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LAIRE/152: Massentierhaltung oder warum Dioxin in Eiern für die Hühner kein Problem ist (SB)


Nach dem Dioxin-Skandal ist vor dem Dioxin-Skandal


Wieder einmal wird die industrielle Massentierhaltung von einem sogenannten Dioxin-Skandal heimgesucht. Mischfutter aus Hamburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen enthielt mit Dioxin belastete Fette und wurde wochenlang vermutlich bundesweit auf Legehennenbetriebe verteilt und dort verfüttert. Da sich die Dioxin-Skandale bei Hühnern, Rindern und anderen Nutztieren häufen, könnte man gut und gerne von einem Dauerskandal der industriellen Tierverwertung sprechen.

Die aktuell nachgewiesenen Dioxinmengen übersteigen bis zum Vierfachen die zulässigen Grenzwerte. Das schließt nicht aus, daß noch sehr viel höhere Belastungen auftreten; sie werden lediglich nicht registriert. Und als der Futtermittelhersteller Werte von 1,56 ng/kg (Nanogramm/Kilogramm) im Futter registrierte - der Grenzwert liegt bei 0,75 ng/kg - und dies meldete, hatte womöglich bereits der größere Teil des dioxinhaltigen Futters die Tierkörper durchwandert.

Schon kleinste Dioxinmengen können bei Menschen Krebs auslösen. Die Tiere selbst sind davon nicht betroffen. Ihnen macht die Dioxinbelastung nichts aus, da es zu keiner nennenswerten Anreicherung kommt ... die Tiere werden nämlich getötet, bevor sich bei ihnen Krebs entwickeln kann. Legehennen befördert man nach rund einem Jahr ins Hühnerjenseits, Masthähnchen wachsen rund 40 Tage auf, dann werden sie zur Schlachtfabrik gefahren.

Daß diesen Tieren ein so kurzes Leben beschieden ist und sie keine Zeit haben, aufgrund einer Dioxinbelastung Krebs zu entwickeln, bedeutet nicht, daß sie deshalb gesund sind. Im Gegenteil, ohne regelmäßige pharmakologische Inputs würden viele der hochgezüchteten Legehennen und Masthähnchen in der Massentierhaltung nicht einmal ihre nach exakten Verwertungskriterien bemessene Existenzfrist überstehen. Seinerseits bedeutet die regelmäßige Gabe von Arzneien nicht, daß in der kurzen Lebensspanne keine Krankheiten auftreten. Aus ökonomischen Gründen bangen die Massentierhalter permanent um das Überleben ihrer Tiere. Würde beispielsweise das züchterische Prachthuhn Cobb 500 nicht von Kindesbeinen an pharmakologisch gestützt, brächen womöglich selbige unter ihm weg, da seine Tonnenbrust zu gewichtig wäre. Nein, Dioxin im Futter stellt für Geflügel kein Problem dar, zu einer Akkumulation des Giftes kommt es erst gar nicht.

Wohl aber in dem etwas langlebigeren Menschen, der Tiere und Tierprodukte ißt. Zwar zeigt die Erfahrung, daß Freilandhühner eher Dioxin aufnehmen als Legebatteriehühner, da sie im Unterschied zu diesen im Erdreich scharren und picken, aber sobald es in der Massentierhaltung zu einem Dioxinskandal kommt, betrifft das eben auch auf einen Schlag massenhaft Tiere.

In Deutschland sind in diesem Jahr rund 450.000 Menschen an Krebs erkrankt. Wieviele davon dioxinbelastete Eier verzehrt haben, ist nicht bekannt. Es wird auch gar nicht untersucht. Die Medizin lieferte statt dessen industriekonforme, ordnungspolitisch gewünschte Erklärungen für die Krebsentstehung: Rauchen und Übergewicht. Typischerweise individuelle Bezichtigungsmuster, damit die Massentierhaltung gar nicht erst in Frage gestellt wird.

31. Dezember 2010