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MELDUNG/027: Mit Motorsäge gegen Biber - Kahlschlag im Biberrevier an der Saale (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 29. Februar 2012

Mit Motorsäge gegen Biber

NABU Thüringen fordert Aufklärung bei Kahlschlag im Biberrevier an der Saale


Jena - Seit über drei Jahrhunderten war der Biber aus Thüringen verschwunden und seit 2007 kehrt die streng geschützte Art allmählich saaleaufwärts zurück. Doch nicht jeder scheint den Schutz des Bibers ernst zu nehmen. So erreichte heute den NABU Thüringen die Meldung, dass an der Saale Biberburgen und Nahrungsbäume für den Biber zerstört wurden.

Im Bereich der Rabeninsel bei Porstendorf im Saale-Holzland-Kreis sind massive Einschläge im uferbegleitenden Gehölzbestand durchgeführt worden. Rund zwei Drittel des dort vorkommenden Baumbestandes wurden eingeschlagen und damit auch wertvolle Nahrungsbäume des Bibers vernichtet. Und schlimmer noch - zwei der erst 2011 vom Biber neu gebauten Burgen hat man komplett zerstört. Die Abdeckung aus Knüppeln wurde beseitigt und die Wohnkessel freigelegt, so dass die Burgen nicht mehr bewohnbar sind. Für die gerade trächtigen Biberweibchen ist dies ein tragischer Zustand, denn gerade jetzt benötigen diese dringend den Schutz ihrer Behausungen.

Foto: © NABU Thüringen

Die Biberburgen vor der Zerstörung...
Foto: © NABU Thüringen

Foto: © NABU Thüringen

...und danach
Foto: © NABU Thüringen

Seit 2008 befindet sich eines der besten Biberreviere im Bereich der Porstendorfer Rabeninsel, dort bauten die Biber auch die ersten Knüppelburgen, in denen mehrfach Bibernachwuchs aufgezogen wurde. Biber leben im neuen Lebensraum oft jahrelang in Erdhöhlen, ehe sie sich an die aufwendige, mühsame Erbauung einer Knüppelburg wagen. Diese dient dann aber über viele Jahre, gar Jahrzehnte, als Zentrum des Biberreviers und Familiensitz. Im Saum der dichten Ufergehölze aus Weiden, Pappeln, Erlen und vielen Straucharten fanden die Biber Deckung und Nahrung. Mit dem Projekt "Willkommen Biber" begleitete der NABU Thüringen diese erfreuliche Entwicklung, erfaßte den Biberbestand und sorgte für Öffentlichkeitsarbeit, die viele Menschen erreichte und dem Neuankömmling freundliche Aufnahme bereitete.

Die Abholzung hat aber nicht nur Auswirkungen auf den Biber. Auch der einst so schützende Gehölzgürtel der Ufer ist durchsichtig geworden und wertvolle Lebensräume sind dadurch entwertet worden. Außer Bibern beherbergen diese auch seltene Spechte, Eisvogel, Rot- und Schwarzmilan.

Der NABU Thüringen fordert eine umfassende Aufklärung, ein zur Rechenschaft ziehen der Verursacher sowie eine Klärung, ob Kontroll- und Aufsichtspflichten der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde des Saale-Holzland-Kreises verletzt wurden, falls diese die Eingriffe genehmigt hat.

Nähere Infos zum Biber finden Sie unter www.NABU-Thueringen.de.


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Quelle:
Pressemitteilung, 29.02.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2012