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SCHUTZGEBIET/819: Jubiläum im Watt zum Jahreswechsel (WWF)


WWF Pressemitteilung - 30. Dezember 2015

30 Jahre Nationalpark Wattenmeer in Niedersachsen / Naturschutzverbände gratulieren und warnen


Wilhelmshaven / Hannover: Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wird am 1. Januar 30 Jahre alt. Zum Jubiläum ziehen die Umweltorganisationen WWF und BUND eine Bilanz mit großen Naturschutzerfolgen und schmerzhaften Schwachstellen. Insbesondere die Unterwasserwelt des Weltnaturerbes genieße trotz Nationalparkstatus noch immer kaum Schutz. Im Jubiläumsjahr selbst wurden wichtige Erfolge erzielt: Im Langwarder Groden können sich hinter einem geöffneten Sommerdeich die Salzwiesen wieder entwickeln und der Nationalpark wird durch neue Ranger nun besser betreut.

"An der Küste kann man stolz sein auf den Nationalpark: Seehunde sind auf einen großen Bestand angewachsen, die einst im Wattenmeer ausgerotteten Kegelrobben kamen zurück, viele Salzwiesen sind geschützt, und Millionen von Küstenvögeln finden mehr Ruhe zum Rasten und Brüten", sagt Hans-Ulrich Rösner vom WWF.

"2015 gab es große Fortschritte. Mit elf neuen Rangerstellen hat die Landesregierung endlich den Einstieg in eine professionelle Betreuung des Nationalparks ermöglicht", lobt Holger Wesemüller, Vertreter der Naturschutzverbände im Nationalparkbeirat. "Eine hohe Bedeutung für die Information der Besucher hat der Ausbau der Nationalparkeinrichtungen, z. B. der Häuser auf Norderney und Wangerooge sowie des Welterbezentrums in Cuxhaven." Konkreten Schutz auf der Fläche brachte die Öffnung des Sommerdeiches am Langwarder Groden, wo sich nun Salzwiesen wieder natürlich entwickeln können. Allerdings kam dies nicht von selbst, sondern als Ausgleich für zuvor durch den Jade-Weser-Port zerstörte Natur.

Die Naturschützer weisen zugleich auf gravierende Schwächen des Nationalparks hin: "Die Mündungen von Elbe, Weser und Ems, die eng mit dem Wattenmeer verbunden sind, werden vor allem zugunsten von Schifffahrt und Hafenwirtschaft extrem genutzt", so Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler vom BUND. "Mit den Vertiefungen der Flussmündungen, mit Baggerungen und Verklappungen, aber auch mit Gaspipelines und Kabeltrassen für die Offshore-Windparks wird sehr stark in den Wattenmeerboden eingegriffen und so eine natürliche Entwicklung in großen Teilen des Nationalparks erheblich erschwert oder gar verhindert."

"Auch der biologische Teil der Unterwasserwelt ist kaum geschützt, denn im Nationalpark darf selbst nach 30 Jahren fast überall nach Krabben und Miesmuscheln gefischt werden, wo dies möglich ist", so Hans-Ulrich Rösner. Entsprechend seien heute im ständig wasserbedeckten Bereich des Wattenmeeres weder ältere Riffe aus Sandkorallen oder Miesmuscheln noch empfindliche Fischarten wie Katzenhaie und Rochen zu finden.

Die größte Gefahr für das niedersächsische Wattenmeer liegt langfristig im Anstieg des Meeresspiegels, der durch den Klimawandel stark beschleunigt wird. Damit Watt, Salzwiesen, Strände und Dünen nicht eines Tages verschwinden, sind neben besserem Klimaschutz rechtzeitige Anpassungsmaßnahmen nötig. Um sich hier vorzubereiten, fordern die Umweltorganisationen, dass Niedersachsen - vergleichbar mit Schleswig-Holstein - eine von Küstenschutz und Naturschutz gemeinsam entwickelte Anpassungsstrategie für das Wattenmeer entwickelt. Die Betonung liege dabei auf "gemeinsam" - denn in der Zukunft müssen solche Maßnahmen Vorrang haben, die der Sicherheit der Menschen ebenso dienen wie der Erhaltung der einmaligen Naturlandschaft Wattenmeer.

Vor 30 Jahren, am 1. Januar 1986, wurde der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gegründet. Dies war ein Meilenstein für den Schutz des einmaligen Lebensraums an der Nordseeküste. Damals noch heiß umstritten, genießt der Nationalpark heute eine große Anerkennung in der Bevölkerung. Im Jahr 2009 führte die hohe internationale Bedeutung des Wattenmeeres und der in den drei Wattenmeerstaaten Dänemark, Deutschland und den Niederlanden erreichte Schutz zur Anerkennung des Gebietes als UNESCO-Weltnaturerbe.

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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 30.12.2015
Herausgeber: WWF Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2015

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