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LAIRE/113: Frankreich baut größten Photovoltaikpark der Welt (SB)


Staatlicher französischer Energiekonzern EDF erweitert seinen Sonnenenergiesektor

Ehemalige NATO-Luftwaffenbasis als Standort für riesige
Photovoltaikanlage


In Frankreich soll die größte Photovoltaikanlage der Welt aufgebaut werden. Das teilte diese Woche Jean-Marc Dall'Aglio, Sprecher des Tochterunternehmens des staatlichen französischen Energiekonzerns EDF für Erneuerbare Energien (EN - Energies Nouvelles) , laut AFP (2.3.2010) mit. Als Standort dient ein im Jahr 2004 verlassener, 415 Hektar großer ehemaliger NATO-Stützpunkt in Toul-Rosières nahe der Stadt Metz. In der Endstufe des Ausbaus im Zeitraum 2012, 2013 soll die Anlage 143 Megawatt elektrischen Strom produzieren, was den Bedarf einer Stadt mit 62.000 Einwohnern abdeckt.

Die Entscheidung von EDF-EN, eine relativ bewölkte Region wie Lothringen im Nordosten Frankreichs und nicht einen sonnigen Standort im Süden zu wählen, hat einerseits mit der Verfügbarkeit einer entsprechend großen Fläche zu tun, andererseits mit dem Beschluß der Regierung, einen höheren Einspeisetarif für Sonnenenergieproduzenten in relativ einstrahlungsschwachen Regionen zu zahlen, um hierdurch Investoren anzulocken. Die Einspeisevergütung für Solarstrom, der auf Freilandflächen erzeugt wird, variiert je nach Standort zwischen 31,4 und 37,7 cts/kWh. Produzenten für elektrischen Strom aus Lothringen erhalten demnach 17 Prozent mehr als Produzenten an der Côte d'Azur.

Am Bau der 434 Millionen Euro teuren Photovoltaikanlage werden etwa 150 Personen beteiligt sein, wobei diese auch den Asbest von um die 100 ehemaligen Militäranlagen beseitigen müssen; später können die Wartungsarbeiten von 15 Angestellten erledigt werden. Die jährlichen Einnahmen für die Präfektur und drei Gemeinden werden mit mehr als 1,3 Mio. Euro angegeben. Um die Attraktivität des Standorts zu erhöhen, soll dort für Besucher auch ein "Energiehaus" eingerichtet und eine Ausstellung mit Flugzeugen des Militärs geschaffen werden. Zudem wird ein Teil des Geländes aufgeforstet.

Frankreich würde mit der 143-Megawatt-Anlage seine Solarstrommenge deutlich erhöhen, bleibt allerdings zur Zeit noch weit hinter seinen Nachbarstaaten Spanien und Deutschland (8.000 bis 9.000 MW installierte Leistung) zurück. Mit der europaweit höchsten Einspeisevergütung (bis zu 58 cts/kWh) und weiteren Subventionen hofft Paris, den Abstand zu verringern. Lange dürfte das Photovoltaik-Kraftwerk, an dem der US-Solarzellenhersteller First Solar beteiligt ist, nicht Weltmeister sein, denn in den USA, Australien und China sind größere Anlagen im Bau bzw. in der Planung.

EDF zahlt der Regierung über die Vertragszeit von 20 Jahren eine jährliche Pacht von rund eine Million Euro für das Gelände, dem ein Verkaufswert von 8,4 Million Euro zugesprochen wird. EDF-EN hat zugesagt, nach Ablauf der Pachtzeit die Anlagen abzubauen und die Solarpaneele zu wiederzuverwerten. Der staatliche Energiekonzern betreibt einen Großteil der französischen Kernkraftwerke und weltweit mehr als 50 Meiler. Mit seinem Einstieg in Erneuerbare Energien fließt viel relativ Kapital in die im "Atomstaat" Frankreich gering entwickelte Branche. Damit wird die staatlich-zentralistische Energiepolitik auf dem Gebiet der Photovoltaik fortgesetzt. Die steht nicht zwingend individuellen oder kommunalen Energiesystemen im Wege, allerdings zehren diese zur Zeit noch von staatlichen Subventionen, und die Einspeisevergütungen sollen auch in Frankreich nach und nach zurückgefahren werden. Möglicherweise macht das die Photovoltaik langfristig nicht nur effizienter, sondern begünstigt Großanlagen.


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Anmerkungen:

[1] "France builds world's biggest photovoltaic solar plant", AFP, 2. März 2010
http://www.physorg.com/news186770590.html

4. März 2010