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OFFENER BRIEF/018: Lärm - Wird die Stadt Kerpen noch für die Bürger aktiv? (Initiative Buirer für Buir)


Für den Erhalt der Lebensqualität in Buir: Initiative "Buirer für Buir" - 12.01.2014

Offener Brief zum Lärm in Buir

Lärm in Buir - Buirer fragen besorgt, ob die Stadt noch aktiv wird und ob die Situation überhaupt besser werden kann



In Sitzungen des Stadtrats und des Planungsausschusses im letzten Jahr hatten Vertreter aller Fraktionen sowie die Bürgermeisterin als Verwaltungsspitze die Lärmsituation in Buir als nicht hinnehmbar bezeichnet. Ein Gutachter, der verschiedene Maßnahmen, die zur Verbesserung der Situation vorgeschlagen worden waren, beurteilen sollte, schlug ein Tempolimit auf der Autobahn vor. Damit entsprach er einer Forderung der Initiative Buirer für Buir.

Doch bisher scheint nichts passiert zu sein. Es ist nach wie vor viel zu laut in Buir, und Geschwindigkeitbeschränkungen auf der Autobahn vor Buir - anders als bei Merzenich - gibt es nicht. Daher hat sich die Initiative Buir für Buir entschlossen, in einem offenen Brief an die Kerpener Bürgermeisterin die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Lärmsituation in Buir zu betonen.

Quelle: www.buirerfuerbuir.de


Pressemitteilung - Buir, den 12. Januar 2015

In einem offenen Brief zum Thema Lärm in Buir an die Bürgermeisterin der Stadt Kerpen und die Fraktionen fragen wir nach, ob die Stadt noch gedenkt in dieser Angelegenheit für uns Bürger aktiv zu werden.

Nachdem in Sitzungen des Stadtrats am 02.12.2014 und des Planungsausschusses am 28.10.2014 sowohl die Bürgermeisterin als Chefin der Verwaltung als auch Politiker aller Fraktionen die Situation in Buir als nicht hinnehmbar bezeichnet hatten, hofften wir darauf, dass die Stadt Kerpen gewillt ist mit sofortigen Bemühungen Abhilfe zu schaffen.

Wenn sich diesbezüglich etwas getan haben sollte, muss das im stillen Kämmerlein passiert sein. Wir haben jedenfalls nichts davon gehört.

Um nicht nur duldsam abzuwarten und dabei weiter den Lärm ertragen zu müssen, haben wir einen offenen Brief an die Bürgermeisterin verfasst, um noch einmal die Dringlichkeit Abhilfe schaffender Maßnahmen zu betonen.

Raute



Buir, den 11. Januar 2015

Stadt Kerpen
Die Bürgermeisterin
Jahnplatz 1
50171 Kerpen

Per Mail an buergermeisterin@stadt-kerpen.de

CC an Fraktionen der Stadt Kerpen und Presseverteiler

Offener Brief

Lärm in Buir - Buirer fragen besorgt, ob die Stadt noch aktiv wird und ob die Situation überhaupt besser werden kann


Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,

nun sind seit der Planungsausschusssitzung am 02.12.2014 einige Wochen vergangen und die letzte Information, die die Buirer zum Thema Lärm erhalten haben, war die Berichterstattung über diese Sitzung. Wir Buirer wären froh darüber, wenn die Autobahn so leise wäre, wie seitdem das nach außen wahrnehmbare Geschehen zum Thema Lärm seitens Verwaltung und Politik der Stadt Kerpen. Sowohl in der o.g. s Sitzung als auch in der Stadtratssitzung am 28.10.2014 waren Sie sich mit vielen weiteren politischen Vertretern darüber einig, dass "Die Belastungen unzumutbar erscheinen" (Marlies Sieburg); "Das, was im Moment in Buir zu hören ist, ist unerträglich" (Ingpeer Meyer); "Wir müssen die Situation so erträglich wie möglich gestalten" (Klaus Ripp).

Was haben Sie seitdem unternommen? Sind Sie bezüglich der Lärmproblematik in Buir und den Forderungen nach einem Tempolimit schon bei der Bezirksregierung vorstellig geworden? Wie lange wollen sie uns Buirern und Buirer_innen diese Verlärmung und die damit zusammenhängenden Gesundheitsgefahren noch zumuten?

Tatsächlich war es um die Jahreswende nicht nur in geschlossenen Räumen laut, auch gab es kaum noch Spazierwege rund um Buir, die man zur Erholung nutzen konnte, da der Autobahnlärm sich in alle Richtungen Bahn brach! So geht in unserem Dorf das Leiden vier Monate nach Inbetriebnahme der Autobahn weiter und wir werden seitens der Initiative immer wieder darauf angesprochen, dass die Menschen den Glauben an Verbesserungen verlieren und sich intensiv damit beschäftigen, ob sie angesichts der existierenden Situation und der zu erwartenden weiteren Verschlechterungen durch den Tagebau - der bereits auch heute schon immer wieder hörbar ist - nicht doch ihrer Heimat Buir den Rücken kehren und trotz zu erwartender hoher finanzieller Verluste in einer anderen Region ein ruhiges und friedliches Leben neu beginnen sollen.

