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OFFENER BRIEF/022: Rund 30 Organisationen fordern, AKW Grohnde unverzüglich stilllegen! (BBU)


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V. - Bonn, 2. Juni 2016

Rund 30 Organisationen fordern: AKW Grohnde unverzüglich stilllegen!


(Grohnde, Hannover, Bonn, 02.06.2016) Das Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen, das derzeit nicht in Betrieb ist, gerät immer mehr in das Zentrum öffentlicher Kritik. Jetzt haben rund 30 örtliche Bürgerinitiativen sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in einem offenen Brief das sofortige und endgültige Aus für das umstrittene Atomkraftwerk gefordert. Der offene Brief richtet sich an Bundeskanzlerin Angela Merkel, an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, an den niedersächsischen

Umweltminister Stefan Wenzel sowie an die Vorsitzenden der Fraktionen im Bundestag und im Landtag von Niedersachsen. Initiiert wurde der offene Brief von der "Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten", ein Bündnis betroffener Bürgerinnen und Bürger, die seit Jahren auf die Gefahren des AKW Grohnde hinweisen und dessen sofortige Stilllegung fordern. Der BBU begrüßt die Aktivitäten der Regionalkonferenz und wird weiterhin die Forderung nach der sofortigen Stilllegung des AKW Grohnde unterstützen.

Zur Planung weiterer Aktivitäten trifft sich die Regionalkonferenz am Samstag (4. Juni) zu einer öffentlichen Versammlung um 11.00 Uhr im "Cafe täglich", Osterstraße 41 in Hameln.

Weitere Informationen unter
www.grohnde-kampagne.de
www.grohnde-abschalten.de
www.bbu-online.de.


In einer Pressemitteilung vom 02.06.2016 der Regionalkonferenz heißt es:
Das AKW Grohnde darf nie wieder ans Netz gehen!

Der Pannen-Reaktor in Grohnde wird in unverantwortlicher Weise seit Jahren von EON unter Volllast betrieben und leidet dabei immer stärker unter Altersschwäche. Erst bei den Revisionen kommen bestehende und dabei erschreckende Erkenntnisse von Störungen, Defekten und Schäden zu Tage.

Der Reaktor war Anfang April zur routinemässigen Revision für einen Brennelementwechsel und Wartungsarbeiten vom Netz genommen worden. Dabei war ein meldepflichtiger Schaden an einer Nachkühlpumpe festgestellt worden, welcher aber erst auf Druck von Atomkraftgegnern publik wurde. Deshalb durfte das AKW vom 17. April bis vermutlich mindestens 13. Juni mit über 8 Wochen nach Abschluss der Revision nicht weiter betrieben werden. "Die niedersächsische Atomaufsicht bleibt dabei untätig. Es ist nicht nachvollziehbar, warum das AKW nicht sofort stillgelegt wird. Was ist wichtiger, der Profit für EON oder die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung?" fragt Karsten Schmeissner kritisch. Er hat den offenen Brief initiiert. "Das erinnert an die Revision 2014, wo erst ein Generatorschaden auftrat und dann Defekte an Brennelementen festgestellt wurden. 2015 tropfte es radioaktiv aus einer Schweißnaht. Jetzt Metallschrott im radioaktiven Primärkreislauf. Man könnte meinen: Sobald man den Pannen-Reaktor genauer untersucht, findet man plötzlich immer wieder neue katastrophale Mängel! Das beunruhigt die Bevölkerung. Das sind deutliche Belege für die schlechte Verfassung der überalterten Anlage." beschwert sich Schmeissner.

Die Bundesregierung und einige Landesregierungen klagen die Probleme und Störungen in anderen Atomkraftwerken wie in Belgien an und fordern die sofortige Stilllegung. Aber in Deutschland sollen Schrott-Reaktoren wie der Pannen-Reaktor und Stromweltmeister Grohnde bis 2021 unter voller Last in Betrieb bleiben? "Das kann man doch niemanden erklären!" fasst Schmeissner kopfschüttelnd zusammen.

