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STANDPUNKT/121: NaturFreunde fordern konsequent nachhaltige Waldwirtschaft (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 18. Mai 2011

NaturFreunde fordern konsequent nachhaltige Waldwirtschaft

Bundesregierung soll Internationales Jahr der Wälder zum Umsteuern nutzen


Berlin, 18. Mai 2011 - Der Wald in Deutschland steht unter starkem Druck: Die Holznachfrage ist übersteigert, der Wald längst degradiert als Energie- und Rohstofflieferant. Zudem veränderte der Klimawandel nicht nur langfristig die Zusammensetzung der Wälder und lässt heimische Baumarten aussterben, er macht den Wald auch anfälliger für Schädlingsbefall, Unwetter und Stürme als bisher. Die NaturFreunde Deutschlands haben deshalb auf einer Tagung in Schmiedefeld im Thüringer Wald die Bundesregierung aufgefordert, konsequenter eine nachhaltige Waldwirtschaft zu betreiben.

Wie die Naturschutzexpertin des Verbandes Mira Beinert erklärte, sollte die Bundesregierung das "Internationale Jahr der Wälder" 2011 zum Umsteuern in der Waldpolitik nutzen. In ihrer "Schmiedefelder Erklärung" forderten die NaturFreunde, Deutschland müsse in der Waldwirtschaft auch global eine Vorbildfunktion einnehmen und in internationalen Verhandlungen und Wirtschaftsbeziehungen einer nachhaltigen Waldpolitik Priorität einräumen.


Qualität und Gesundheitszustand der deutschen Wälder nehmen ab

Mira Beinert erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die deutschen Selbstverpflichtungen aus der Nationalen Biodiversitätsstrategie: etwa die Ausweitung der natürlichen Waldentwicklung auf fünf Prozent der Waldflächen und die Zertifizierung von 80 Prozent auf FSC-Standard bis 2020, verbindliche Richtlinien zur Berücksichtigung der Biodiversitätsziele auch in Privatwäldern einzuführen und die Förderung des Vertragsnaturschutzes in Privatwäldern auf zehn Prozent der Waldfläche zu erweitern. Dazu müssten aber noch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Waldverjüngung und Wildbesatz - auch durch eine Reform des Jagdrechts - sowie verstärkte Bemühungen um die Bildung für nachhaltige Entwicklung für das Kulturgut Wald kommen.

Die NaturFreunde kritisieren, dass Qualität und Gesundheitszustand der Wälder in Deutschland seit Jahrzehnten abnähmen. Intakte, alte Wälder seien die Ausnahme, forstwirtschaftlich durchgeplante Waldparzellen die Regel. Neuaufforstungen mit schnell wachsenden Hölzern verdrängten langfristig gewachsene Wälder. Gleichzeitig sei weniger als ein Prozent der deutschen Waldfläche Wildnisfläche, wo der Wald ohne wirtschaftliche Nutzung sich selbst überlassen werde.


Deutschland fehlen 30 Millionen Kubikmetern Holz bis 2020

Im Internationalen Jahr der Wälder müsse deutlich gemacht werden, unter welchem extrem starken Druck die deutschen Wälder durch Schadstoffeintrag, Rohstoffknappheit und einem ungebändigten Energiehunger stünden. Deutschland sei neben den USA Weltmeister im Verbrauch von Holz- und Papierprodukten. Nicht zuletzt hierdurch rechneten Experten mit einer Holzversorgungslücke bis zum Jahre 2020 von rund 30 Millionen Kubikmetern allein für Deutschland.

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung wäre nach den Worten von Mira Beinert eine konsequent zukunftsfähige Waldstrategie für Deutschland, die verantwortungsvolle Richtlinien und Maßnahmen von Politik und Wirtschaft einfordere. Die zurzeit federführend vom zuständigen Bundeslandwirtschaftsministerium geplante Waldstrategie 2020 müsse deshalb eine nachhaltige Waldwirtschaft ins Zentrum ihrer Überlegungen und Forderungen stellen.


NaturFreunde bieten Waldwanderungen an

Die NaturFreunde Deutschlands haben ihre Mitglieder aufgerufen, sich an der Initiative des Bundesamts für Naturschutz "Gemeinsam wandern - Vielfalt in Wäldern erleben" zu beteiligen, die sich über einen Zeitraum vom 14. Mai bis 26. Juni erstreckt.


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Quelle:
Presseinformation vom 18.05.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur
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Tel.: 030/29 77 32 65, Fax: 030/29 77 32 80
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2011