Und immer wieder bekommen wir die Frage gestellt, ob es richtig ist, dass die einen umgesiedelt werden und Entschädigungen erhalten - die Buirer aber hier Lärm, Feinstaub, Dreck aushalten müssen und gleichzeitig erhebliche Teile ihrer Altersvorsorge durch den Verlust der Immobilienwerte hinnehmen müssen. Uns haben Bürger, die Vertreter der Banken oder Makler zwecks Schätzung der Immobilienwerte vor Ort hatten, berichtet, dass diese einen Abschlag von 25% auf den ehemaligen Verkehrswert aufgrund Autobahn und Tagebaurandgemeinde ansetzen und dann darauf hinweisen, dass dieser Preis die Verhandlungsbasis sei und mit weiteren Abschlägen zu rechnen sei. Bei 1.800 Immobilien und einem angenommenen Durchschnittswert von 250.000 Euro je Immobilie ergibt sich so insgesamt für Buir bei zu erwartenden 30% Abschlag ein Wertverlust von 145 Mio. Euro. Da kann und darf man nicht mehr von Partikularinteressen sprechen. Das ist Geld, was in den Sozialkassen fehlen wird - sei es bei der notwendigen Aufstockung der Altersvorsorge, bei Zusatzzahlungen zur Pflege oder bei der Unterstützung kommender Generationen. Darüber hinaus ist diese finanzielle Situation auch ein Eingriff in die Freiheit der Betroffenen. Immer wieder hören wir, dass angesichts der zu erwartenden Verluste die Menschen doch (noch) nicht verkaufen können oder wollen, gleichzeitig aber über die aktuelle Situation und über das, was hier noch zu erwarten ist, verzweifeln und krank werden.

Wir meinen: So geht man nicht mit Menschen um - das können sich Menschen auch nicht gefallen lassen. Hier ist dringend Abhilfe erforderlich - und diese fängt damit an, dass ehrlich und offen kommuniziert wird. Dass die Menschen wissen, es interessiert sich jemand für ihre Nöte, kennt diese und kümmert sich. Tatsächlich haben wir feststellen müssen, dass zu vorgenannter Sitzung immer noch kein Protokoll im Ratsinformationssystem eingestellt ist, so dass die Bürger sich auf die Zeitung und auf Hörensagen verlassen müssen. Inzwischen hören wir auch immer häufiger, dass das Lärmproblem in abgestufter Ausprägung nahezu im ganzen Ort wahrgenommen wird. Bewohner vom Steinweg oder vom Mühlenweg klagen inzwischen ebenfalls über Lärm. Gleiches gilt für Bereiche im Ortskern. Wir schließen daraus, dass Wind, Wetter, Hoch- oder Niedrigdruck und vermutliche weitere Faktoren, die wir noch nicht kennen oder ahnen, eine Rolle spielen. Auch wird und häufig berichtet, dass seit September die Bahnen deutlich lauter zu hören sind - was uns Mitglieder unserer Initiative bestätigen konnten. Es scheint also kein reines Lärmproblem seitens der neuen Trasse ausschließlich für die westlichen und südlichen Ortsteile vorhanden zu sein, sondern ein Zusammenwirken verschiedener Einflußfaktoren mit Auswirkung je nach Ausprägung auf alle Ortsteile.

Wir halten es daher für dringend erforderlich, die im Planungsausschuss beschlossenen Lärmgutachten zu erweitern um Akustikgutachten, in denen vor allem Schalldruck und -schwingungen sowie mögliche Interdependenzen zwischen den Emittenten S-Bahn, Bundesbahn, Hambachbahn, Autobahn und Tagebau untersucht werden. Aus unserer Sicht wird man nicht nur für Buir sondern möglicherweise auch für andere Stadtteile, wie beispielsweise Sindorf, Horrem oder Türnich, die auch von unterschiedlichen Lärmquellen betroffen sind, wichtige Erkenntnisse aus einem solchen Gutachten ziehen können - ähnlich den Erfahrungen, die im Planungsausschuss zu den db/A- und dB/C-Werten gewonnen werden konnten.

Foto: © Initiative Buirer für Buir

Eine Geschwindigkeitsbegrenzung mit Radarkontrollen ist grundsätzlich möglich. Tempolimit an der A 4 neu, ca. 400 Meter vor der Ausfahrt nach Merzenich-Ost
Foto: © Initiative Buirer für Buir

Wir bitten abschließend die Verwaltung und die politischen Gremien um einen zeitnahen und nachdrücklichen Einsatz für ein wirksames Tempolimit auf der A 4 neu! Wie kommt es, dass inzwischen auf Höhe der Ausfahrt Merzenich sowie Richtung Kerpen auf Höhe der Grünbrücke ein Tempolimit eingerichtet wurde, vor Buir aber nicht? Außerdem wünschen wir uns eine aktive Kommunikation und größere Nähe zu den Betroffenen. Und wir bitten um Erweiterung der gutachterlichen Tätigkeiten um das Thema Akustik. Gleichzeitig bieten wir einmal mehr unsere Unterstützung mit unseren Kenntnissen an.

Mit freundlichen Grüßen


Die Auswertung der Lärmerhebung und zahlreiche Zusatzinformationen finden die Leser
unter www.buirerfuerbuir.de

Immer aktuell: facebook.com/BuirerFuerBuir

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 12.01.2015
"Initiative Buirer für Buir"
Zum Hoover Feld 19, 50170 Kerpen
E-Mail: info@buirerfuerbuir.de
Internet: www.buirerfuerbuir.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2015


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