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WALD/585: Waldheimat, Heimatwald - Nützen und schützen Hand in Hand (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 4/08
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Waldheimat - Heimatwald
Nützen und schützen Hand in Hand

Von Jörg-Andreas Krüger


Wenn vom Wald die Rede ist, dann denken wir an urwüchsige Bäume, einen Ort der Dichter und Künstler, Raum spannender Entdeckungen oder einfach ein Stück Zuhause. Keine Frage, Wald ist uns wichtig - auch weil er Teil unserer Heimat ist. Schließlich ist Deutschland eines der waldreichsten Länder in Europa. Knapp ein Drittel des Landes ist mit Bäumen bestanden; ein grünes Drittel, das nicht nur Schönheit, Romantik und vielfältiges Leben miteinander verbindet, sondern uns tagtäglich mit wichtigen Gütern versorgt - mit reiner Luft, Holz und vielem mehr.

In den letzten Jahrzehnten hat die Waldfläche in Deutschland wieder leicht zugenommen. Ist also alles in Ordnung? Leider nein, denn bei genauerem Hinsehen wird klar, dass es vielerorts schlecht um den deutschen Wald steht: Maschinengerechte Forste scheinen wieder auf dem Vormarsch zu sein, Abgase machen Bäume krank und der Klimawandel stresst die Bäume zusätzlich.


Bäumchen wechsel dich

An keinem anderen Lebensraum kann so gut abgelesen werden, wie intensiv wir in Deutschland die Natur verändert haben. Natürlicherweise wären etwa 90 Prozent der Landfläche mit mehr oder weniger dichten Wäldern bedeckt. Im Flachland geprägt von Buchen, Eichen, Erlen oder Birken und in den Berglagen gebildet aus Tannen, Fichten und Buchen.


Fichtenforst

Heute dominieren statt urwüchsiger Laubmischwälder vielerorts monotone Forste, in denen Fichten, Kiefern und fremdländische Baumarten stehen, wo von Natur aus auch Eschen, Ulmen, Linden und Ahorn ihren Platz hätten. Und dort wo heute noch Wälder stehen, werden die Bäume gefällt, bevor sie alt werden. Dabei brauchen viele Tiere Wälder mit alten Bäumen, in deren Höhlen, Ritzen und abgestorbenen Ästen sie leben können. Immerhin können Eichen über 850 Jahre alt werden, gefällt werden sie schon im Alter von 120 bis 200 Jahren.


Ohne Gift und Kahlschlag

Für tausende Tier- und Pflanzenarten ist damit ein unverzichtbarer Lebensraum auf dem Rückzug. Von allen Lebensraumtypen an Land beherbergen Wälder nach dem heutigen Kenntnisstand die höchste Artenvielfalt. So kommen allein 4.300 Pflanzen- und Pilzarten und mehr als 6.700 Tierarten in unseren mitteleuropäischen Buchenwäldern vor. Ein faszinierender Reichtum, den es zu bewahren gilt.


Braune Langohr-Fledermaus

Beim Schutz der Wälder geht es um mehrere Ziele. Eines davon ist die Entwicklung naturnaher Wälder aus heimischen Bäumen, die ohne Kahlschläge und Pestizide bewirtschaftet werden und in denen das Nutzholz wächst. In diesen Wäldern kann schon mit kleinen Maßnahmen viel für die Natur erreicht werden: Kleine Moore werden geschont, sterbende Bäume als Lebensgrundlage für Insekten und Pilze dürfen im Wald bleiben, Brutbäume für Spechte, die seltenen Adler und Schwarzstörche werden geschützt.


Urwälder von morgen

Die Ausweisung von Schutzgebieten, in denen die Urwälder von morgen ohne Nutzung aufwachsen können oder in denen die Bewirtschaftung den Naturschutzzielen dient, ist das zweite große Schutzziel im Wald. Diese Schutzgebiete bilden ein Netzwerk von Rückzugsgebieten für besonders anspruchsvolle Tier- und Pflanzenarten. Hier dürfen Bäume sehr alt werden und zerfallen und hier kann sich zeigen, wie das Ökosystem Wald auf Umwelteinflüsse wie den Klimawandel reagiert. Und die Urwälder von morgen sind auch hervorragende Erlebniswelten für Menschen, um sich ein Bild davon machen zu können, wie Deutschlands Wildnis einst aussah.

Der NABU engagiert sich stark, um beide Ziele zu erreichen. Im Dialog mit der Forstwirtschaft und mit eigenen Schutzprojekten im Wald.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Von allen Lebensraumtypen an Land beherbergen Wälder nach dem heutigen Kenntnisstand die höchste Artenvielfalt.


Zum Nachlesen

Ausführliche Informationen zum Flächenmanagement enthält der Jahresbericht 2007 der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Er kann unter www.naturerbe.de nachgelesen oder ausgedruckt werden.

Reich bebilderte Informationen zum Lebensraum Wald enthält die gleichnamige neue NABU-Broschüre (32 Seiten, A4). Tiere und ihre Spuren werden ebenso vorgestellt wie die verschiedenen Waldbäume. Bezug für zwei Euro plus Porto beim NABU-Natur-Shop.

Die 68-seitige NABU-Studie Waldwirtschaft 2020 mit Kernforderungen für eine ökologisch nachhaltige Waldwirtschaft gibt es für 2,50 Euro plus Porto beim NABU-Natur-Shop oder als kostenloser Download auf der NABU-Homepage.

Ebenfalls auf der NABU-Homepage findet sich das Jagdpolitische Grundsatzpapier des NABU. Es kann zudem gegen einen Euro Versandkosten bestellt werden beim NABU-Infoservice, 10108 Berlin.

Onlinebestellmöglichkeiten bietet der neu eingerichtete Shop unter www.NABU.de


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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 4/08, S. 8 und 11 (Online-Version)
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1500, Fax: 030/284984-2500
Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
Internet: www.naturschutz-heute.de
Herausgeber: NABU, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-0, Fax: 030/284984-2000
E-Mail: nabu@nabu.de
Internet: www.NABU.de

"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Januar 2009