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INITIATIVE/339: Projekt "Wildkatzensprung" - Millionen für das Rettungsnetz (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 1/2012
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

ZUR ZEIT
Projekt »Wildkatzensprung«
Millionen für das Rettungsnetz

von Mark Hörstermann



Der BUND engagiert sich seit Jahren für eines unserer bedrohtesten und unbekanntesten Säugetiere - die Wildkatze. Für ihren Schutz wird künftig noch mehr getan.

Über einen großen Erfolg können sich die Projektmitarbeiter des »Rettungsnetzes für die Wildkatze« freuen: Das Bundesamt für Naturschutz unterstützt das BUND-Projekt zur Wiedervernetzung der Wälder in den nächsten drei Jahren mit rund 3,75 Mio. Euro im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt. Gemeinsam mit weiteren Fördermitteln und eigenem finanziellem Einsatz stehen dem »Wildkatzensprung« - so der Titel des geförderten Projektes - bis Ende 2015 rund 5 Mio. Euro zur Verfügung.

Korridore für Waldbewohner

Damit kann der BUND viel bewegen! Erster Schwerpunkt: In sechs Landesverbänden werden - konzipiert von unseren Experten - grüne Korridore aus Büschen und Bäumen entstehen. So können isolierte Wälder verknüpft und neue Lebensräume für Wildkatzen und andere Waldbewohner erschlossen werden. Begleitend wollen wir die Öffentlichkeit und Verantwortliche in Politik und Behörden auf diese Pilotprojekte aufmerksam machen, um damit - so der Plan - weitere Waldvernetzungen anzustoßen. Ziel ist ein Verbund möglichst aller größeren deutschen Waldgebiete. Der zugrundeliegende »Wildkatzenwegeplan« (siehe die Karte rechts)[*] weist eine Gesamtlänge von 20 000 Kilometern auf.
Zweiter Schwerpunkt ist der Aufbau einer bundesweiten Gendatenbank. Experten und ehrenamtliche Aktive des BUND werden nach einer eigens entwickelten wissenschaftlichen Rasterverteilung an 16 Stellen in zehn Bundesländern Haarproben von Wildkatzen gewinnen. Zum Einsatz kommen dabei Lockstöcke -raue und mit Baldrian besprühte Holzstöcke, an denen sich die Katzen reiben und Haare hinterlassen. Diese Haare wird dann das renommierte Forschungsinstitut Senckenberg untersuchen.
Die genetische Analyse liefert wertvolle Informationen über die Tiere (u.a. ihr Geschlecht) und erlaubt Rückschlüsse auf den genetischen Austausch zwischen mehr oder weniger isolierten Populationen. Daraus können Experten folgern, wie Wanderungsbarrieren - Straßen, Agrarwüsten oder Siedlungen - die Katzen in verschiedenen Regionen Deutschlands voneinander trennen. Die Datenbank wird so ganz wesentlich dazu beitragen, unsere Vernetzungspläne zu verbessern und nachhaltig umzusetzen.

Wegbereiter im Naturschutz

Um diese Pläne verwirklichen zu können, haben sich erstmals alle zehn BUND-Landesverbände, in deren Grenzen Wildkatzen nachgewiesen wurden, mit dem Rettungsnetz verknüpft. Es ist damit - neben dem inhaltlich nah verwandten »Grünen Band« - zum größten Naturschutzprojekt des BUND geworden.
Besonders erfreulich: In Thüringen werden die beiden Vernetzungsprojekte miteinander verbunden. Hier entsteht in den kommenden Jahren eine Verbindung zwischen dem einstigen Grenzstreifen und den Wildkatzenkorridoren. Der BUND ist so - auch ganz wörtlich - ein Wegbereiter im Naturschutz.
Wachsende Projekte bedeuten natürlich auch ein Mehr an Arbeit. So freut sich die Bundesgeschäftsstelle über vier neue Mitarbeiterinnen, die in Voll- oder Teilzeit das Projekt »Wildkatzensprung« von Berlin aus koordinieren. Auch in den Landesverbänden wurden die Teams bereits verstärkt. Doch wird das Rettungsnetz für die Wildkatze keine Realität, wenn nicht viele BUND-Gruppen und engagierte Einzelpersonen unser Projekt unterstützen. Der BUND setzt hier besonders auf das Ehrenamt. Hilfe benötigen wir beim Ausbringen und Kontrollieren der Lockstöcke, im Rahmen der Umweltbildung sowie rund um die sechs geplanten Korridorprojekte. Ich würde mich freuen, wenn auch Sie hier aktiv werden können!

Mark Hörstermann ist Teamleiter des »Wildkatzensprungs« in der Bundesgeschäftsstelle des BUND.

Wollen auch Sie sich engagieren?
Sollten Sie sich aktiv an unserem Rettungsnetz für die Wildkatze beteiligen wollen, wenden Sie sich bitte an Andrea Andersen, 030 / 2 75 86-5 42, andrea.andersen[at]bund.net. Für besonders motivierte Naturschützer gibt es die Möglichkeit, eigene Korridorprojekte umzusetzen. Der BUND stellt dafür spezielles Infomaterial sowie Rat und Tat zur Verfügung. Außerordentlich hilfreich: der interaktive Wegeplan, der gemeinsam mit der Freiburger Firma geOps überarbeitet wurde und unter www.bund.net/wildkatzenwegeplan abrufbar ist. Hier erfahren Sie, ob auch in Ihrer Region ein Korridor geplant ist. Mehr zum Rettungsnetz unter www.bund.net/biotopvernetzung

[*] Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Skeptischer Blick - Doch der BUND arbeitet an besseren Aussichten für die Wildkatze.
- Der Wildkatzenwegeplan des BUND.

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Quelle:
BUNDmagazin 1/2012, Seite 28-29
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net
 
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2012