Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LEBENSRÄUME


MELDUNG/314: Erster Wolfsnachwuchs in Bayern (BN)


BUND Naturschutz in Bayern e.V. - München, 4. August 2017

Erster Nachwuchs für Wolf in Bayern


Eine wunderbare Nachricht aus dem Bayerischen Wald: Erstmals seit über 150 Jahren hat ein Wolfspaar in Bayern Nachwuchs bekommen. Jetzt kommt es auf uns Menschen an: Es braucht eine finanzielle Förderung für den Schutz von Viehherden und ein leistungsfähiges Wolfsmanagement. Geben wir dem Wolf eine Chance!

"Die ersten jungen Wölfe in Bayern seit über 150 Jahren sind ein Signal, dass sich Landwirtschafts- und Umweltministerium jetzt endlich auf eine finanzielle Förderung von Herdenschutzmaßnahmen und sofortige Umsetzung einigen und dass ein leistungsfähiges Wolfsmanagement eingerichtet wird. Nur so können Konflikte vermieden werden und nur damit hat der Wolf auch zukünftig eine echte Chance in Bayern." kommentiert Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) den ersten Nachwuchs des Wolfes im Bayerischen Wald.

Der BN fordert bereits seit 2014 vom Freistaat ein landesweites Förder- und Beratungsprogramm in Höhe von 1 Mio. EUR jährlich für Schäfer und Weidehalter, damit diese die in anderen Ländern bestens bewährten Vorsorgemaßnahmen wie den Einsatz von speziellen Herdenschutzhunden oder den Neuaufbau einer behirteten Beweidung im Alpenraum umsetzen können.

Christian Hierneis, Wolfsexperte im BN-Landesvorstand: "Die Gesellschaft will die Beweidung in der Landschaft ebenso wie den Wolf und deshalb muss die Politik etwas dafür tun. Wir brauchen eine gute betriebsbezogene Beratung, wie sie in der Schweiz existiert. Die Landwirtschaftsbehörden brauchen wolfsspezifische Fördermittel und einen klaren Auftrag der Staatsregierung, jetzt aktiv zu werden!"

Behörden handeln zu langsam

Dass die Wölfe auch in Bayern zurückkehren, war seit Jahren absehbar. Der BN kritisiert, dass dennoch der bei Wolfnachwuchs erforderliche "Managementplan Wölfe in Bayern, Stufe 3" von den zuständigen Fachbehörden immer noch nicht vorgelegt wurde. Der 2014 erstellte Wolfs-Managementplan "Stufe 2", beinhaltet nicht Wölfe mit Fortpflanzungserfolg und es fehlen zentrale Aspekte des Herdenschutzes. Schon seit Jahren setzt sich der BN für eine Überarbeitung und Erstellung der "Stufe 3" sowie für die Umsetzung von Präventions- und Entschädigungsprogrammen in Bayern ein.

"Außerdem ist eine objektive und wissenschaftlich fundierte Öffentlichkeitsarbeit bei Nutztierhaltern und in der Bevölkerung dringend notwendig. Das alles könnte es längst geben, wir fordern das seit Jahren. Die Staatsregierung hat jedoch jahrelang nichts getan und heizt damit mögliche Konflikte noch an", so Hierneis.

Derzeit existiert nur eine rudimentäre staatliche Unterstützung des präventiven Herdenschutzes. Ausgleichszahlungen bei Nutztierschäden durch Wölfe leistet derzeit mit finanzieller Unterstützung des Bayerischen Naturschutzfonds eine Trägergemeinschaft aus BUND Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, WWF und Wildland-Stiftung Bayern.

Mit dem Wolf kehrt eine Art nach Bayern zurück, die durch den Menschen ausgerottet worden war und die als Art an der Spitze der Nahrungskette eine besondere ökologische Bedeutung hat. Beispielsweise können Wölfe einer natürlichen Waldverjüngung helfen, weil sie den Rehbestand beeinflussen.

Erfahrungen zeigen: Herdenschutz funktioniert

In anderen Bundesländern ist der Wolf fast 20 Jahren wieder da. Die Erfahrung dort zeigt, dass ein Zusammenleben von Wolf und Mensch heute sehr gut möglich ist. Doch natürlich erfordert die Rückkehr des Wolfes auch die Bereitschaft umzudenken, etwa beim Herdenschutz. Mit guten Behirtung, sicheren Zäunen, speziellen Herdenschutzhunden und dem bereits bestehenden Entschädigungssystem werden sich auftauchende Probleme konstruktiv lösen lassen. Herdenschutzhunde wachsen im Schafstall auf und sind auf das Zusammenleben mit den Schafen sozialisiert. Sie leben auf der Weide mit den Schafen und verteidigen diese und das entsprechende Gebiet vehement. Die dafür geeigneten Hunde (z. B. Maremmano Abruzzese, Patou des Pyrénées) kommen in nahezu jedem Gelände zurecht und organisieren die Verteidigung der Herde selbstständig.

Die zusätzliche Anwesenheit eines Hirten verbessert die Schutzwirkung. Da diese Hunde sehr gut ausgebildet sein müssen und ihre Anschaffung und Betreuung für Herdenbesitzer mit erhöhtem Aufwand verbunden, brauchen die Schafhalter hier einen vollen finanziellen Ausgleich. Für die sofortige Unterstützung von Betrieben muss zudem ein mobiler Herdenschutz aufgebaut werden, wie er in der Schweiz existiert. Nötig ist eine Förder-Richtlinie, die regelt, wer in welcher Kulisse für welche Maßnahmen eine staatliche Unterstützung beantragen kann. "Es ist ein Skandal, dass diese Förderung für Weidetierhalter seit Jahren wegen Uneinigkeit zwischen Landwirtschafts- und Umweltministerium verschleppt wird." so Mergner.



Mehr Informationen

Leben mit dem Wolf: mit gutem Herdenschutz
https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/saeugetiere/wolf/herdenschutz.html

Der Wolf in Bayern: unsere Forderungen
https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/saeugetiere/wolf/forderungen.html

Bayerisches Landesamt für Umwelt: Wildtiermanagement für den Wolf
https://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/wolf/index.htm

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Herdenschutz
http://www.lfl.bayern.de/itz/herdenschutz/index.php

*

Quelle:
Presseinformation, 04.08.2017
Herausgeber:
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg
Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
E-Mail: info@bund-naturschutz.de
Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang