Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → MEINUNGEN

STELLUNGNAHME/018: Zum Positionspapier "Wolf in Brandenburg" des Bauernverbandes (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 14. Dezember 2010

Gemeinsame Presseerklärung des NABU Brandenburg, des Freundeskreises freilebender Wölfe e.V., und des IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) zum Positionspapier "Wolf in Brandenburg" des Landesbauernverbandes und anderer Tierhalterverbände

Keine Angst vorm "bösen Wolf"!
Naturschützer weisen Forderungen des Landesbauernverbandes zurück


Potsdam. Als wenig hilfreich in der Diskussion um den Umgang mit nach Brandenburg einwandernden Wölfe sehen Naturschützer das heute vom Landesbauernverband und anderen Tierhalterverbänden vorgestellte Positions- und Forderungspapier an.

"Auch, wenn in den letzten Jahren eine natürliche Rückkehr durch den Wolf, insbesondere in Sachsen und Brandenburg begonnen hat, so ist es völlig abwegig, den Schutzstatus zu lockern. Der Wolf ist durch die Flora-Fauna-Habitat Richtlinie der EU und das Washingtoner Artenschutzabkommen stark geschützt, und das auch zurecht, denn in vielen Ländern ist der Wolf auf der Roten Liste der gefährdeten Arten sogar als "vom Aussterben bedroht" eingestuft", erläutert Robert Kless vom IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds). Darüber hinaus sei man auch in den deutschen Wolfsgebieten von einem "günstigen Erhaltungszustand der Art" noch weit entfernt.

"Der Landesbauernverband macht sich zum Anwalt einer so nicht existierenden Wolfgegnerschaft", zeigt sich auch Katharina Weinberg, NABU-Landesgeschäftsführerin und Sprecherin der Bundesarbeitsgruppe Wolf im NABU erstaunt und verweist auf eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz aus dem Jahr 2007, nach der große Teile der Bevölkerung pro Wolf eingestellt sind.

"Seit jeher müssen Landwirte mit den Unbilden der Natur leben und was den Wolf betrifft: es gibt bereits jetzt eine volle Entschädigung, wenn Wölfe als Schadensverursacher nicht auszuschließen sind." Ein von den Tierhaltern geforderter "einklagbarer Rechtsanspruch auf vollständigen finanziellen Ausgleich von wolfsbedingten Schäden und Aufwendungen würde z.B. bedeuten, dass die Landwirte jede Arbeitsminute für den Bau eines Wolfsschutzzaunes ersetzt bekommen.

Ebenso erteilte die NABU-Wolfs-Expertin der Ausweisung von sogenannten Wolfseinstandsgebieten und der Festlegung von Bestandsobergrenzen eine Absage, denn der Wolf habe einen immensen Raumbedarf, Jungwölfe wandern oftmals sogar Hunderte Kilometer auf der Suche nach einem neuen Revier.

Die Drohung, dass sich die Freilandtierhaltung durch die "unregulierte Ausbreitung des Wolfes" zurückzieht, weist Weinberg als unhaltbar zurück. "Im Jahr 2010 wurden im sächsischen Wolfsland von insgesamt 15.000 Schafen ganze 15 Tiere von Wölfen getötet (dabei waren 12 ungeschützt) und alle diese Wolfsrisse wurde mit öffentlichen Geldern entschädigt. Bislang hat in der sächsischen Lausitz kein Landwirtschaftbetrieb wegen der Wölfe seinen Betrieb einschränken oder aufgeben müssen."

Der NABU, so Weinberg, begrüßt ausdrücklich den für kommendes Frühjahr angekündigten Wolf-Managementplan des Landes Brandenburg und hofft, dass neben Landwirten und Jägern auch die Naturschutzverbände und externen Wissenschaftlern an dessen Erarbeitung beteiligt werden.


*


Quelle:
Pressedienst, 14.12.2010
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2010