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STANDPUNKT/155: Erheblicher Nachbesserungsbedarf bei EU-Richtlinie für Energieeffizienz (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 21. Juni 2011

EU-Kommission will zuwenig Energieeffizienz

EU-Richtlinie für Energieeffizienz ist unverzichtbar. BUND sieht Nachbesserungsbedarf und kritisiert Philipp Rösler


Berlin/Brüssel: Der für morgen von der EU-Kommission angekündigte Entwurf für eine Energie-Effizienz-Richtlinie kann aus Sicht des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bei optimaler Ausgestaltung einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen liefern. Noch sieht der Umweltverband jedoch erheblichen Nachbesserungsbedarf. "Neue wirksame Regeln zum Energiesparen sind unverzichtbar. Sonst wird die Europäische Union nur die Hälfte der von ihr angestrebten zwanzigprozentigen Energieeinsparung bis 2020 erreichen. Die Energie-Effizienz-Richtlinie in ihrer jetzigen Form wird ihr Ziel verfehlen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Weiger kritisierte vor allem, dass die Energie-Effizienz-Richtlinie kein verbindliches Einsparziel enthalte. Leider solle voraussichtlich erst in einigen Jahren entschieden werden, ob ein solches Ziel überhaupt erforderlich sei. "Die Europäische Union darf beim Energiesparen keine Zeit verlieren. Ohne klares Einsparziel verschenkt Energiekommissar Günther Oettinger eine wichtige Chance zur Steigerung der Energieeffizienz. Die eigenen Analysen der EU-Kommission zeigen, dass ein rechtlich verbindliches Ziel Voraussetzung für die notwendigen Einsparungen ist. Die Europäische Union darf nicht Jahre verstreichen lassen, ohne sich Zielmarken für mehr Energieeffizienz zu setzen", sagte Weiger.

Der Entwurf der Richtlinie sehe zwar vor, dass die Energieunternehmen dafür zu sorgen hätten, dass ihre Endkunden jährlich 1,5 Prozent ihres Energieverbrauchs einsparen müssten. Die BUND-Expertin für Energieeffizienz, Irmela Benz, warnt jedoch vor zuviel Euphorie: "Eine Sparverpflichtung kann den Markt für Energiedienstleistungen zwar beleben. Es besteht jedoch die Gefahr, dass vor allem solche Maßnahmen umgesetzt werden, die nur eine kurzfristige Wirkung haben. Priorität muss deshalb die Koordinierung und Förderung umfassender und konkreter Energiesparmaßnahmen mit Hilfe eines Energie-Effizienzfonds haben."

Eine Reduktion des Energieverbrauchs um ein Fünftel bis 2020 könnte den europaweiten CO2-Ausstoß um jährlich etwa 800 Millionen Tonnen verringern. Effizienzprogramme könnten zudem mehrere Millionen neue Arbeitsplätze schaffen. Zugleich würden Privathaushalte pro Jahr mit bis zu 1000 Euro Einsparung bei den Energiekosten entlastet. Eine wirksame europäische Energie-Effizienz-Richtlinie spiele außerdem eine wichtige Rolle beim Atomausstieg.

"Allein in Deutschland lassen sich mit Effizienzmaßnahmen im Strombereich zehn Atommeiler wegsparen", sagte der BUND-Vorsitzende Weiger. "Mit der Durchsetzung einer wirksamen Energie-Effizienz-Richtlinie inklusiver verbindlicher Energiesparziele kann die Bundesregierung jetzt beweisen, dass sie es mit der Energiewende ernst meint. Dazu passt nicht, dass Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler die neue Brüsseler Richtlinie aufweichen will. Mehr Energieeffizienz ist und bleibt die wichtigste Maßnahme für den Schutz des Klimas und der Ressourcen", sagte Weiger.


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 21.06.2011
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2011