Raute


Offener Brief: Das AKW Grohnde darf nie wieder ans Netz gehen

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
sehr geehrte Frau Ministerin Hendricks,
sehr geehrter Herr Minister Wenzel,
sehr geehrte Damen und Herren Fraktionsvorsitzende,

die aktuelle Lage im Atomkraftwerk Grohnde ist höchst besorgniserregend. Bei einem Pumpenschaden sind abgeriebene Metallteile in den Primärkreislauf des Reaktors eingedrungen und können dort schwere Schäden verursachen. Die Zahl solcher Defekte wächst und macht deutlich, dass hier massive Alterungsprobleme vorliegen in einer üblicherweise in Volllast betriebenen Anlage. Bisher ist es dank glücklicher Umstände zu keinem Unfall mit radioaktiven Freisetzungen gekommen. Plötzlich ausfallende Generatoren, beschädigte Pumpen und Fremdkörper im sicherheitsrelevanten Teil der Anlage können eine Katastrophe unkalkulierbaren Ausmaßes auslösen, zumal mit weiteren, bisher unerkannten Defekten zu rechnen ist.

Das Kraftwerk mit einem Anlagendesign aus den 70er Jahren ist nach heutiger Risikoabschätzung seit 1992 nicht mehr genehmigungsfähig und weist zudem eine Reihe von Schwachstellen auf, die im Zuge der RSK-Sicherheitsüberprüfungen und des EU-Stresstests im Jahre 2011 festgestellt wurden.

Ein ausreichender Schutz gegen Terrorangriffe ist nicht vorhanden. Anschläge, wie sie in Frankreich und Belgien stattgefunden haben, sind auch in Deutschland denkbar. Es ist nicht auszuschließen, dass Atomanlagen Ziel eines solchen Angriffs sein können.

Eine von 20 Behörden durchgeführte Risikoanalyse am Beispiel des AKW Grohnde besagt, dass ein mit Fukushima vergleichbarer Unfall bis zu 1.000 Tote zur Folge hätte, 40.000 Menschen dauerhaft obdachlos machen und der Katastrophenschutz sich als völlig unzulänglich erweisen würde.

Schauen Sie nicht nur auf die Atomkraftwerke in Belgien. Sie finden ähnlich schwerwiegende Probleme hier bei uns vor der Haustür. Bitte veranlassen Sie, dass das AKW Grohnde nie wieder ans Netz geht und unverzüglich stillgelegt wird.

Mit freundlichem Gruß

Karsten Schmeißner im Namen der Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten


Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten

Gruppen, Initiativen und Verbände, die den Offenen Brief "Das AKW Grohnde darf nie wieder ans Netz gehen" unterstützen:

Aktionsbündnis "Bielefeld steigt aus", Aktionsbündnis Fukushima mahnt - Wenningsen/Gehrden, Aktion Z (Esenshamm / Unterweser), AntiAtomBonn, Anti-Atom-Bündnis Berlin und Potsdam, Anti-Atom-Bündnis Schaumburg, Anti-Atom-Initiative Göttingen, Anti-Atom-Kreis Nienburg, Anti-Atom-OWL (Ostwestfalen-Lippe), AntiAtomPlenum Göttingen, Anti_Atom_Plenum Köln (AAPK), Anti-Atom-Plenum Weserbergland, Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad e.V., Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, Brokdorf-akut, Bündnis 90/Grüne Ortsverband Gehrden, BürgerAktionSichere ASSE (BASA), Bürgerinitiative Cattenom Non Merci, Bürgerinitiative Energiewende Gütersloh, Bürgerinitiative Kiel gegen Atomanlagen, Bürgerinitiative StrahlenSchutz (BISS) Braunschweig, Bürgerinitiative Strahlenschutz (BISS) Leese, Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V., Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Initiative für Ökostrom "Bielefeld steigt ein", Karl-W. Koch, Fachbuchautor "Störfall Atomkraft", Klimaforum Detmold, Umweltgruppe Wiedensahl, WIR in Kiel e.V.

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Quelle:
BBU-Pressemitteilung, 02.06.2016
Herausgeber:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V.
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Tel. 0228/21 40 32, Fax.: 0228/21 40 33
Internet: www.bbu-online.de
Facebook: www.facebook.com/BBU72


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2016

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