung funktioniert, wenn sie ernsthaft umgesetzt wird und dass sie mehr denn je gebraucht wird", sagte Pieter de Pous vom Europäischen Umweltbüro. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rief EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf, die Bemühungen zum Schutz der biologischen Vielfalt in Europa zu intensivieren. "Um Lebensqualität, natürliche Ressourcen und Artenvielfalt wirksam zu sichern, braucht es in Deutschland und in ganz Europa ein Sofortprogramm, das bis 2020 konkrete Artenschutzerfolge bewirkt", forderte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Der Bericht ist ein erster Teil der Prüfung der EU-Naturschutzrichtlinien der EU-Kommission. Derzeit läuft dazu auch eine Konsultation der Kommission. Diese hat von Juncker den Auftrag erhalten, im Zuge des REFIT-Programms die Wirksamkeit, Effizienz, Kohärenz und Relevanz sowie ihren Mehrwert der Vogelschutz- und FFH-Richtlinie für die EU-Mitgliedstaaten zu überprüfen und eventuell sogar zu verschmelzen. Deswegen hatte letzte Woche ein Bündnis aus 100 europäischen Umweltschutzverbänden eine Online-Kampagne unter dem Motto "NatureAlert" zum Erhalt der Richtlinien gestartet. Auf der Website www.naturealert.eu können BürgerInnen Stimmen für einen starken Naturschutz in Europa abgeben (EU-Umweltnews am 12.05 [1]).

Gestern hat zudem das Bundesamt für Naturschutz (BfN) seinen ersten Artenschutzreport für die Bundesrepublik veröffentlicht. Dem "Artenschutz-Report 2015" zufolge ist der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland alarmierend und fast jede Dritte Tier- und Pflanzenart in ihrem Bestand gefährdet. Das Ziel der Bundesregierung, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, sei bisher verfehlt worden. Das BfN fordert deshalb eine Reihe von Maßnahmen, um bestehende Artenschutzprogramme zu ergänzen, darunter ein effektives Schutzgebietsmanagement, eine Ökologisierung der europäischen Agrarförderung, nutzungsfreie Wälder, die Ausweitung des bundesweiten Biotiopverbundes, die Vernetzung von Flüssen mit Auen sowie eine nachhaltige Fischerei. [ej]


Mitteilung EU-Kommission
http://www.eu-koordination.de/europa.eu/rapid/press-release_IP-15-4965_en.htm

Stellungnahme EEB
http://www.eeb.org/index.cfm/news-events/news/state-of-nature-report-highlights-importance-of-eu-nature-regulations/

Stellungnahme BUND
http://www.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/artenschutz-in-europa-in-gefahr-bund-fordert-sofortprogramm-fuer-artenvielfalt/

www.naturealert.eu
http://www.naturealert.eu/

Artenschutzbericht des BfN
http://www.bfn.de/fileadmin/BfN/presse/2015/Dokumente/Artenschutzreport_Download.pdf

[1] http://www.eu-koordination.de/umweltnews/news/naturschutz-biodiversitaet/3158-nature-alert-europa-kaempft-fuer-starken-naturschutz

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Quelle:
EU-News, 21.05.2015
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2015

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