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WALD/674: NABU stellt Konzept zur natürlichen Waldentwicklung bis 2020 vor (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 17. Januar 2013 - Umwelt/Wald

NABU stellt Konzept zur natürlichen Waldentwicklung bis 2020 vor

Tschimpke: "Urwälder von morgen" wichtig für Artenvielfalt und Klimaschutz



Berlin - Die Ausweisung von Wäldern ohne forstwirtschaftliche Nutzung kommt in Deutschland nur schleppend voran. Vor diesem Hintergrund hat der NABU ein eigenes Konzept für die "Urwälder von morgen" vorgelegt. "Zum Erhalt der biologischen Vielfalt brauchen wir dringend mehr gut vernetzte Wildnisgebiete. Dazu zählen insbesondere Wälder mit einer natürlichen Entwicklung, die künftig Bestandteil einer jeden multifunktionalen Forstwirtschaft sein müssen", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Die Forstwirtschaft nutzt die Bäume im Wald bereits in ihrer Jugendphase, so dass überlebenswichtige Strukturen wie Totholz, Höhlen und grobborkige Rindenstrukturen weitestgehend fehlen. Ausreichend Brut- und Nahrungsstätten für viele Tier- und Pflanzenarten entstehen nur in unbewirtschafteten Wäldern. Bereits 2007 hat die Bundesregierung daher beschlossen, bis 2020 mindestens fünf Prozent der Waldfläche beziehungsweise zehn Prozent des öffentlichen Waldes aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. Doch bislang ist wenig passiert. Das Bundeslandwirtschaftsministerium schätzt, dass derzeit gerade einmal zwei Prozent des Waldes sich selbst entwickeln dürfen. Für die Umsetzung des Fünf-Prozent-Ziels müssen noch gut zehn Großschutzgebiete und eine Vielzahl von Waldschutzgebieten mit einer Mindestgröße von 100 Hektar ausgewiesen werden. "Während wir den Wert von Urwäldern in aller Welt als grüne Lunge und als 'Hotspots' der Artenvielfalt erkannt haben, sind wir bei der Ausweisung von "Urwäldern von morgen" in Deutschland kaum vorangekommen. Ein notwendiger Schritt ist deshalb die Ausweisung von Nationalparken im Nordschwarzwald, im Steigerwald und im Teutoburger Wald", so Tschimpke.

Ein Netzwerk der "Urwälder von morgen" muss sich nach Auffassung des NABU aus Schutzgebieten verschiedener Größen zusammensetzen, die gut miteinander vernetzt sind. Nationalparke bilden als großflächige Schutzgebiete das Grundgerüst, weil sich die Natur auf großer Fläche entwickeln kann und Populationen selten gewordener Arten mit großem Raumanspruch Rückzugsräume finden. Vor allem müssen die noch vorhandenen, über 100 Hektar großen naturnahen Laubwälder als Teil des Urwaldnetzwerkes ausgewiesen werden. Meist sind die Gebiete groß genug, um alle Waldentwicklungsphasen nebeneinander auf der Fläche zu gewährleisten. "Um die Artenvielfalt zu schützen, ist neben der Ausweisung weiterer Schutzgebieten eine konsequent ökologische Forstwirtschaft unumgänglich. Die Förster können Vieles von den 'Urwäldern von morgen' lernen, um auch im Wirtschaftswald für die Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen", so NABU-Waldreferent Stefan Adler.

Das Positionspapier steht auf der Internetseite
www.NABU.de/wald zum Download zur Verfügung.

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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 006/2013, 17.01.2013
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2013