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STELLUNGNAHME/080: BUND-Einwendung - Geplantes GuD-Kraftwerk Wedel "völlig überdimensioniert" (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 10. Oktober 2012

Gas- und Dampfkraftwerk Wedel: Vattenfall und Hamburger Senat bremsen Energiewende aus



Als "völlig überdimensioniert" kritisiert der BUND das geplante GuD-Kraftwerk Wedel in seiner Einwendung, deren Frist heute abläuft. Zwar sei es grundsätzlich sinnvoll und zu begrüßen, wenn ein abgängiges Kohlekraftwerk durch ein Gas- und Dampfkraftwerk ersetzt werde, doch müssten auch Alternativen geprüft werden.

"Wer einfach ein altes Kraftwerk durch ein neues ersetzen will, hat von der Energiewende nichts verstanden." warnt Hans-Jörg Lüth, Stellvertretender BUND-Landesvorsitzender. "Vattenfall und der mit planende Hamburger Senat sind offensichtlich noch in alten Strukturen verhaftet. Die Zeit von Großkraftwerken auf der grünen Wiese ist vorbei."

Kein Verständnis hat der BUND, dass offensichtlich keine Alternativen geprüft wurden. Ein Standort näher an den Verbrauchern, so im Industriegebiet Stellingen, würde erhebliche Wärmeverluste vermeiden. Investitionen in das Nahwärmenetz, in Wärmedämmung und Einsparungen bei den Verbrauchern, z.B. über ein Energiecontracting, sowie dezentrale Blockheizkraftwerke in Wohnblocks und öffentlichen Gebäuden würden zu einer drastischen Verringerung des Wärmebedarfs führen. Damit müsste nicht ein Heizkraftwerk von, wie bisher geplant, 400 MW (Magawatt) Heizwärme, sondern von 300 oder 200 MW gebaut werden. Dies würde für einen Standort Wedel bedeuten, dass für den Wärmetransport eine Wassertemperatur nicht wie geplant von 136 Grad C, sondern nur von 110 Grad C ausreichend wäre. Bei einem Leitungsnetz von bis über 20 Km Entfernung zu den Verbrauchern würde sich der Wirkungsgrad des Kraftwerkes deutlich steigern lassen.

Als positives Beispiel für eine zeitgemäße Planung nennt der BUND die Landeshauptstadt Kiel: Als Ersatz für ein altes 400 MW Kohlekraftwerk sollte zunächst, so die Planung der Stadtwerke und EON, ein 800 MW Kraftwerk gebaut werden. Nach heftigen Bürgerprotesten und der Suche nach dezentralen Alternativen und Einsparmöglichkeiten sehen die jetzigen Planungen ein GuD-Kraftwerk mit 200 MW vor.

"Bürgerbeteiligung ist kein Investitionshindernis. Bürgerbeteiligung kann dazu beitragen, Planungen effektiver zu machen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.", stellt Hans-Jörg Lüth fest. "Hamburger Senat und Vattenfall sind aufgefordert, vor einem geplanten Bau eine ernsthafte Bürgerbeteiligung und vor allem eine Alternativenprüfung durchzuführen, solange muss das Genehmigungsverfahren ausgesetzt werden. Sonst würde die Fehlplanung eines Kraftwerk für dessen Laufzeit von 40 bis 50 Jahre Klimaschutz und Energiewende blockieren."

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Quelle:
Presseinformation Nr. 47, 10.10.2012
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lerchenstr. 22, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
E-mail: bund-sh@bund-sh.de
Internet: www.bund-sh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2012