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MELDUNG/364: Tanz der Seeschlangen - Besonderes Naturphänomen im Nationalpark (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 16. März 2018

Tanz der Seeschlangen - Grüne Meerringelwürmer am Strand

Besonderes Naturphänomen im Nationalpark Wattenmeer


Am Sonntag und Montag konnten Strandspaziergänger auf Sylt und Föhr ein ganz besonderes Naturschauspiel beobachten: den Laichtanz des Grünen Meerringelwurms. Zu Hunderten wurden die zwanzig bis vierzig Zentimeter langen Borstenwürmer entkräftet an den Strand gespült, nachdem sie in der Nacht zuvor ihr Laichgeschäft erledigt hatten.


Foto: © Rainer Borcherding

Riesenwurm mit exaktem Jahreskalender: Grüner Meerringelwurm Nereis virens auf dem Wattboden
Foto: © Rainer Borcherding

"Nur in einer einzigen Nacht im Jahr steigen alle männlichen Grünen Meerringelwürmer zur Meeresoberfläche empor", berichtet Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Auslöser ist der erste Voll- oder Neumond nach dem Erreichen von sechs Grad Wassertemperatur. Dann schwimmen sie stundenlang in wilden Kreisen umher und verteilen ihr Sperma im Wasser. Die Geschlechtszellen regnen zu den Weibchen hinab und befruchten dort die abgegebenen Eier. Die meisten Wurm-Männchen sind nach dem Laichtanz so entkräftet, dass sie an den Strand gespült oder von Fischen und Möwen gefressen werden.

Indem die Würmer sich mit Hilfe von Wassertemperatur und Mondlicht alle in einer Nacht "verabreden" und gleichzeitig erscheinen, erhöhen sie ihre Überlebenschance. "Fische fressen die Würmer zwar mit Begeisterung, aber sie können sich in der 'Nacht der tanzenden Würmer' nur einmal den Magen mit Würmern vollstopfen", erläutert Borcherding. Seien alle Fische satt, könnten die restlichen Meerringelwürmer unbehelligt ihren Balztanz im freien Wasser vollführen. Das Laichereignis der Meerringelwürmer war in diesem Jahr offenbar besonders deutlich ausgeprägt, wie einige Meldungen von angespülten Würmern im Webportal BeachExplorer.org zeigen.

Neben den Meerringelwürmern wurden auch einige andere Frühlingsphänomene im Wattenmeer von den über 1.700 Nutzern des BeachExplorers dokumentiert: So strandeten vor der ostfriesischen Küste zwei Große Pfeilkalmare, die zum Laichen in die Fjorde Norwegens unterwegs waren und sich in die Nordsee verirrt hatten. Auf Sylt wurde ein toter Seehase angespült. Dieser einheimische "Kugelfisch" laicht ebenfalls im Frühjahr und erschöpfte Exemplare werden oftmals angespült. Außerdem sind derzeit überall auf den Wattflächen kleine Gallertkugeln zu finden. Es sind die Eigelege von verschiedenen Borstenwürmern, die im Wattboden leben.

Die Meldung von naturkundlichen Phänomenen ist durch Internet und Smartphone-Apps heute sehr einfach und wird als "Citizen Science" oder Bürgerwissenschaft bezeichnet. Die Schutzstation Wattenmeer bietet mit der kostenlosen App BeachExplorer die Möglichkeit, alle Arten von Strandfunden anhand von Bildern zu erkennen und dann zu melden. Für die Ostsee gibt es entsprechend den BalticExplorer.

Meldung von Strandfunden:
https://www.beachexplorer.org/

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Quelle:
Presseinformation, 16.04.2018
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
E-Mail: c.goetze@schutzstation-wattenmeer.de
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2018

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