Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

INITIATIVE/355: Naturvielfalt von nass bis trocken - NABU-Projekt "Lebensader Oberrhein" (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 4/14
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Naturvielfalt von nass bis trocken

Das neue NABU-Projekt "Lebensader Oberrhein".



Der Oberrhein zwischen Iffezheim und Bingen gehört zu den artenreichsten Naturlandschaften Deutschlands. Auf Grundlage einer vom Bundesamt für Naturschutz beauftragten Untersuchung wurde das Gebiet als einer von 30 sogenannten "Hotspots der Artenvielfalt" im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt ausgewählt. Auf einer Fläche von 2.200 Quadratkilometern erstrecken sich höchst unterschiedliche Landschaftsräume, die das Gebiet charakterisieren. Diese Vielfalt der Lebensräume wird durch den Projekttitel "Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken" verdeutlicht.

Der Rhein bietet mit seinen Stillwasserbereichen und den Altarmen überwinternden Wasservögeln einen Lebensraum. An wenigen Stellen sind noch naturnahe Ufer und uferbegleitende Auenwälder zu finden. Grünlandgesellschaften wie Feuchtwiesen, Stromtalwiesen und Wässerwiesen kennzeichnen bestimmte Bereiche des Gebietes. Am Rand der Aue sind trockene Sandgebiete wie der Hirschacker-Wald oder der Mainzer Sand typisch. Seltene Pflanzenarten konnten hier überdauern. Sie sollen durch das Projekt gefördert werden.

Sechs Jahre Laufzeit

Das sechs Jahre laufende Projekt mit einem Volumen von fünf Millionen Euro wird gemeinsam vom NABU Rheinland-Pfalz und vom NABU Baden-Württemberg getragen. Die Kosten werden zu drei Vierteln vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und zu 15 von den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg getragen.

NABU-Landesvorsitzender Siegfried Schuch aus Rheinland-Pfalz betont den enormen Aufwand für den Eigenanteil von 500.000 Euro, den der NABU für dieses Projekt aufzubringen hat. Gleichzeitig hebt er die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für den Erhalt der Biologischen Vielfalt hervor und die Freude über die zahlreichen Kooperationspartner im Projekt.

Zahlreiche Projektpartner

Schwerpunkt im Projekt bilden Maßnahmen, bei denen neue Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden. Hierbei baut der NABU auf Partnerschaften aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft:

- In den rheinland-pfälzischen Rheinauen helfen neue Kleingewässer bedrohten Amphibien. Die langjährige Zusammenarbeit mit der Mainzer Firma Werner & Mertz wird im Projekt vertieft.

- In enger Zusammenarbeit mit ForstBW werden vor den Toren der Stadt Mannheim alte Sanddünen reaktiviert.

- Die Ansiedlung der Sumpfschildkröte in Rheinland-Pfalz, seit Jahren erfolgreich mit dem Kooperationspartner Sea-Life Speyer durchgeführt, soll ausgeweitet werden.

- Seltene Pflanzenarten der Stromtalwiesen und Sandrasen werden zusammen mit dem Botanischen Garten der Universität Mainz vermehrt. Durch Wiederansiedlung sollen die Bestände in der Natur gestärkt werden.

- Bei Gommersheim in der Pfalz werden in Kooperation mit dem Forstamt Pfälzer Rheinaue über 200 Jahre alte Eichen für die Ewigkeit bewahrt.

Lebensräume vernetzen

"Wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit den Behörden des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft", betont Siegfried Schuch und nennt als Beispiel die Rheindeiche. Sie dienen dem Hochwasserschutz und erfüllen gleichzeitig als grünes Band auf mehreren Hundert Kilometern wichtige Funktionen bei der Vernetzung von Lebensräumen. Langjährige Praxisuntersuchungen sollen zeigen, wie deren ökologische Funktion verbessert werden kann.

"Die Vernetzung von Lebensräumen sehen wir als einen wichtigen Schwerpunkt des Projektes an", so Andre Baumann, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg. Er denkt dabei zum Beispiel an den Austausch von Pflanzensamen zwischen Verschiedenen Gebieten. Schafe von Wanderschäfern haben früher in ihrem Fell Samen von einem Standort zum andern transportiert und so für einen Austausch von Arten gesorgt. Im Projekt wird dieser Austausch durch den Kauf von Viehtransportern gefördert. Eine Datenbank von Sandrasen- und Stromtalwiesenpflanzen soll die Grundlage zur Verbreitung von Samen zwischen Lebensräumen bereitstellen.

Bevölkerung einbeziehen

Besonderen Wert legt das Projekt auf die Einbeziehung der Bevölkerung. Die intensive Nutzung der Landschaft im Ballungsgebiet gefährdet einerseits viele Tier- und Pflanzenarten. Getreu seinem Motto "Für Mensch und Natur" will der NABU andererseits die Menschen im Hotspot für den Erhalt der Biologischen Vielfalt begeistern. Eine Erlebnisausstellung soll in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Mainz umgesetzt werden und Klein und Groß begeistern. Ehrenamtliche werden als Biodiversitätsbotschafter Wissenswertes und Aktionstipps für Naturschutz im Kleinen vermitteln.

Durch Infoschilder, moderne Medien und Wanderrouten wird die lokale Bevölkerung über die Schönheit und die Gefährdung des Hotspots informiert werden. Eine regionale Anlaufstelle für die Hotspotregion wird über die Projektlaufzeit hinaus durch den NABU Rheinland-Pfalz in der Region geführt werden.

"Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, die wir nur durch die zahlreichen NABU-Aktiven, unsere vielen Mitglieder und engagierte Kooperationspartner umsetzen können", betonen Schuch und Baumann unisono.

Weitere Infos: www.lebensader-oberrhein.de.

*

Quelle:
Naturschutz heute - Heft 4/14, Seite 6 - 7
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1530, Fax: 030/284984-2500
Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
Internet: www.naturschutz-heute.de
Herausgeber: NABU, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-0, Fax: 030/284984-2000
E-Mail: nabu@nabu.de
Internet: www.NABU.de
 
"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2014