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MELDUNG/417: Tideelbe - Deutlicher Rückgang der Stintbestände bestätigt (BUND HH)


Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, NABU und WWF - Hamburg, 24. September 2019

Deutlicher Rückgang der Stintbestände bestätigt

Ständige Eingriffe in die Tideelbe gefährden Ökosystem


Das heute veröffentlichte Gutachten zu den Stintbeständen im Auftrag der Stiftung Lebensraum Elbe (SLE) bestätigt den deutlichen Rückgang dieser zentralen Fischart in der Tideelbe gerade bei den Jungstadien. Aus Sicht des Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe werden die erneute Elbvertiefung, aber auch die fortlaufenden Unterhaltungsmaßnahmen das Problem sogar weiter verstärken. Daher fordert das Bündnis aus BUND, NABU und WWF kontinuierliche Untersuchungen zur Fischfauna der Tideelbe, die kurzfristige Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz des Stints und eine grundlegende Überprüfung der Bewirtschaftung der Tideelbe. Dies ist auch notwendig, da in 2019 die Sauerstoffwerte an 51 Tagen unter 4 mg/l lagen. Betroffen von diesen fischkritischen Sauerstoffwerten sind neben dem Stint viele weitere Gewässerorganismen wie u.a. die Meerforelle und die nach der europäischen FFH-Richtlinie besonders geschützte Fischart Finte.

"Die Stintbestände in der Elbe sind in den letzten Jahren massiv eingebrochen und sind in diesem Jahr so niedrig wie lange nicht mehr. Trotzdem hat die HPA ohne Rücksicht auf Verluste in den Sommermonaten weiter gebaggert und damit den Stint und seinen Laich schwerwiegend geschädigt. Die Untersuchungen zum Stint müssen verstärkt werden. Darüber hinaus müssen Wirtschafts- und Umweltbehörde jetzt Maßnahmen zum Schutz des Stintes ergreifen, um die negative Entwicklung umzukehren", so das Bündnis Lebendige Tideelbe.

Arbeiten zur Freihaltung der Fahrrinne fanden in 2019 mitten in der Stintsaison statt, in der die kleinen lachsverwandten Fische die Elbe hochziehen, um über sandigen Flachwasserzonen abzulaichen. Dabei setzte die Hamburg Port Authority (HPA) Baggerschiffe ein um den Schlick aus der Fahrrinne auszubaggern oder mit dem sogenannten Injektionsverfahren zu "verflüssigen". Beide Verfahren tragen zur Trübung des Elbwassers bei, wodurch gerade Stintlaich und Jungstadien geschädigt werden können.

Infolge der Eingriffe in die Elbe schrumpfen die Stintbestände bereits seit Jahren. Als zentrale Fischart stellten die Stinte in den letzten Jahrzehnten rund 90 Prozent der Fischfauna in der Tideelbe. In den verschiedenen Entwicklungsstadien stellen sie die wesentliche Nahrungsgrundlage für viele größere Fische, Seeschwalben und andere Vögel. Brechen die Bestände endgültig zusammen, wäre dies ein ökologisches Desaster für die Elbe.

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Quelle:
Presseinformation, 24.09.2019
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND-Landesverband Hamburg
Lange Reihe 29, 20099 Hamburg
Tel.: 040/600 387-0, Fax: 040/600 387-20
E-Mail: bund.hamburg@bund.net
Internet: www.bund.net/hamburg


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2019

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