Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LEBENSRÄUME


MELDUNG/193: Küstenvögel legen nach (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 03.07.2015

Küstenvögel legen nach

Neue Brut nach kaltem Frühjahr


In St. Peter-Ording beginnen noch Anfang Juli Küstenseeschwalben oder Sand- und Seeregenpfeifer neue Gelege, obwohl andere Familien dieser Arten längst mit flugfähigem Nachwuchs unterwegs sind. Nach Einschätzung des Biologen Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer eine sehr ungewöhnliche Situation: "Küken aus den jetzt begonnenen Gelegen wären erst ab Mitte August flügge, während viele ihrer Artgenossen schon nach Afrika unterwegs sind".


Brütende Seeschwalbe - Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Seeschwalbe
Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Den Grund, warum die Vögel trotzdem jetzt brüten, sieht er in dem zu kalten und windigen Frühjahr: "Im Mai und Juni zerstörten mehrfach kleine Sturmfluten die Nester auf Sandbänken oder tiefliegenden Salzwiesen. Wegen der folgenden Kälte pausierten manche Tiere mit den Nachgelegen, so dass sich die Brutperiode stärker als sonst in die Länge zog."


Ein Ei am Strand inmitten von Muschelschalen - Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Eine Küstenseeschwalbe brütet Anfang Juli auf einem frisch begonnenen Gelege mit einem ersten Ei. Das komplette Gelege umfasst später 2 oder 3 Eier.
Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

In vielen Brutgebieten des Festlandes gingen zudem zahlreiche Gelege durch Fuchs oder eingeschleppte Arten wie Mink oder Marderhund verloren. Auf den Inseln und Halligen ist die Situation für die Brutvögel insgesamt günstiger, da es hier, bis auf Sylt, keine größeren Bestände von Füchsen oder Mardern gibt.


Schild am Strand, im Hintergrund Bewuchs und Gebäude - Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Kennzeichnung eines Brutgebiets am Strand vor St. Peter-Ording
Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Der plötzliche Wetterwechsel mit Rekordtemperaturen birgt weitere Risiken für die Vögel, wie Schulz berichtet: "In vielen Spülsäumen liegen Paraffinklumpen, die aus der leider noch immer legalen Reinigung von Schiffstanks auf hoher See stammen. Sonst fest wie Wachs, kann sich Paraffin in der Mittagssonne verflüssigen und Vögeln, die hiermit in Berührung kommen, das Gefieder verkleben."


Ein Paraffinklumpen am Strand - Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Paraffin wird bei hohen Temperaturen flüssig und kann die Federn brütender oder rastender Vögel verkleben.
Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Auch vor zu großer Hitze müssen die brütenden Vögel ihre Gelege schützen. Sind die Eier etwa durch anhaltende Störungen längere Zeit der Mittagssonne ausgesetzt, können sie überhitzen. Die Schutzstation Wattenmeer bittet daher zu Beginn der Feriensaison alle Urlauber, die besonders gekennzeichneten Vogelbrutgebiete zu respektieren und nicht zu betreten.

*

Quelle:
Presseinformation, 03.07.2015
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
E-Mail: c.goetze@schutzstation-wattenmeer.de
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang